~20 Ein prägender Einsatz~

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Am nächsten Morgen komme ich mal  wieder nur schwer aus dem Bett. Es ist wieder so ein Morgen an dem man sich erst mal selber motivieren muss. Man sucht also nach Gründen, für die es sich lohnt auf zu stehen. Ich bin mir ziemlich sicher, das kennt jeder. Als mir dann endlich genügend Gründe eingefallen sind, stehe ich auf und dusche mich kurz kalt ab. Nur um sicher zu gehen das die Motivation die Müdigkeit auch wirklich besiegt. Währen ich mir meine Zähne putze, schaue ich kurz in den Spiegel. Irgendwie bekomme ich Lust mich heute ein bisschen zu schminken. Ein bisschen Wimperntusche hier, etwas Kajal da. Perfekt nicht zu viel, aber so das man es bemerkt. Kommen wir nun zu dem Part der am schwierigsten für mich ist. Das Aussuchen der Klamotten. Kleiner Spaß, ich trage jeden Tag das gleiche. Das ist das gute daran eine Uniform zu tragen. Heute soll ein warme Tag werden. Ich freue mich schon, wenn der Sommer endlich vorbei ist. Bei der Wache angekommen packe ich wie jeden Morgen meine Tasche in den Spind und gehe in den Aufenthaltsraum. Heute bin ich seit langem wieder mal mit Franco zum Dienst eingeteilt.  "Hey Franco. Na bereit für die Sicht?" Er dreht sich mit einem Lächeln um. "Natürlich! Wenn du mich fragst ist es schon viel zu lange her, dass wir zusammen auf Tour waren" Wir umarmen uns zur Begrüßung. "Na dann mal los." Zusammen laufen wir zum Rettungswagen und melden uns an. "Das Dream-Team ist on the Road!" Ich verdrehe die Augen und fahre los. "Hey Franco, wäre es okay wenn wir zu Mittag in dem einen Imbiss essen? Der der neben dem Revier ist." Ich kann seinen skeptischen blick förmlich spüren. "Wir sind gerade einmal 5 Minuten unterwegs und du denkst schon ans Essen." Jetzt wo er es sagt, fällt mir auch auf, dass das etwas komisch klingt. "Nein, ich muss nur kurz auf die Wache und ich dachte wir können das verbinden." "Sehr originelle Ausrede, aber okay." "Das ist keine Ausrede ich muss Paul seine Klamotten bringen, die hat er bei uns vergessen." Jetzt schaut Franco eher interessiert als skeptisch. "Aha?! Und warum sind seine Klamotten bei dir?" Ich verdrehe die Augen. "Wir haben uns am Wochenende verabredet und sind an den See gegangen. Mehr nicht." "Ihr beiden hattet ein Date?! Wieso erfahre ich davon nichts?" "Weil es kein Date war. Meine Schwester und ihre Kollegin waren auch dabei." "Also willst du mir jetzt ernsthaft erzählen das ihr an diesem Wochenenden keine einzige Minute für euch alleine hattet?" Oh man die Fragerei und Francos Blick machen mich ganz nervös. "Naja, also..." Gott sei Dank rettete mich die Leitstelle mit unserem ersten Einsatz. "Fahrt in die Werckgasse 28. Dort gab es einen größeren Verkehrsunfall. Die Polizei ist vor Ort." Franco antwortet der Leitstelle und wendet sich dann wieder mir zu. "Denk nicht das du mir so einfach davon kommst." Jetzt müssen wir beide lachen, bereiten uns dann aber wieder beide auf den Einsatz vor. Es ist schon schön einen Freund wie Franco zu haben. Er ist zwar etwas älter als ich, aber trotzdem mein Bester Freund.

Am Einsatzort angekommen atme ich noch einmal tief durch und steige dann aus. Wir schnappen unsere Rucksäcke und joggen zur Einsatzleitung. Es sind vier Autos und ein Motorrad verwickelt. Eines der Autos ist durch einen Metallzaun gefahren und steht in einem Vorgarten.  Es wirkt so als wäre es dem Motorrad ausgewichen. Die anderen drei Autos sind in einer Reihe aufeinander gefahren. Die eingedrückten Motorhauben verraten mir, dass der Aufprall ziemlich heftig gewesen sein muss. Jedes Team bekommt erst einmal ein Auto zugewiesen. Mir und Franco wird das Auto zugewiesen, welches durch den Metallzaun in den Vorgarten gefahren ist. 

Über die Trümmer versuchen wir in den Vorgarten und an das Auto zukommen. Im Auto sind zwei Personen. Beide sind bei Bewusstsein, aber sehr aufgeregt. Während Franco sich um den Fahrer kümmert, kümmere ich mich um die Beifahrerin. "Hallo mein Name ist Klara Polanski. Können sie mir sagen, was genau passiert ist?" Die Frau schaut mich verwirrt an. Sie steht unter Schock. Ich sehe sie mir genau an. Sie hat eine Platzwunde an Wange und Stirn außerdem blutet sie aus der Nase. Als erste Maßnahme lege ich ihr einen Stifneck an. "Versuchen sie ihren Kopf nicht  zu bewegen." Sie versucht zu nicken, verzieht aber gleich ihr Gesicht vor schmerzen. "Franco wie sieht es bei dir aus?" "Mehrere Schürfwunden, der rechte Arm ist gebrochen, Vitalfunktionen sind gut. Wie sieht es bei dir aus?" Ich schaue nochmal auf den Monitor und antworte ihm dann. "Soweit keine schlimmeren Verletzungen, sie steht unter Schock und hat zwei Platzwunden, die Nase scheint gebrochen zu sein. Dennoch beide so schnell wie möglich raus hier." Gerade will ich aufstehen um mich nach der Feuerwehr umzusehen, da kommt auch schon der Notarzt Oliver zu uns. "Was gibt's hier?" Auch ihm schildern wir den Zustand der beiden. "Okay ich schau mir sie zu erst an und du holst die Feuerwehr die sollen das Auto aufschneiden." Ich nicke und mache mich auf den Weg. Wenige Minuten später komme ich mit einer Crew zurück. Die beiden Patienten werden mit einer Decke abgedeckt und das Dach aufgeschnitten. Jetzt wo die beiden aus dem Auto befördert sind sieht sich Oliver die beiden noch einmal an. Als die beiden in getrennte Rettungswagen gebracht werden sollen, ist die Aufregung der beiden nochmal groß. Mir etwas Geduld und dem Versprechen, dass die zwei in das selbe Krankenhaus gefahren werden, lassen sie sich dann auch verladen. Mir fällt ein, dass unser Rucksack noch im Garten steht. Also gehe ich schnell nochmal zurück um ihn zu holen. Gerade will ich wieder zum RTW laufen, da fällt mir ein Junge auf, der sich im Gebüsch versteckt hatte. Vorsichtig gehe ich auf ihn zu. "Hey, wer bist du denn?" Er hat seinen Blick auf dem Boden gesengt und reagiert nicht. "Ich bin Klara, wie heißt du?" Wieder reagiert er nicht. Langsam gehe ich weiter auf ihn zu. Er scheint einen Schock zu haben.Jetzt bin ich bei ihm und fasse ihn an die Schulter. Plötzlich erschreckt er sich und will aufspringen  und weglaufen. Ich schaffe es gerade noch ihn am Arm zu packen. "Hey ganz ruhig ich will dir nur helfen." Es scheint wieder so als würde er mich nicht wahrnehmen. Durch die schreie des Jungen sind auch die Kollegen auf uns aufmerksam geworden. Einer will eingreifen, aber das halte ich für keine gute Idee. "Nein! Alles gut ich schaff das." Mit Mühe schaffe ich es, den Jungen mit beiden Händen an seinen Amen festzuhalten. "Sch... alles ist gut du bist sicher." Langsam aber sicher beruhigt er sich. Der Junge fällt auf die Knie und ist total außer Atem. Verständlich nach so einem Kampf. Nochmal versuche ich zu ihm durch zu dringen. "Ich bin Klara. Ich möchte dir gerne helfen." Er schmeißt sich an mich und beginnt zu weinen. " Könnte einer von euch mit Franco fahren? Ich würde gerne hier bleiben." wende ich mich an die Kollegen. Sie nicken und teilen sich auf.  Normalerweise machen wir so etwas nicht, aber in diesem Fall hat mir mein Bauchgefühl gesagt, dass es so besser ist.  Jetzt kann ich mich wieder auf den Jungen konzentrieren. " Verrätst du mir jetzt vielleicht deinen Namen?" Ohne mich auch nur kurz los zu lassen, antwortet er mir mit "Fynn." Wenigsten etwas. "Fynn, tut dir den irgendwas weh?" Er schüttelt den Kopf. "Aber Lena braucht Hilfe!" Und schon läuten  nicht nur bei mir, sondern auch bei meinen Kollegen wieder alle Alarmglocken. "Okay und wo ist Lena jetzt" Erst jetzt löst sich der Junge von mir und zeigt in die Richtung des  Autos. Schnell holt ein Kollege die Feuerwehr und den Notarzt. In diesem Monet ist mir mein Herz in die Hose gerutscht. Die wenigen Minuten, in denen sie nach dem Mädchen gesehen haben, fühlten sich an wie Stunden. Das Zeichen von Oliver gibt mir zu verstehen, dass das Mädchen wirklich unter dem Auto liegt. Warum hab ich das nicht gesehen? Sie hätte mir doch auffallen müssen?! Ohne es zu merken habe ich Fynn fester in meine Arme geschlossen. "Geht es Lena gut?" Fynn's Stimme holt mich wieder aus meinen Gedanken. Das weiß ich nicht, aber die Leute versuchen ihr zu helfen." Gemeinsam mit Fynn mache ich mich auf den Weg zur Straße. Dort gehen wir zu Andre.  Ich habe gar nicht mitbekommen, dass er im Dienst ist. "Hallo, könnte sich der kleine Mann hier in den Streifenwagen setzten?" Andre nickt nur und mach die Tür auf. Fynn steigt ein und setzt sich hin. Den Blick hat er immer noch auf das Auto gerichtet. "Fynn, ich muss nur kurz mit dem netten Herren hier reden. Ich bin aber gleich wieder da." Er nickt nur, schaut mich nicht an. " Ich habe ihn in einem Busch gefunden. Er hat gesehen wie ein Mädchen, ich glaube seine Schwestern überfahren worden ist. Kannst du versuchen die Eltern ausfindig zumachen?" Auch Andre wirkt geschockt. "Shit, ja klar mach ich. Hast du vielleicht einen Nachnamen?" Ich wende mich wieder Fynn zu und frage ihn. Diesmal antwortet er mir schneller. Auf die Frage hin wo seinen Eltern seinen sagt er mir, dass sein Vater viel arbeitet und seine Mutter nur kurz einkaufen wollte. Nachdem ich Andre die Infos weitergeleitet habe, setzte ich mich zu Fynn ins Auto. Einen Moment lang weiß ich nicht was ich sagen soll. Mir geht immer nur eine Frage durch den Kopf: Warum habe ich sie nicht gesehen?! So etwas fällt einem doch auf?! Plötzlich spüre ich, wie Fynn meine Hand nimmt. "Was ist den jetzt mit Lena?" "Das weiß ich leider nicht, was ich weiß ist, dass die Leute versuchen ihr so gut es geht zu helfen." Es wirkt nicht so als wäre er mit dieser Antwort zufrieden. Das kann ich Verstehen... Bin ich ja auch nicht. "Könntest du mir vielleicht erzählen wie das passiert ist?" In Fynn's Blick sehe ich wie er überlegt. "Wir haben gespielt, mit dem Ball und dann kam das Auto einfach rein gefahren. Ohne zu bremsen." Wieder beginnt er zu weinen. Sofort nehme ich ihn in den Arm. In dieser Position bleiben wir, bis seine Mutter eintrifft. Die Türe vom Streifenwagen öffnet sich und seine Mutter stehen vor uns.  Ohne auch nur einen Moment zu zögern rennt Fynn ihr in die Arme. "Oh Gott Fynn! Ich hab mir solche Sorgen gemacht." Wenige Minuten später trifft auch der Vater ein. Ein Kollege kommt zu mir. "Klara das Mädel wird versorgt, ist aber noch nicht über den Berg." Ich nicke und gehe zu den Eltern. " Hallo, mein Name ist Polanski, ich bin Sanitäterin und habe ihre Kinder gefunden." "Moment Kinder? Wir haben nur eins." Schockiert bleibt mir für einen Moment die Luft weg. "Mama ich habe mit Lena gespielt und jetzt ist sie verletzt." "Lena ist das Kind unsere Nachbarn. Die sind beide Alkoholiker und kümmern sich kaum, deswegen ist Lea oft bei uns." Leicht in Panik suche ich Andre um ihm die Nachricht zu übermitteln. Es dauert ein paar Minuten, bis ich ihn endlich finde. "ANDRE! Das waren nicht die Eltern von dem Mädchen. Die Wohnen drei Häuser weiter." Er nickt mir zu und macht sich mit seinem Kollegen, den ich nicht erkenne auf den Weg zu den Eltern. Jetzt bringe ich gemeinsam mit einem Kollegen Fynn und seine Familie ins Krankenhaus. Auch wenn Fynn keine äußeren Verletzungen hat, soll man ihn dort nochmal untersuchen. Im Krankenhaus wird die Familie an eine Schwester übergeben und behandelt. Ich brauche frische Luft und gehe kurz vor die Tür. Wenige Minuten später kam Franco aus dem Krankenhaus. " Hey alles gut bei dir?" Um ehrlich zu sein weiß ich nicht ob alles gut ist. Irgendwie fühle ich mich total durcheinander. "Ja alles gut war nur ein langer Einsatz. Können wir weiter?" Franco legt seine Hand auf meine Schulter, sein Blick ist sehr besorgt. "Bist du sicher? Du wirkst ein bisschen neben der Spur." "Ja alles gut war nur ein bisschen anstrengend und lang. Dazu kommt noch die Situation mit dem Mädchen und irgendwie war alles so verwirrend und keine Ahnung." Verständnisvoll nimmt mich Franco in den Arm. "Was hältst du davon, wenn ich die Leitstelle um eine kleine Pause bitte?" Langsam löse ich mich aus der Umarmung. "Nein danke. Die Umarmung hat geholfen." "Wie du meinst.  Dann melde ich uns wieder ein und weiter geht es." Gesagt, getan wir setzen uns in den RTW und fahren weiter.  Es kommen noch zwei drei kleiner Einsätze rein, dann haben wir endlich Pause. Hoffentlich kommt kein Einsatz dazwischen. Ich würde Paul echt gerne sehen. "Hast du die Sachen von Paul dabei?" "Ja habe ich, die liegen unter dem Sitz." "Also dann los. Ich hab Hunger." Es dauert nicht lange und wir sind an der Polizeiwache angekommen. Wir haben beschlossen hier zu parken, die Sachen abzugeben und dann zum Imbiss zu laufen. 

Mein Leben auf dem RTWWo Geschichten leben. Entdecke jetzt