safe with me

Kapitel 9

"Shari Schatz, jetzt sag schon. Was ist los? Du hast doch was", drängte Dad weiter und weiter. "Ist es weil wir dich mit Julius die ganze Zeit alleine gelassen haben? Das hast du falsch verstanden..."

"Nein Dad", unterbrach ich ihn. "Ich hatte einfach nur einen schlechten Tag und ich bin müde, okay?"

Damit war das Gespräch beendet und ich schaute den Rest der Fahrt nach Hause stumm aus dem Fenster. Ich hatte ihm nie von Jonas erzählt. Hatte ihm nie erzählt, was da alles vorgefallen war. Weder ihm noch meiner Mutter. Im Grunde genommen hatte ich das niemandem erzählt, abgesehen von meiner besten Freundin und Wincent. Oh Wincent...

Ich war den ganzen Tag so abgelenkt von Jonas, dass ich keine einzige Sekunde an Wincent gedacht hatte. Hatte nicht einmal in Erwägung gezogen ihm von all dem hier zu erzählen. Ich wusste nicht, was er davon halten würde. Nein, eigentlich wusste ich das sogar ziemlich gut. Er würde sauer sein - auf Jonas - und zwar so richtig. Wincent hatte mir das erst nach ein paar Wochen Beziehung gesagt, aber er hasste Jonas sehr. Wincent hasste eigentlich niemanden, er war die Nettigkeit in Person, aber wenn es um den Exfreund von Vergewaltiger der Frau die er liebte ging, kannte er keinen Spaß mehr. Und das verstand ich. Ich hasste Jonas ja eben so. Ja ich hasste ihn wirklich. Ich hatte ihn nie mehr wieder sehen wollen. Doch das hatte ich jetzt und ich wusste zum Verrecken nicht, was ich machen sollte.

Zuhause - oder in dem Zuhause meines Vaters angekommen, ging ich sofort in mein Zimmer, setzte mich an meinen Schreibtisch, klappte den Laptop auf und startete einen Videochat mit Wincent.

"Hey babe", meldete er sich kurze Zeit später. "Was hast du den ganzen Tag gemacht? Hast dich gar nicht gemeldet. Ich hab dich schon vermisst", sagte er und warf mir sein umwerfendes Lächeln entgegen. Das brachte mich glatt auch zum Lächeln. "Hey Schatz", sagte ich, ehe ich eine kurze Pause machte. Ich wusste nicht, wie ich ihm das sagen sollte, wusste nicht, wie ich anfangen sollte.

"Was ist los?", fragte er an meiner Stelle. "Du siehst fertig aus."

Dieser kleine Satz, brachte sämtliche Dämme bei mir zum Einstürzen. Ich versteckte mein Gesicht in meinen Händen, weil ich spürte, wie die ersten Tränen meine Wangen herunter kullerten.

"Ich glaube ich muss dir was sagen", schniefte ich. "Es ist etwas passiert heute."

Er sagte erst einmal nichts, schaute mich nur mit unergründlichem Blick an und hörte mir zu. Und dann erzählte ich ihm alles.