Kapitel 1

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Der Motor schreit nach dem flüssigen Gold, damit die immense Kraft zum Leben erweckt werden kann. Der heiße Asphalt glüht in der Sonne. Die Rennstrecke wartet auf ihre härtesten und schnellsten Gegner des Tages. Mein Wagen dröhnt unter mir, dabei wartet er, dass er seine Macht zur Schau stellen darf. Der Countdown beginnt...Rot...Gelb...Grün...die Ampel gibt den Weg frei. Mein Wagen bäumt sich auf, das Rennen beginnt. Erster...Zweiter...Dritter Gang...hart und schnell schalte ich durch die Gänge...die Drehzahl erreicht fast ihr Maximum. Der sechste und letzte Gang nimmt seinen Platz ein, lässt dem Motor seinen Freiraum. Drei Runden noch zu fahren, ich liege an der Spitze...zwei Runden, meine Gegner sind ein Schatten ih
rer selbst. Die letzte Runde...das Ziel ist in greifbarer Nähe, da erblicken meine Augen die schwarz/weiß karierte Flagge. Dann wird es schwarz um mich herum und ich erwache aus dem gleichen Traum, der mich seit zwei Jahren immer wieder heimsucht. Das Ende meines Traumes ist immer das Gleiche, die Ziellinie ist zum Greifen nah. Nur werde ich nie dieses Ziel erreichen, denn meine Seele schreit nach der Wirklichkeit. Schweißgebadet wache ich auf und liege mit geschlossenen Augen im Bett. Das Adrenalin strömt durch jede einzelne Faser meines Körpers und lässt mein Puls im roten Bereich seiner Drehzahl rasen.

Der Traum handelt von einem Rennen, dass ich vor zwei Jahren gefahren bin. Die letzte Runde wurde gerade angezeigt, als eine bittere Nachricht an mein Ohr drang. Es war nur ein Flüstern, jedoch mein Dad wollte mir die traurige Nachricht nach dem Rennen sagen. Das Rennteam vergaß den Funk abzustellen, jedes Wort, jede Reaktion bekam ich unverblümt mit. Ich hörte wie man meinem Dad die traurige Nachricht mitgeteilte, dass meine Mum die Augen für immer geschlossen hatte. Als ich dies hörte, erstarrte mein ganzer Körper und mein Fuß zwang mich zu bremsen. Egal wo ich stand, egal ob dies mein Traum war, alles war mir in diesem Moment egal. Meine Mum war gestorben, da hatte ich nur noch ein Ziel vor Augen, sie ein letztes Mal in die Arme schließen zu können. Irgendwie hatte ich gehofft, dass meine Mum das Krankenhaus wieder verlassen dürfte. Leider wurde mir dieser Wunsch nicht erfüllt und einen Monat nachdem 10. Hochzeitstag meiner Eltern schlief sie ein. Ich wollte so viel erleben, doch das Leben sah andere Pläne für mich vor. Seitdem veränderte sich das Leben von mir und Paps. Anstatt wir zu einem Ganzen verschmolzen, drifteten wir voneinander weg. Paps igelte sich komplett ein und ich wurde extrem launisch.

Früher waren Paps und ich auf den Rennstrecken, sowie auch privat, ein unschlagbares Team. Doch das Team war Geschichte, dadurch begann meine Schreckensherrschaft als Fahrerin. Das aggressive Verhalten meinerseits endete mit dem Entzug meiner Renn-Lizenz. Es war zwar nur eine Junior-Klasse, wo ich gestartet bin, dennoch gab es Regeln die Alexandra Blair nicht einhalten wollte. Wie die Arsc...sorry Herren sich von der Rennleitung sich auszudrücken pflegten. „Wenn man keine Disziplin an den Tag legt, ist man hier fehl am Platz" Meinem Dad gaben Sie zwei Monate Zeit um zu trauern und die Geschehnisse zu verarbeiten, doch zog es ihm die ganze Situation buchstäblich den Boden unter den Füßen weg. Für Paps war es einfach unmöglich dort weiter zu machen, wo er aufgehört hatte. Sein ehemaliger Job war einfach der Wahnsinn, denn er war der zweite Chef-Mechaniker in einem angesehenen Fahrerlager. In seiner Arbeit war er ein absoluter Profi und seit frühster Kindheit durfte ich ihn begleiten.

Dem ganzen Zirkus nicht genug entschied sich Paps, dass wir beide in eine andere Stadt ziehen sollten. Ich hätte ihm am liebsten gefragt ob er noch ganz bei Trost war, aber vielleicht würde ein Neuanfang für unsere kleine Familie gut sein. Es gab für uns beide was Neues, ich ging in eine andere Schule und mein Dad hatte endlich einen Job. Ob der Job ihm Spaß machen würde, dass konnten wir beide bis jetzt noch nicht sagen.

Schlussendlich konnten weder mein Dad noch ich in die Zukunft sehen. Der Vorteil seiner neuen Arbeit war, dass dieser nur 10 Gehminuten von unserem neuen Zuhause entfernt lag. Das Häuschen hatte eine stilvolle Veranda, zu dieser passte sich ein kleiner Vorgarten dem harmonischen Bild an. Also beschloss ich mich mit dem Ganzen hier anzufreunden. Der Job meines Paps war wider erwartend in einem Fachhandel für Tuning- und Ersatzteile für Autos aller Art. Mein Dad hatte nun eine neue Aufgabe und ich konnte endlich was anderes anstreben. Mein Hauptaugenmerk legte ich auf eine bestimmte Sache. Ich wollte mir einen kleinen Job suchen, um meinem Hobby nachgehen zu können. Wie eine anständige Tochter bat ich um Erlaubnis, jedoch knüpfte er an sein Einverständnis eine Bedingung.

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