Kapitel 5

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Es waren so viele Fragen in meinem Kopf. Ich fühlte mich wie so ein Teenager Mädchen, dass ihr erstes Date hat. Wie in so einem schlechten High School Film. Als ich das dachte musste ich lächeln. Er tut mir gut. Ich bin endlich, für ein paar einzelne Momente, wieder glücklich. So verliebt, dass ich irgendwie alles ausblende. Oh Gott, wie verknallt bin ich denn bitte?


Als ich endlich den Schultag überstanden hatte, ging ich zum Bus. Auf dem weg traf ich noch Sally und fragte, ob sie morgen Mittag zu mir kommen will: "...naja weil. Ich hab ein Date und würde mich gerne davor mit dir treffen, weil Sally ich bin so aufgeregt!" Sie sah mich breitgrinsend an und nickte dann total aufgeregt. Ich nahm das als ein ja an. "Wir schreiben, Schatz", sagte sie zu mir und umarmte mich dann zum Abschied. 

Ich saß im Bus und hörte seit langem wieder eine etwas fröhlichere Musik. Naja ich hörte keine traurige Musik mehr, Deutschrap ist jetzt nicht wirklich direkt fröhlich. Ich hörte entspannt meine Musik bis sich auf einmal jemand neben mich setzte. Ich hatte schon eine bestimmte Ahnung also sah ich nach rechts. Clarissa. "Na Psychobraut, wie gehts deiner Mama", lachte sie höhnisch und ihre 3 Freundinnen hinter ihr lachten mit. Ich hasse dieses Mädchen so. Schon in der Grundschule hat sie mich gemobbt. Mit 6 Jahren lachte sie schon mit ihren Freunden über mich. Sie war immer der Boss. Und ich immer das Opfer. Inzwischen interessierten mich ihre Bemerkungen nicht mehr, aber sobald es um meine Mutter ging, brach ich ein. Ich versuchte trotzdem ruhig zu bleiben und atmete einmal tief durch. "Was ist los mit dir? Wieso willst du denn nicht mit mir reden" Wieder lachten 2 von den ihnen. Ich merkte, wie mir Tränen in die Augen stiegen, also sah ich weg, aus dem Fenster. Gott sei Dank rief der Busfahrer nach kurzer Zeit nach hinten und sagte den Vieren dass sie gehen sollten. Er warf sie sogar fast aus dem Bus raus, aber dann drohte Clary mit einem Anwalt. So wie sie es schon in der 4. Klasse gemacht hat, als unsere Lehrerin ihr damals sagte, sie sollte einen Ball vom Rasen zurückholen. Sowas hochnäsiges hab ich wirklich noch nie gesehen. Als sie endlich weg waren ließ ich dann aber meinen Tränen freien Lauf. Ich dachte wieder an meine Mutter. Sally und Chloé sagten, dass wenn das passiert, solle ich wieder zur Therapie gehen. Aber ich war erst gestern, sagte ich zu mir. 

Nachdem ich zu Mittag gegessen hatte, legte ich mich in mein Bett und sah Netflix. Ich machte ein paar Hausaufgaben und legte mich wieder hin. Den restlichen Tag machte ich nicht mehr wirklich viel. Ich freute mich einfach wahnsinnig auf morgen. Deshalb schlief ich auch heute schon früh ein. 

Am nächsten Morgen backte ich mir ein paar Brötchen auf und setzte mich auf die Couch. Ich sah mich um. Mir fiel mal wieder auf wie einsam ich eigentlich hier war. Es ist alles so leer hier. Und ich hatte diese große Wohnung für mich alleine. Mein Handy klingelte und ich ging ran. Es war Sally. "Hey Schatz guten Morgen. Passt es wenn ich in einer Stunde bei dir bin?", fragte sie mich mit ihrer süßen Stimme. "Natürlich geht das!", antwortete ich. Ich ging nach dem Essen unter die Dusche und hörte dabei Musik. Kaum aus der Dusche im Bademantel klingelte es auch schon an der Tür. Ich machte auf uns sah Sally. Mit einer großen Tasche im Gepäck. "Du solltest doch nicht übertreiben", sagte ich ihr und wir bekamen beide einen Lachanfall. Es war 14 Uhr. Wir gingen nach oben in mein Zimmer. Sie war richtig motiviert für alles. "Du kannst das so gut", lobte ich sie, während sie meine Haare glättete. "Danke. Elli, wer ist eigentlich der Typ mit dem du heute zum Essen gehst?", fragte sie mich. "Finn. Ich hab ihn in einer Sitzung gesehen. Der hat eine krasse Geschichte hinter sich. Er wollte sich umbringen. Und keine Ahnung, aber als ich danach mit ihm geredet habe, war ich irgendwie total fasziniert von ihm. Und als wir uns in der Schule getroffen haben, hat er mich gefragt ob wir essen gehen wollen. Ich hoffe nur er hat es nicht vergessen." Sally sah mich stirnrunzelnd an. "Wieso sollte er dich denn erst fragen und es dann aber vergessen?" "Naja ich glaube er war nicht ganz nüchtern", antwortete ich etwas zurückhaltend. Sie sah etwas genervt aus. Naja, wohl eher etwas besorgt. "Versprich mir, dass du auf dich aufpasst", sagte sie warnend und noch besorgter. Ich sagte ihr sie brauche sich keine Sorgen zu machen. Dann ging sie zu meinem Schrank und suchte mir ein Outfit aus. Ich schmunzelte, weil ich es sehr süß fand, dass sie sich so um mich kümmerte. Sie und Chloé sind die einzigen die alles über meine Geschichte wissen. Also dass meine Mutter tot ist wissen viele, aber was ich durchmachte, wie es mir ging und so weiter, dass wussten nur die beiden. Chloé ging auf eine andere Schule bzw. eigentlich auf ein Internat, deshalb sahen wir sie nur manchmal am Wochenende wenn sie zuhause war. Das war sehr schade, da wir bis zur 5. Klasse immer zusammen waren. Aber ihre Eltern sind sehr streng und wollen unbedingt, dass sie etwas besseres wird. Und sie denken dass sie das damit erreichen können. Sally kam mit einer weißen Hose und einem Schwarzen turtle-neck Pulli zurück. Ich zog mich um und legte dann noch meine Uhr, Ohrringe und meinen goldene Kette um, die ich von meiner Mutter zu 14. Geburtstag bekommen hatte. Sie bedeutete mir sehr viel. Sie war sozusagen ein Glücksbringer oder irgendetwas, an dem ich mich immer festhalten kann wenn ich Angst habe oder in einer schweren Situation bin. Es war inzwischen 18 Uhr. Wie schnell ist denn bitte die Zeit vergangen? Wir gingen ins Wohnzimmer und holten zur Feier des Tages Martini aus unserem Vorrat und tranken ein Glas. Derweil sahen wir fern und redeten über alles mögliche, bis es auch schon kurz vor acht war. Finn rief an und sagte mir, dass er in 5 Minuten da sei. Ich sprang aufgeregt in der Gegend herum und Sally versuchte mich kichernd zu beruhigen. "Welche Schuhe soll ich anziehen? Was soll ich denn sagen am Anfang? Soll ich ihn umarmen?", fragte ich sie gestresst. "Beruhig dich Eliana. Zieh deine schwarzen High Heels an, die mit dem goldenen Riemchen. Sag einfach ganz normal hey und schau ob er dich umarmt", lachte sich mich förmlich aus. Ich nickte und ging dann zum Schuhschrank. Kaum hatte ich meine Schuhe an klingelte schon die Tür. Ich nahm meine kleine Tasche mit Geld und Handy und machte dann die Tür auf. "Hey", sagte ich quietschend. Oh Gott wie peinlich. Finn lächelte mich süß an. Ich drehte mich nochmal zu Sally um und ging dann aus der Tür. Ich überlasse meinen zwei besten Freundinnen oft mein Haus, immerhin war ich alleine und ich konnte ihnen ja vertrauen, aber ich dachte bei mir "sie wird eh bald gehen". "Na schöne Frau, wie gehts dir?", fragte er mich überglücklich. Schöne Frau? Er ist so süß. Wir gingen um sein Auto rum zur Beifahrertür. "Mir gehts gut, und dir?" Er nickte und hielt mir wie ein Gentlemen die Tür auf. Ich setzte mich hinein und wartete bis auch Finn im Auto saß und losfuhr. Ich sah auf mein Handy und hatte schon eine Nachricht von Sally. "Viel Spaß! Und pass auf dich auf. Hab dir Pfefferspray in die Tasche getan ; ) " Ich lächelte und schrieb ihr kurz zurück. Wir fuhren auf der Hauptstraße und mussten oft an roten Ampeln halten. Ich war so aufgeregt. Mein Herz pochte so laut dass ich das Gefühl hatte, Finn könnte es hören. 

Liebe Führt Zum TodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt