Endlich, nach 3 Monaten, spürte ich wieder etwas ähnliches wie Liebe in mir. Und es war ein magischer Moment als unsere Lippen sich berührten und wir uns unterm Sternenhimmel küssten.
Es war ein sanfter, kurzer aber leidenschaftlicher Kuss. In meinem Bauch waren tausende Schmetterlinge und mir wurde immer wärmer. Als wir uns wieder voneinander lösten gingen wir wieder zurück zu seinem Auto. Wir fuhren die gleiche Strecke zurück die wir hergekommen sind, bogen jedoch etwas früher ab. Einige Kilometer von der Hauptstraße entfernt sah ich ein ziemlich großes Haus, in dem aber kein Licht brannte. Finn parkte sein Auto vor einer eher alten Garage. Das muss wohl die sein, von der er geredet hat. Wir stiegen aus und ich hörte, dass aus der Garage Musik dröhnte. Und das nicht leise. "Das sind sie", lachte er. "Ich bring noch schnell den Autoschlüssel rein, kommst du mit?", fragte er mich. Ich stand versteinert da bis ich endlich die peinliche Stille brach und zu ihm ging.
Das Haus war wunderschön. Genug Platz und wundervoll eingerichtet. Mir viel ein, dass er in der Sitzung gesagt hatte, dass er alleine wohne, da seine Eltern sich nicht wirklich um ihn kümmern wollten. Er ging in sein Zimmer und ich folgte ihm still staunend. Sein Schlafzimmer war sehr schlicht eingerichtet. Es wirkte sogar fast unfertig neben den anderen faszinierenden Räumen in diesem Haus. Ich ging schnurstracks zu seinem Schreibtisch. Für einen Jungen hatte er sehr viele Bilder dort stehen. Ich betrachtete alle ganz genau und hörte ihn hinter mir vom Bett aufspringen ganz so, als wolle er nicht dass ich seine eingerahmten Fotos ansah. "Wer ist das?", fragte ich neugierig und zeigte auf ein wunderhübsches Mädchen mit goldenem Haar und türkisen Augen. "Nicht wichtig", antwortete mir Finn. Er war auf einmal nicht mehr der Typ wie ich ihn kannte. Er verwandelte sich förmlich in einen schüchternen Jungen, dem man in seinen jetzt glasigen Augen tiefe Trauer ansah. Und obwohl er auf einmal so zerbrechlich wirkte und ich eigentlich still sein müsste, hakte ich nochmal nach. "Wer ist das? Du kannst es mir doch sagen". Ob ich es tat, weil ich eifersüchtig war? Ich weiß es nicht. "Meine Schwester. Es ist meine Schwester. Sie ist tot, okay?!", sagte er traurig und genervt zugleich. Es tut mir so leid. Das wollte ich ihm auch sagen, aber mir war es so unangenehm, dass ich nicht mehr reden konnte. Ich drehte mich um und sah ihm in die Augen. Ihm lief jetzt sogar eine Träne runter. Ich umarmte ihn so fest ich konnte und er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. Dann gab ich ihm einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn an. Er wischte seine Träne weg und legte dann endlich seinen Autoschlüssel in ein kleines Kästchen.
Wir gingen wieder zurück ins Erdgeschoss, aber nicht zur Tür sondern in die Küche. Diese war sehr groß inklusive Bar und Durchgang zum Wohnzimmer. Er ging zu Kühlschrank und holte drei Flaschen Weißwein und ein Sixpack Bier raus. "Wieso sind die eigentlich alle schon hier? Du warst doch den ganzen Abend weg?", fragte ich Finn. "Die wohnen alle in der Nähe. Außerdem sind es meine besten Freunde, die dürfen in unsere Garage wann sie wollen. Immerhin haben sie auch mitgeholfen alles einzurichten." Ich nickte verständnisvoll und half ihm dann beim Tragen. Als wir vor der Garage angekommen waren, klopfte er ans Tor. Es schien elektrisch zu sein und das bestätigte sich auch als das Tor mit einem leisen quietschen nach oben ging. Ein attraktiver Junge mit pechschwarzem Haar stand da und glotzte uns an. Bevor ich überhaupt kapierte, dass er da stand, sah ich an ihm vorbei auf die Couch die im Eck der ca. 20 Quadratmeter Garage stand. Auf ihr saßen drei weitere Leute. Ich nahm laute Musik und einen Geruch von brennenden Räucherstäbchen wahr. Es roch komisch hier.
"Na wer ist denn da?", sprach der Junge mit einer tiefen Stimme. Er sah sehr stark und durchtrainiert aus, aber wirkte sehr sympathisch. "Liam darf ich vorstellen: Das ist Eliana. Sie geht auf meine Schule und wir haben uns in der Therapie kennengelernt", sagte er sehr stolz, was mich schmunzeln ließ. Anscheinend wussten alle, zumindest Liam, von Finns Leben. 'Warum auch nicht' , dachte ich. Es sind immerhin seine besten Freunde. Ich antwortete nicht sondern lächelte Liam nur an. Es klingt zwar arrogant, aber für mich kam es so rüber, als wäre er begeistert von mir gewesen. Noch bevor ich einen Satz mit ihm reden konnte zerrte Finn an meinem Ärmel und zog mich in Richtung Couch, wo die anderen saßen. "So, das sind Lea, Alex und Elias", stellte er mich den anderen vor, so als wäre ich eine neue Mitarbeiterin in einer Firma. Das einzige Mädchen hier kam zu mir und sah einigermaßen froh aus. Vielleicht lag es aber nicht an mir sondern nur an der Tatsache, dass sie jetzt nicht mehr die einzige weibliche Person in dieser Garage war. Sie umarmte mich sogar, was mich ehrlich gesagt verwunderte aber dennoch freute. Alex war ein braunhaariger, gut gebauter Junge. Ich schätze er ist 17 oder 18 Jahre alt. Er nickte mir begrüßend zu genauso wie Elias. Er war blond, hatte eine normale Statur. Als ich ihn ansah hatte er sofort eine sehr beruhigende Wirkung auf mich. Sein sanftes Lächeln gab mir irgendwie ein Gefühl von Sicherheit. Und ja ich muss zugeben, er erinnerte mich von Anfang an an meinen Bruder. Finn sagte nicht viel, gab mir aber mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich mich setzten sollte.
Die Couch war sehr durchgesessen. Ich war mir sicher, dass sie schon mindestens 15 Jahre alt sein musste. Sie erinnerte mich an das kleine Sofa, dass früher im Wohnzimmer meiner Großeltern stand. Dort lag ich immer um nach dem Kindergarten einen Mittagsschlaf zu machen und meine Oma laß mir Geschichten vor. Jedoch waren hier auf dieser Couch Brandlöcher und Chipskrümel, was meine emotionale Verbindung in diesem Augenblick wieder zerstörte. Kaum saß ich, kam auch schon die erste Frage von Elias. "Also, wie heißt du wäre vielleicht erstmal die wichtigste Frage", sagte er und ich schmunzelte. "Ich bin Eliana. Wenn euch der Name zu lang ist könnt ihr mich gerne Lia oder Elli nennen.", sagte ich und war verwundet über meine Offenheit. "Wie habt ihr euch überhaupt kennengelernt? Und seit wann kennt ihr euch? Ich meine Finn nimmt nicht jedes Mädchen sofort hierher mit", platze es aus Lea heraus. Bevor ich antworten wollte merkte ich was sie eigentlich gerade gesagt hat. Und ihr ging es anscheinend auch so, denn sie sah schnell zu Finn rüber und warf ihm einen peinlich berührten Blick zu. Die unangenehme Stille wurde Gott sei Dank schnell durch Alex unterbrochen, der eine Weinflasche öffnete und Gläser auf den Tisch stellte. "Wie wäre es wenn wir alle mal bisschen über uns erzählen?", fragte er ruhig. Eigentlich hasse ich es über mich zu reden. Ich weiß nicht wieso, aber hier war es anders. Ich fühlte mich ab dem ersten Moment an wohl und hatte das Gefühl, ich würde jeden schon Jahre kennen. Und außerdem was sprach dagegen? Ich hatte eh das Verlangen mal mit anderen Leuten als mit meinen Therapeuten über mich, mein Leben und meine Vergangenheit zu Reden.
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Liebe Führt Zum Tod
Teen FictionPsychoterror. Das beschreibt Elianas Situation ziemlich genau... aber denkt sie allen ernstes das dieser "neue geheimnisvolle Typ" das bessern könnte...? An ihrer Stelle hätte ich eher Angst, dass es schlimmer wird