Kapitel 1

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"Hast du mein Handy?", schrie Wincent durch die komplette Wohnung, während er panisch überall herum wühlte. "Nein, wieso sollte ich dein Handy haben?", lachte ich.

Wincent verlor gefühlt alles, was er besaß. In den meisten Fällen hatte er Glück, dass ich wusste, wohin er seine Sachen zuletzt getan hatte. Doch sein Handy legte er an die komischsten Orte, sodass nicht einmal ich wusste, wo es war.

"Schatz, wir müssen los. Beeil dich", stöhnte ich und half ihm jetzt doch beim Suchen. Schon nach kurzer Weile hatte ich es gefunden. "Suchst du zufällig das hier?", fragte ich schadenfroh und warf es ihm gnadenlos in den Schoß.

Wir waren noch nicht länger als ein Jahr zusammen und doch würde er total aufgeschmissen sein ohne mich. Dann endlich konnten wir los und das war auch gut so, denn den Flug zu verpassen konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen.

Mittlerweile lebten Wincent und ich nicht mehr in Eutin, sondern in München, weil das sowohl für meinen als auch Wincents Beruf effektiver war. Ich hatte endlich mein Studium abgeschlossen. Damit war ich nur leider sowohl von meiner Mutter als auch meinem Vater sehr weit weg. Letzteren würde ich aber schon in wenigen Stunden endlich wieder sehen. Er war die einzige Person, die mich noch in meine alte Heimatstadt Hamburg zog. Auf alles andere konnte ich gut verzichten. Zu viele negative Erinnerungen hingen an dieser Stadt.

"Schreib mir, wenn du gelandet bist", flüsterte Wincent und küsste mich, ehe ich mich in die Sicherheitskontrolle begab. Leider konnte er nicht mit mir mitkommen, da er kurz vor Veröffentlichung seines zweiten Albums war und noch viel zu tun hatte.

Ich nahm es ihm kein bisschen übel, freute mich aber auch nicht gerade ihn ganze drei Tage nicht zu sehen. Wie sollte ich das bloß aushalten?

In den letzten Monaten hatten wir uns kaum einen Tag nicht gesehen. Entweder hatte ich ihn auf seinen Reisen begleitet oder er mich. Wir waren ein eingespieltes Team, was unteranderem daran lag, dass wir beide mehr oder weniger selbständig arbeiteten. Außerdem lief gerade einfach alles wie am Schnürchen. Verliebt wie eh und je hingen wir überall herum. Ich konnte mir im Moment keine perfektere Beziehung vorstellen. Und genau dann - wenn man einen Hochpunkt erreicht hatte - passierte doch eigentlich immer etwas womit keiner rechnet, oder nicht? Etwas, das alles noch einmal völlig auf den Kopf stellt...

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