Kapitel 12

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"Hey babe", begrüßte er mich und schloss mich in seine Arme. Es fühlte sich so unbeschreiblich gut an endlich wieder seine Nähe spüren zu können. Die zwei Tage, die wir uns nicht gesehen hatten, fühlten sich wie eine halbe Ewigkeit an. Fast war alles wie früher, wenn da nicht die ganze Zeit diese Geschichte mit Jonas in der Luft liegen würde.

"Komm wir fahren nach Hause", meinte er und nahm meine Hand in seine Eine und meine Sporttasche in die andere Hand. Fast - aber auch nur fast fühlte sich alles normal an.

"Wie liefen die zwei Tage im Studio?", fragte ich auf der Fahrt nach Hause. "Das Album ist jetzt endlich komplett fertig", meinte er und strahlte mich mit seinen weißen Zähnen und den glühenden Augen an. Ich lächelte und freute mich wahnsinnig für ihn. Er hatte mir schon alle Lieder einmal vorgesungen. Nur das eine, welches von unserer Sommerliebe auf Bali handelte wollte er mir noch immer nicht zeigen.

"Schön, dass wenigstens einer ein schönes Wochenende hatte", stöhnte ich, wobei ich das mehr zu mir selber sagte, als zu irgendwem sonst. Wincent schaute mich etwas traurig an. Ich wusste, dass ihn das auf eine Art und Weise genauso mitnahm wie mich, nur würde er das niemals zugeben.

Wenn man vom Teufel sprach, blinkte eine sonderbare Nachricht auf.

"Hey Shari, ich fands schön dich mal wieder zu sehen!"

Jonas musste seine Nummer gewechselt haben, denn diese war mir unbekannt und seine alte hatte ich blockiert. Natürlich erzählte ich Wincent davon, woraufhin dieser fast einen Unfall baute. "Pass auf, Wincent", schrie ich bevor er eine arme kleine Katze töten konnte.

"Wieso hat er seine Nummer?", fragte er und blickte eisern auf die Straße vor ihm. "Wir waren drei Jahre zusammen", meinte ich nur. "Sicher weiß er meine Nummer noch auswendig. Und wenn nicht hatten wir einige gemeinsame Freunde, die ihm meine Nummer sicher geben würden."

Das war auch so eine Sache, die sich innerhalb dieses Jahres wie einer der vielen Dinge geändert hatte. Ich hatte früher jede Menge Freunde. Eigentlich sogar viel zu viele, die sich nicht immer alle als wahre Freunde herausgestellt hatten. Mit den meisten von ihnen hatte ich im gleichen Moment, als ich es auch mit Jonas getan hatte, den Kontakt abgebrochen. Ich wollte nicht mehr mit Jonas alten Schulfreunden befreundet sein, die mich nicht nur jedes Mal an ihn erinnerten, sondern die auch im Zweifel immer nur Jonas halten würden.

Stattdessen hatte ich hier in München ein paar Freunde gefunden. Nicht so viele wie damals in Hamburg, aber das war auch gar nicht nötig, denn bei den wenigen, die ich hatte - und es waren immer noch mindestens zehn Stück - wusste ich zumindest, dass sie ein Leben lang bleiben könnten und dass ich ihnen wirklich vertrauen konnte.

Dennoch hatte ich auch ihnen niemals von Jonas erzählt. "Fängt das jetzt alles von vorne an?", fragte ich Wincent mit zittriger Stimme.

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