Es war nur eine Platzpatrone gewesen, aber genug um dafür zu Sorgen dass Panik ausbrach.
»Verdammt«, knurrte Will, da keiner von uns den Schützen sehen konnte weil sich ständig jemand in unser Blickfeld schob und die Menschen in ihrer Panik ziellos umherliefen was der Angreifer vermutlich bezweckt hatte.
»Wir müssen hier raus. Nach oben, in den Kontrollraum«, sagte Sebastian und stürzte Richtung Seitentür, während wir ihm folgten. Wir zogen beide unsere Waffen und hielten sie Schussbereit, während Sebastian in unserer Mitte lief.
»Ich muss das Sicherheitssystem im dritten Stock lahmlegen, bevor ich mit dem letzten Teil beginnen kann. Mein Störsender hält nur für höchstens zehn Minuten, dann müssten sie den Fehler bemerken«, meinte Sebastian und wir rannte eine Treppe nach oben. Es war seltsam dass uns bis in den dritten Stock hinauf niemand begegnete, obwohl ich eigentlich mit Wachpersonal in jeder Etage gerechnet hatte.
»In welchem Zimmer befindet sich der Kontrollraum?«
»Den Gang entlang, rechts abbiegen, die zweite Tür links. Bitte tötet niemanden«, sagte Sebastian und wir nickten. Er konnte ohne Probleme mit uns Schritt halten, was mir bestätigte dass er recht sportlich war und sich tatsächlich in Form hielt. Das war ziemlich gut für uns, denn nichts wäre lästiger als jemand der nur mit viel Mühe hinter uns her kriechen würde.
Wir hielten an einer Ecke und Will nahm einen kleinen Spiegel um damit um die Ecke zuschauen, dann hielt er zwei Finger nach oben. Das sollte kein großes Problem darstellen.
Es war ein leichtes für uns die beiden Wachen auszuschalten, dann glitten wir in den Kontrollraum, wo wir auch den Wachmann der auf dem Stuhl saß bewusstlos schlugen und in die Ecke legten.
Vor uns hingen etwa acht Bildschirme, die alle verschiedene Bereiche des Hauses zeigten. Ich hatte keine Ahnung von den unzähligen Knöpfen die hier waren, aber Sebastian schob uns schon zur Seite und tippte darauf herum, als würde er genau wissen was er da tat. Menschen die sich so gut mit Computern auskannten und verstanden was sie machen mussten waren für mich ein Rätsel.
»Wir werden jetzt zum Boss gehen. Er ist im Gebäude, vermutlich nicht mehr auf der Feier sondern irgendwo in seinen Privaträumen.« Sebastian holte sein Handy heraus und tippte etwas ein, dann schien er auf etwas zuwarten und seine Mundwinkel hoben sich.
»Sein kleines Privatzimmer ist neben den Toiletten. Wir gehen nicht durch die Vordertür, sondern durch eine kleine Seitentür des Nebenzimmers.« Wir nickten, dann ging Will voran in die Richtung, welche Sebastian uns nach und nach beschrieb. Normalerweise interessierte ich mich nicht dafür, warum wir bestimmte Dinge erledigen mussten, aber bei Sebastian interessierte es mich schon was seine Motive waren. Aus seiner Erklärung nahm ich heraus, dass es sich um eine persönliche Angelegenheit handeln musste, sonst hätte man ihm jemandem zum Schutz zur Seite gestellt.
Obwohl er unter einem Mafiaboss stand und vermutlich keine andere Wahl hatte, wirkte er dennoch nicht auf mich wie jemand, der ständig nur die Drecksarbeit anderer erledigte.
»Er wird nicht überrascht sein und es könnte sehr gefährlich für mich werden, daher wäre ich Ihnen dankbar wenn Sie ihren Job erfüllen würden. Bringen Sie möglichst niemanden um, ich hasse sinnloses Blutvergießen.«
In den Raum den wir nun betraten waren drei Personen. Ein recht junger Mann in einem sündhaft teuren Anzug saß mit einem Glas guten Whisky auf einem Sofa, was aussah als würde es kaum benutzt werden und mehr der Dekoration dienen, neben ihm zwei Männer die uns grimmig anstarrten und ihre Waffe hoben. Keiner von uns zuckte mit der Wimper, wir standen nur da und starrten uns an, achteten auf jedes Zucken was uns sagen würde dass der Gegenüber anfangen würden zu schießen.
»Ich habe mich schon gefragt wann du endlich kommen würdest. Nachdem du mein Sicherheitssystem lahm gelegt hast, war mir klar dass es sich nur noch um wenige Minuten handeln würde«, sagte der Typ im Anzug ruhig und musterte Sebastian.
»Ich habe das nur getan, weil ich wusste dass du sofort an mich denken würdest.« Der Mann lächelte amüsiert.
»Heute nicht mit den üblichen Leibwächtern von deinem Boss? Sondern mit... nun, sie sehen ehrlich gesagt nicht gerade danach aus als ob sie überhaupt für etwas nützlich wären.« Er warf uns einen abschätzigen Blick zu, dann wandte er sich wieder ab. Sebastian zog aus seiner Tasche einen USB-Stick.
»Ich denke du weißt was darauf ist... und ich weiß dass du es um jeden Preis haben willst.« Der Mann im Anzug versuchte sich seine Überraschung und Neugier nicht anmerken zu lassen, doch mir entging das kurze Zucken in seinem Gesicht nicht, kurz bevor er seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte und eine gleichgültige Maske aufsetzte. Auch Sebastian schien genau zu wissen, dass egal wie uninteressiert er sich gab er alles dafür tun würde um den USB-Stick zu bekommen.
»Ich habe erwartet dass so etwas in der Art passieren würde. Du willst also verhandeln über...«
»Ich will nicht darüber verhandeln.«
»Was willst du dann?« Sebastians Lächeln wurde selbstsicherer.
»Ich weiß dass es dir nicht gefällt dass ich nicht bei dir bin und mich jemand anderem anschloss, aber bisher habe ich ja auch noch nie gegen dich gespielt Bruderherz.« Will und ich tauschen einen kurzen Blick. Aus Erfahrung wussten wir beide, dass selbst Verwandschaft niemanden vor einer Kugel schützte, besonders nicht in den Kreisen in denen wir uns bewegten.
»Deine verweichlichte Art ist es, warum ich jetzt hier sitze und du dich hinter deinem Computer versteckst. Also, was willst du wirklich?«
»Das hier hat nichts mit meinem Boss zu tun, es ist etwas rein persönliches.«
Der Typ im Anzug machte ein kaum merkliches Handzeichen, doch wir beide reagierten sofort. Will erschoss den linken Leibwächter, während ich instinktiv Sebastian zur Seite schob und einer zweiter Schuss ertönte.
DU LIEST GERADE
Nameless (Boyslove)
Novela JuvenilWill und Seth leben in einer Stadt, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Es gibt die prachtvollen, schönen Stadtteile, und die verwahrlosten Viertel, wo der Abschaum der Gesellschaft lebt der vermutlich nie eine echte Chance auf ein besseres Leb...