Was rede ich da eigentlich? Ich kannte diesen Jungen nicht mal. Ich hab ihn vor 20 Minuten das erste mal gesehen. Ich darf mir keine Hoffnungen mache. Das endet nie gut.
Immer noch in meinen Gedanken versunken beschloss ich mich auf den Weg zur Bahn zu machen, denn es war schon ziemlich spät, 20:45. Dieses Gefühl was ich zu dieser Zeit, in diesem Moment empfand kann ich nicht beschreiben, und genauso wenig kann ich es nachvollziehen. Der Weg von der Klinik bis zur Bahnstation war nicht weit, 5 Minuten Fußweg. Und doch kam mir diese Zeit nach jeder Sitzung immer vor wie 1 Stunde, da ich so sehr in Gedanken vertieft bin und drüber nachdenke was ich heute wieder für abgefahrene Geschichten gehört habe. Und besonders heute kam mir die Strecke ewig vor. Als endlich meine U- Bahn da war, setzte ich mich still rein und fing an Musik zu hören. Wie immer. Alles ist wie immer. Fast alles.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, spürte ich, dass ich schlecht geträumt hatte. Ich lag fast quer in meinem Bett und ich schwitzte. Ich konnte mich allerdings nicht daran erinnern was ich geträumt hatte. Es war Freitag. Wenigstens ein Grund um gute Laune zu haben. Ich schlenderte in mein kleines Badezimmer. Da keiner von meiner Familie mehr für mich da war, wohnte ich nun alleine in der kleinen Wohnung in der wir früher zu 4. wohnten. Meine Familie hatte nie wenig Geld und hat sich vor 5 Jahren diese Wohnung gekauft. Es ist komisch hier jetzt alleine drin zu wohnen, aber Geld für ein neues Zuhause hatte ich nicht. Mein Vater hat damals alles Geld mitgenommen. Ich duschte, putzte meine Zähne und ging dann zum Kleiderschrank. Ich nahm mir eine schwarze Jeans und einen grauen Hoodie. Ich schminkte mich und dachte darüber nach, ob ich wohl Finn heute treffen könnte. Und vor allem wo. Wieso habe ich ihn eigentlich noch nie in den Pausen gesehen. Nicht mal in der Mensa in der ich mich die meiste Zeit mit meiner besten Freundin Sally aufhielt. Als ich fertig war, schnappte ich mir meine Tasche und mein Handy und ging in die Küche. Ich hatte nicht sonderlichen Appetit, deshalb aß ich nur einen Apfel. Danach ging ich auch schon schnell zu meinem Bus, da ich ziemlich spät dran war, und erwischte ihn auch nur noch knapp. Endlich auf dem Schulhof angekommen kam meine beste Freundin Sally zu mir und wir umarmten uns. Mit unserer anderen Freundin Chloé waren sie so gut wie die einzigen die mich nicht für verrückt erklärten weil ich in einer Psychiatrie war. Allerdings waren sie auch die einzigen die wussten warum ich da war. In den ersten beiden Stunden hatten wir Geschichte. Ein echt interessantes Fach wenn ihr mich fragt. Ich war schon immer von der Vergangenheit fasziniert. Außer von meiner irgendwie. Nachdem es endlich geleutet hatte, ging ich Schnur stracks aus dem Klassenzimmer. Ich hatte nicht wirklich vor zu Finn zu gehen, aber irgendwas in mir sagte mir, dass er in der Mensa auf mich warten würde. Ich lief mit einem inneren Lächeln durch den Nieselregen und stand dann in der da. Nichts. Er war nicht da. Wieso auch, er war ja nie hier. Wieso mache ich mir so seltsame Hoffnungen. Also kaufte ich mir etwas zu essen und wartete darauf dass die Pause vorbei war. Auf dem Weg zurück ins Klassenzimmer, ging ich über den Schulhof. Und dann auf einmal, kam Finn um die Ecke. Seine Haare waren so perfekt und ich hatte das Gefühl seine Augen würden bis hier hin zu mir leuchten. Er sah mich sogar und kam zu mir. Erst als er zu mir lief viel mir auf wo er eigentlich herkam: Hinter unserem Schulgelände gab es einen Ort, wo sich die ganzen Raucher und Kiffer eigentlich immer trafen. Die, die es nichtmal 6 Schulstunden ohne ne Kippe oder einen Joint aushielten oder was weiß ich. Ich will garnicht wissen was die da noch alles machen. Doch in diesem Moment war mir das auch alles egal. Ich freute mich eigentlich letztendlich nur, dass er zu mir gekommen ist. "Hey Eliana. Na alles gut?", fragte er mich ein bisschen vernebelt. Ich wusste nicht ob ich ihn fragen sollte, ob er high war oder ob ich einfach nicht auf Spießer machen und ihm antworten sollte. "Also, bei mir. Also ja.." Das war das einzige was ich rausbekam. Peinlich. Aber ich hatte eh das Gefühl ihn würde gerade gar nichts mehr interessieren. Ich fand das irgendwie nicht gut. Aber naja jetzt würde es eh nichts bringen ihn darauf anzusprechen. Er lächelte. Und dann fragte er mich etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. "Hast du vielleicht Lust morgen... Ja morgen ist gut. Also willst du morgen mit mir Essen gehen oder so?" Ich konnte nichtmal antworten. Ich musste einfach nur grinsen. Und er merkte wie glücklich ich über seine Einladung war. "Ich hol dich um 8 ab", sagte er ohne dass ich antworten konnte und verschwand dann in Richtung Altbau. Ich war so geschockt. Das ging mir jetzt gerade irgendwie viel zu schnell. Er hat mich zum Essen eingeladen? Wie süß ist das denn bitte. Ich hätte wenn dann mit einer Party oder Kino gerechnet aber das? Das war wirklich sehr süß. Noch nie so glücklich ging ich in den Biologiesaal und konnte die nächsten zwei Stunden nicht mehr klar denken. Was zieh ich an? Was sage ich zu ihm? Es waren so viele Fragen in meinem Kopf. Ich fühlte mich wie so ein Teenager Mädchen, dass ihr erstes Date hat. Wie in so einem schlechten High School Film. Als ich das dachte musste ich lächeln. Er tut mir gut. Ich bin endlich, für ein paar einzelne Momente, wieder glücklich. So verliebt, dass ich irgendwie alles ausblende. Oh Gott, wie verknallt bin ich denn bitte?
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Liebe Führt Zum Tod
Teen FictionPsychoterror. Das beschreibt Elianas Situation ziemlich genau... aber denkt sie allen ernstes das dieser "neue geheimnisvolle Typ" das bessern könnte...? An ihrer Stelle hätte ich eher Angst, dass es schlimmer wird