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War ich tot?
Hatte es mich erwischt?
Konnte ich jetzt endlich meinen Frieden finden?

Nein.
Ich hörte meinen Herzschlag.
Ich hörte mein Blut in den Adern fließen.
Moment!
Wonach roch es hier?
Ich erkannte den Geruch von...oh nein...es war Blut.
MENSCHLICHES BLUT!
Ich riss meine Augen auf und spürte wie sich mein Magen zusammenzog.
Zuerst war alles sehr unscharf, ich erkannte drei Gestalten und zu allem Überfluss nahm ich Blut wahr.
Zweimal kniff ich meine Augen zusammen und erkannte langsam nach und nach meine Situation.
„Nein!!" schrie eine männliche Stimme.
Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und stand wackelig auf.
Ein paar Meter von mir entfernt lag eine zierliches brünettes Mädchen auf dem Boden und keuchte.
Etwas weiter entfernt sah ich eine männliche Person stehen, welche ein Gewehr in der Hand hatte. Er war derjenige, der mich töten wollte.
Plötzlich stürmte jemand an mir vorbei, wobei er mich fast um nietete. Er strich mit einem kraftvollen Schwung, sodass ich nach vorne stolperte und nur schwer wieder Halt fand.

„Zero" schwirrte es mir im Kopf herum.
Er beugte sich über das Mädchen und drehte sie vorsichtig um.
„NEIN!" schrie ich und schlug meine Hand auf den Mund.
Vor mir lag eine keuchende Yuki in Zero's Armen und stöhnte vor Schmerzen.
Überall war ihr Blut verteilt und sie hatte Schwierigkeiten ihre Augen offen zu halten. Zero holte voller Verzweiflung die Kugel aus der Wunde, was Yuki fast bewusstlos werden ließ.
Sie musste mir das Leben gerettet haben.
Sie musste sich zwischen den Mann und mich geworfen haben.
Geschockt blickte ich zu ihm herüber.
Der Mann kam auf Yuki zu und wollte anscheinend helfen.
Zero drehte sich zu mir um.
„Bitte kümmere dich um sie! Sie braucht Halt, ich hole Hilfe!" mehr kam nicht aus dem geschockten Zero. Seine Augen hatte sich komisch verändert, aber das bereitete mir in dem Moment keine Sorgen.
Er stürzte los und ich hielt Yuki im Arm.
„Ich wollte nicht, dass ihr das widerfährt!" rief der Mann und hielt ihre Hand.
„Das hätten Sie sich früher überlegen sollen." donnerte ich laut.
„Aber, aber du bist doch ein Vampir!" flüsterte er.
Meine Augen weiteten sich und ich versuchte ruhig zu bleiben. Mein Blick wanderte zu Yuki, welche gerade ihr Bewusstsein verlor.
„Wer sind sie überhaupt, dass Sie das von sich sagen können?" fluchte ich.
Der Mann räusperte sich.
„Ich bin geschickt worden, um Suri zu beobachten. Aber ich wollte sie umbringen, da sie eine Gefahr für die Menschheit ist!"
Was?
Drehte der Mann jetzt völlig durch?
Ich und eine Gefahr? - Dann sollte er sich mal die Night Class vornehmen.

„Ich werde den Befehl vom Senat missachten und meine eigene Mission draus machen."
Verwirrt sah ich an, doch er schien es ernst zu meinen. Plötzlich stand er auf und lud seine Waffe.
Na dann!
Vorsichtig legte ich Yuki ab und sprang auf.
Kaum war ich auf den Beinen ertönte ein Schuss, doch er verfehlte mich, da ich als Vampir einen schnelleren Reflex besaß. Zudem kam, dass ich meine Fähigkeiten in den Jahren auf der Straße trainerte.
Ich drehte mich um und lief so schnell ich konnte in den Wald.
Yukis Blut ließ mich fast wahnsinnig werden. Es machte mich benommen und hypnotisierte.
Da wir jetzt komplett unter uns waren, drehte ich mich um und wartete auf meinen Peiniger.
Er ließ nicht lange auf sich warten.
Ich war trotzdem schneller und wendiger, so fackelte ich auch nicht lange und wich seinem nächsten Schuss aus und entriss ihm das Gewehr.
Nun war er mir schutzlos ausgeliefert.
Pech.
„Warte!" schrie er kläglich, doch ich rammte das Gewehr tief in seine Brust.
„Du bist anders, der Senat braucht dich. Dein Blut heilt."
Abrupt hörte stoppte ich.
Wütend sah ich ihn an.
„Gib dem Mädchen dein Blut."
Dies waren seine letzten Worte und er ging leblos zu Boden. Ich nahm den Arm vom Toten und zog ihn ins Gebüsch, in der Hoffnung er verrotte dort oder wilde Tiere würden an seinen Knochen nagen.
Mein Blut, es heilte?
Bevor ich mich versah rannte ich los und hetzte durch den Wald. Ich wollte so schnell wie möglich wieder zu Yuki, immerhin hatte sie mir geholfen.
Jetzt helfe ich dir, murmelte ich und kam keuchend am Schauplatz an.
Yuki lag regungslos da, trotzdem hörte ich ihr Herz wie wild pumpen.
Die letzten Blutreserven.
Ich hockte mich neben sie und biss instinktiv in mein Handgelenk.
Dann hob ich ihren Kopf an und hielt meine offene Pulsader an ihren Mund, damit sie mein Blut in ihrem Organismus hatte.
Es waren nur wenige Sekunden, da schlug sie ihre Augen auf und keuchte laut.
Sanft streichelte ich durch ihre Haare um sie zu beruhigen.
Plötzlich zitterten meine Hände.
Mein Verlangen nach ihrem Blut, meine Zähne, welche sich sehnen Blut zu spüren.
Nein, das konnte nicht sein.
Ich hatte es schon vor langer Zeit erfolgreich unterdrückt.
Langsam wurde ich nervös, ich hatte Hunger.
Ich wollte Yuki.
Vorsichtig und wie in Trance fuhren meine Hände zu ihrem Bauch, dort wo das Einschussloch war.
Zero hatte die Kugel bereits vorhin entfernt, jedoch war die Wunde tief und klaffend.
Mit einem Finger strich ich drüber, wobei Yuki einen Schrei von sich gab, der mich wieder zurück holte.
NEIN!
Was ist nur los mit mir? - und das am ersten Schultag. Die blutigen Finger machte ich an meiner Uniform sauber, dann kniff ich meine Augen fest zusammen und konzentrierte mich nicht auf ihr schönes warmes Blut.
„Suri..." hörte ich die klägliche Stimme von Yuki.
Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf sie.
„Meine W..Wunde, sie ist kaum noch spürbar.."
Was?
Halluzinierte sie?
Ich prüfte dies und verdammt, sie hatte Recht, ihre Wunde war kaum noch zu sehen geschweige denn zu fühlen.
Sogleich half ich ihr sich aufzurichten.

„Meine kleine Yuki!" schrie ein Mann und kam auf uns zu gerannt.
„Rektor, ich habe ihr geholfen, ich stoppte die Blutung." log ich ohne rot zu werden.
Der Rektor untersuchte Yuki und blickte dann hinter sich.
Ich folgte seinem Blick und sah Zero mit einer anderen bekannten Person.
Kaname Kuran.
Nun stand ich auf und hielt mit der einen Hand mein Handgelenk zu, damit niemand Verdacht schöpfte.
Da sich momentan alle um Yuki kümmerten, wollte ich mich leise aus dem Staub machen, doch das verlief nicht ganz so nach Plan.
„Wo willst du hin?" donnerte eine Stimme.
Ertappt drehte ich mich um.
„Ich möchte mir das ganze Blut von der Kleidung waschen."
Der Reinblüter machte ein paar Schritte auf mich zu und musterte mich ohne eine Miene zu verziehen. Dann nickte er nur und sogleich wandte ich mich ab.

An den folgenden Tagen wurde ich vom Rektor oft besucht, damit er mich fragen konnte, was genau in der Nacht vorgefallen war. Ich tat natürlich so, als würde ich nicht mehr wissen was passiert war.
Fast jeden Abend schlich ich mich aus der Academy, um mein Amulett zu testen.
Ich hatte mich auch schon in das violett haarige Mädchen verwandelt.
Sie war ein eher sehr weibliches aussehendes Mädchen, mit ihr schlenderte ich oft durch die Stadt.
Bis ich eines Tages am Hauptgebäude der Hunter vorbei spazierte.
Traurig blieb ich stehen und blickte meinem unerfüllten Wunsch entgegen.
Ich betrachtete das Gebäude von oben bis unten und war ebenfalls von der Architektur beeindruckt, da nahm ich eine kleine Gestalt auf dem Dach wahr.
Dort saß ein kleines Männchen und blätterte in einem Magazin herum.
Ich beobachtete es und als dann plötzlich aufsprang und an der Regenrinne das Gebäude runter rutschte folgte ich ihm in eine kleine enge Gasse.
„Wer bist du?"
Erschrocken blieb ich stehen, da ich aber sehr neugierig bin antwortete ich.
„Wer oder Was bist du?"
Neugierig blieb das kleine Männchen stehen, dann drehte es sich zu mir um.
Erst jetzt sah ich, dass es ein kleiner Typ war, ungefähr in meinem Alter.
Er fixierte mich von oben bis unten.
„Du bist ein Vampir." sagte er mir nichts dir nichts.
Ist ja nicht so, dass alle wissen, dass es diese Wesen gab, aber er musste eingeweiht worden sein.
„Lass mich in Ruhe." stöhnte er und wollte sich wieder umdrehen, da sprang er auf einmal näher zu mir heran.
„Du besitzt das Medaillon!"
Überrascht umfasste ich dieses.
„Ich werde dir behilflich sein."
Was faselte er denn da?
Er berührte mein Handgelenk, welches längst verheilt war.
Plötzlich spürte ich einen Sog und fiel in Ohnmacht.
Das letzte was ich sah war ein alter verschnörkelter Buchstabe auf meinem Handgelenk.
A.  

Vampire Knight - SuriWo Geschichten leben. Entdecke jetzt