Kapitel 15

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,,Entschuldigung, könnte ich bitte durch?", frage ich jetzt bereits zum dritten Mal eine Frau mit brünettem Haar. Ach, was habe ich überhaupt erwartet, sie macht sich nicht mal die Mühe, sich umzudrehen und mich wenigstens anzusehen. Sie bleibt einfach vor ihrem Sitzplatz mitten im Gang stehen, wobei man zugeben muss, dass dieser nicht besonders breit ist und versperrt somit mir und einigen Passagieren hinter mir, den Weg, da sie eine Tasche in ihr Handgepäckfach legt. Entweder sie hörte mich und die komischen Bemerkungen der Menschen hinter mir wirklich nicht oder sie ignorierte uns gekonnt. Als ich mich gerade dazu anregen wollte, die Dame leicht an ihrer Schulter anzutippen und sie ein weiteres Mal zu bitten, mich durchgehen zu lassen, bemerkte ich ein genervtes Schnauben hinter mir. Daraufhin werde ich unsanft zur Seite geschubst und falle auf einen, glücklicherweise leeren, Sitz. Verwirrt stelle ich mich wieder aufrecht hin und beäuge das Ereignis, welches sich vor meinen Augen abspielt. Ein korpulenter, mittelalter Mann, dessen Oberteil bereits in der Mitte seines Bauches angekommen ist, tippt die Frau ziemlich aggressiv an ihrer rechten Schulter an.

Erschrocken dreht sie sich um und schaut diesen verwirrt an. Daraufhin blickt sie leicht beschämt hinter den Mann, zu den anderen Menschen und schließlich zu mir. Sie entfernt ihre Kopfhörer aus den Ohren und entschuldigt sich leise. Schnell schließt sie das Handgepäckfach und setzt sich in ihren Sitz.

,,So macht man das, Kleine!", keift er mich mit Kalter Miene an.

Ich erwidere nichts auf seine Aussage und gehe weiter, jedoch blicke ich nochmal kurz nach rechts, auf den Sitzplatz des Mädchens, welches außerdem kaum älter als ich aussieht, und lächle sie kurz an.

Hm, Sitzplatz 8D... Na super, in der Mitte. Ich habe also nicht mal ein Fenster, an dem ich während dem Flug rausschauen kann. Schnell nehme ich aus meinem Handgepäck das Nötigste, wie zum Beispiel mein Handy, heraus und lege die Tasche in das Fach. Ich bin auch noch in der Mitte von der Mitte. Also außen, links vom Gang aus, befinden sich jeweils zwei Sitzplätze und in der Mitte drei. An der rechten Seite befinden sich dann ebenfalls zwei Sitzplätze. Und ich sitze halt komplett in der Mitte, nicht gerade verständlich erklärt, aber naja.

Links neben mir sitzt bereits eine ältere Frau, vermutlich um die sechzig Jahre alt. Rechts von mir ist der Platz noch frei und ich hoffe, dass das auch so bleibt. Wir fliegen über die Nacht und sollten so gegen vier Uhr morgens in Florida ankommen. Es ist jetzt zwanzig nach acht und wir würden um neun Uhr losfliegen. Vermutlich würde ich die Nacht durchschlafen, eher nicht, weil ich im Sitzen nicht gut schlafen kann, oder ich würde die ganze Nacht Filme auf dem kleinen Bildschirm vor mir gucken.

Gerade hatte ich mich gemütlich eingerichtet, insofern das in einem Flugzeug möglich ist, also mein kleines Flausch Kissen auf ,,meinen" rechten Platz gelegt, mein Buch auf die Ablage gelegt, die eigentlich ebenfalls zu dem Sitz des rechten Platzes gehört und mir gerade meine Kopfhörer in die Ohren machen wollte, um mich vor dem Start ein wenig zu beruhigen, wurde mein Vorhaben von einer Stimme gestört. Mein Kopf schallte verwirrt in dessen Richtung. Wie es aussieht habe ich doch keine zwei Sitzplätze zur Verfügung, das wäre auch zu schön gewesen. Ein kleiner Junge, ungefähr neun Jahre alt lächelt mich mit einem breiten Lächeln an, woraufhin seine Grübchen zum Vorschein treten. Seine Haare scheinen dunkelblond und seine Augen hellblau. Außerdem hat er um seine kleine Nase viele kleine Sommersprossen.

,,Hi, meine Mama hat gesagt, dass das hier mein Platz ist", sagt er fröhlich und zeigt mit seinem Finger auf seinen angeblichen Platz. Ich folge mit meinem Blick seinem Finger und mein Blick fällt auf mein violettes Kissen.

Ich setze ein freundliches Lächeln auf und nehme das Kissen und mein Buch von seinem Platz weg.

,,Achso, ja klar."

Er setzt sich hin, holt ein Kartenspiel aus seiner Hosentasche und legt es auf seine Ablage.

Anschließend dreht sich sein Kopf in meine Richtung.

,,Ich bin Liam. Und wer bist du?"

Gerade als ich antworten wollte, ist ein Klingeln zu hören, woraufhin die Durchsage des Piloten ertönt. Er stellt sich vor, begrüßt die Passagiere und gibt an, dass wir in Kürze starten würden.

,,Ich bin Zoe.", antwortete ich lächelnd.

Kurz darauf bemerke ich, dass das Flugzeug ins Rollen kommt, da ich mich kurz nach vorne beuge, um aus einem Fenster schauen zu können.

Tatsächlich...

Dreimal tief durchatmen und Kaugummi kauen.

Und da fängt es auch schon an. Das Flugzeug wird immer schneller beschleunigt und wir rasen bereits auf der Startbahn, dies bemerkt man ihm Inneren des Flugzeugs jedoch nicht wirklich. Ich spanne mich an und halte mich an den Sitzgriffen fest. Anscheinend bemerkte das auch mein Sitznachbar, denn plötzlich bemerke ich skeptische Blicke auf mir.

,,Hast du etwa Angst?", fragt er verwirrt.

Ich schüttele den Kopf.

Plötzlich wird mein Körper mit voller Kraft in den Sitz gepresst.

,,Nein. Aber der Anfang macht mich ein bisschen nervös.", gebe ich nach ungefähr drei Minuten zu, als wir bereits höher in der Luft sind und drehe meinen Kopf lächelnd zu ihm.

Verständlich nickt er.

,,Ja, so ging es mir am Anfang auch. Aber nach und nach gewöhnt man sich daran."

Er musste, laut seiner Aussage, schon viel gereist sein. Vermutlich verstand er meinen verwirrten Gesichtsausdruck, denn er lachte leicht.

,,Ich bin schon super oft geflogen, weißt du? Mein Papa muss nämlich sehr viel arbeiten und ist deswegen fast nie zu Hause.", zuletzt hörte sich seine Stimme ziemlich traurig an.

,,Jedenfalls müssen wir deswegen meistens mit ihm in andere Länder fliegen. Naja, aber weißt du, wer trotzdem immer bei mir ist und überall mit hin kommt?", fragt er auffordernd und seine eine Augenbraue steht ein bisschen weiter oben, als die Andere.

Ich vermute, dass er auf eine Antwort meinerseits wartet, also antworte ich mit der bestmöglichsten Antwort.

,,Deine Mama?"

Kurz blickt er mich verwirrt an, dann wechselt sein Blick jedoch in einen anderen Gesichtsausdruck.

,,Jaa, die Mama auch...Aber ne.", er beugt sich nach vorne, zu seinem Rucksack vor und wühlt nach etwas.

,,Hier. Das ist Monsieur Nicholas! Du darfst ihn aber auch Nick nennen.", sagt er nun grinsend und mehr als Stolz und hält mir Nick vor die Nase. Dieser ist ein kleiner, brauner Kuschelteddybär.

,,Oh, der ist ja niedlich. Und wo hast du den Kleinen her?", frage ich interessiert nach.

,,Er mag es nicht, wenn man ihn niedlich oder süß nennt. Und ich habe ihn von meinem Bruder bekommen, als ich ein Jahr alt wurde.", beim ersten Teil hielt er seinem Teddy die Ohren zu und bei dem zweiten Teil lächelte er leicht.

,,Das ist ja schön und wie heißt dein Bruder?", frage ich interessiert

,,Jayden."


Frohe Weihnachten wünsche ich euch. 💗😇

Happy EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt