Kapitel 16

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Unsere Zweisamkeit wurde jäh unterbrochen, denn es klopfte an der Eingangstür von meinem kleinen Zuhause. Langsam richtete ich mich auf, küsste sanft die sinnlichen Lippen von Dom und zog mir schnell ein Shirt und Shorts an. „Ich komm gleich wieder…warte hier…“ Erneut küsste ich Dom, bevor mich mein Weg zu der Tür führte. Leichtfüßig ging ich die Treppe hinunter, um nun dem ungebetenen Gast zu öffnen. Leise Geräusche kamen aus meinem Zimmer, bevor ich die Türklinke hinab drückte. Mit einem entspannten Lächeln öffnete ich die Tür und blickte in zwei finstere dunkelbraune Augen. >Shit…was will den Letty hier< schoss es mir durch den Kopf. Verdutzt blickte ich Letty an, die wutentbrannt an mir vorbei stürmen wollte. Doch ich stellte mich ihr entgegen, um Letty die Stirn zu bieten. „Hallo Letty…wie geht’s Dir?“ Wenn es überhaupt möglich gewesen wäre, wurde Letty noch wütender als je zuvor. Heute wollte ich mich mit Letty nicht anlegen, also bat ich sie in mein Zuhause. Letty stürmte zuerst in die Küche, ins Wohnzimmer und nun wollte sie in die Richtung, wo vor Kurzem die schönste Sache der Welt geschehen war. Sie wollte gerade die Treppe hinauf stürmen, als ihr Körper abrupt stoppte. Ihre Augen wurden zu einem schmalen Spalt ihrer Selbst, bevor die düstere Stimme im Raum widerhallte. „Alex…er hat Dich nach Haus gebracht…also wo ist Dom?“ Ohne zu zögern lief ich zu Letty hinüber, um sie in meine Arme schließen zu können. Wütend schlug sie um sich, doch mein Griff wurde von Sekunde zu Sekunde fester. Leise Worte flüsterte ich ihr Ohr, damit Letty mir zu hören konnte. „Letty…ja es stimmt, Dom hat mich heimgebracht…“ Ich machte eine kleine Pause und sah Letty in die Augen. „Dom kam nochmal vorbei und unterhielt sich dann mit meinem Dad…Letty er ist gegangen…“ Letty beruhigte sich so langsam, also entschied ich sie loszulassen. 
In diesem Moment hasste ich mich für das Geschehene, deshalb fiel es mir umso schwerer Letty in die Augen zu schauen. Irgendwann schaffte ich es in die tränenreichen Augen von Letty zu blicken, dabei sah man wie verletzlich sie in diesem Augenblick war. Bedächtig gingen Letty und ich zu dem schnuckligen Sofa, was die Stube erst gemütlich machte. Langsam setzte ich mich neben Letty und legte sanft meinen Arm um ihre Schulter. Sie schniefte kurz „Dom hat sich verändert seitdem Du in sein Leben getreten bist. Ich kenne Ihn schon sehr lange, deshalb nehme ich Veränderungen an Dom wahr. In deiner Nähe ist er entspannt, sorgenfrei und glücklich.“ Letty machte eine kleine Pause und schnäuzte sich die Nase. „Meine Eifersucht hat vieles kaputt gemacht…damit entfernt sich Dom von mir immer weiter. Ich liebe Ihn so sehr…Alex ich habe Angst, dass Dom sich von mir abwendet.“ Tränen des Kummers liefen über das markante Gesicht von Leticia Ortiz, deshalb schlossen sich erneut meine Arme um ihren drahtigen Körper. Was sollte ich der armen Letty sagen, dass ihr Freund noch immer in meinem Bett liegt oder das wir gerade miteinander geschlafen hatten. Das wäre zu mindestens die Wahrheit gewesen, dennoch sollte dies die Beziehung vom Dom und Letty weder gefährden oder zerstören. Anstelle meines Herzens befahl ich meinen Verstand zu handeln, indem ich ihr die Wahrheit verschwieg. Ein kleiner Seufzer entkam meinen Lippen, bevor ich mein Wort an sie richtete. „Letty…Du brauchst keine Angst um eure Beziehung zu haben, denn Dom ist wie ein Bruder für mich. Nicht mehr und nicht weniger. Wie oft hat Dom mir erzählt, was Du in Ihm siehst. Das Du die einzige Person bist, die in sein Innerstes blicken und all das Schlechte herum ausblenden kannst. Letty er liebt Dich wirklich…Dom ist dein Seelenverwandter…Ich sehe es in seinen Augen…“ Bei diesen Worten verhöhnte mich meine innere Stimme >was für eine Heuchelei…Du bist eine Lügerin< Dennoch beendete ich meine Scharade mit diesen letzten Worten und blickte nun gedankenverloren an Letty vorbei. So langsam fing sich Letty, deshalb stand sie wenig später von unserem Sofa auf. 
Ich blickte zu Letty hinauf und sah wie Tränen auf ihre Wangen hinab liefen, dabei huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Es waren Tränen der Erleichterung, denn in diesen Moment kam kein geringer als Dominic Toretto zur Eingangstür hinein. Ohne ein weiteres Wort lief Letty zu Dom und küsste sanft seine sinnlichen Lippen. Erst jetzt bemerkte ich, wie mein Mund offenstand, denn mir war ein Rätsel wie Dominic Toretto es geschafft hatte aus meinem Zimmer zu verschwinden. Wie in Trance bewegte sich mein Körper auf die Beiden zu, um sie nun in Richtung Ausgang schieben zu können. Kurz bevor ich jedoch die Tür hinter dem glücklichen Liebespärchen schloss, drehte sich Letty zu mir um. „Alex…Danke…einfach für alles...Du bist eine wahre Freundin, ich bin froh dich kennen gelernt zu haben. Wir sehen uns nachher oder“ >na das hast du ja toll hinbekommen< feixte erneut meine innere Stimme, jedoch schwang ein gehörige Portion Sarkasmus mit. Was sollte ich zu den Worten von Letty nur sagen, mir viel beim besten Willen nichts ein. Deshalb entscheid ich mich für eine kleine Geste und flüsterte ihr liebe Worte ins Ohr. Ich gab ihr einen kleinen Kuss des Abschieds auf die Wange, bevor die nächsten Worte meine Lippen verließen. „Du brauchst Dich nicht bedanken…habe ich gern gemacht.“ Ich drehte mich noch kurz zu Dom, der mir tief in die Augen schaute. „Dom…wir sehen uns später…ich schlaf jetzt…bis nachher“ Meine Augen füllten sich allmählich mit den Tränen des Kummers, dabei blickte ich den Beiden gedankenverloren hinterher. Dom drehte sich ein letztes Mal zu mir um, doch bei meinem Anblick erlosch seine Stimme in den Tiefen seiner Kehle. Nun schloss ich endgültig die Tür, was vorhin durch Lettys Wutausbruch unmöglich gewesen war. Das Schloss der Tür fand gerade seinen Bestimmungsort, als ich in mich zusammensackte. Meine Tränen flossen unaufhaltsam über das Gesicht, dabei zog ich die Beine fest an meinem zitternden Körper. 
Eine ganze Weile lag ich schluchzend auf dem Boden, als es erneut an der Tür klopfte. Wieso musste es schon wieder klopfen, hat man mich heute nicht schon genug genervt, bestraft oder schlimmeres. Deshalb schrie ich meinen Unmut hinaus. „Geht weg…ich will niemanden sehen…lasst mich einfach in Ruhe…habt ihr nicht genug angerichtet.“ Doch der Gast wollte nicht aufgeben, deshalb wiederholte er sein Hämmern. Genervt stand ich auf, um wenig später die Tür dem ungebetenen Gast zu öffnen. „Jaaa…was ist denn noch…Du hast…“ Unbemerkt hatte ich geschrien. Doch war es die verkehrte Person, denn eine mitfühlende Mia stand vor der Tür. „Alex…was ist passiert, Du siehst schrecklich aus. Komm lass uns nach oben gehen…“ Gemeinsam gingen wir nach oben, Mia führte mich ins Badzimmer, ließ mir das wohltuende warme Wasser ein und setzte sich neben ihre beste Freundin. Ich war froh, dass Mia an meiner Seite war, endlich konnte meine Seele Frieden finden. Doch wie sollte ich es jemals anstellen, mich nicht angezogen zu fühlen von Dominic Toretto. Mia drückte leicht meinen Arm, um nun ein ernstes Wort mit ihrer besten Freundin reden zu können. Ich seufzte nachdenklich und blickte zu Mia. „Alex…Dom bat mich ich solle sofort zu Dir rüber gehen, er meinte Du bräuchtest mich mehr denn je. Was hat mein Bruder getan? Alex rede mit mir…“ Kurzerhand unterbrach ich sie und schniefte erneut. „Mia warte in meinem Zimmer…ich werde Dir alles erzählen.“ Sie nickte, küsste mich sanft auf die Stirn und verließ nun das Badezimmer. Schnell machte ich mich fertig, bevor ich meiner besten Freundin die Wahrheit über die vergangenen Stunden erzählte. Jedoch ließ ich ein kleines Detail weg, wo ich wusste wer Brian wirklich war. 
Gekonnt schlüpfte ich in mein Zimmer und setzte mich nun zu Mia auf das Bett. Gerade berührte mein Hintern das weiche Nachtlager, als Mia mir ein weißes Shirt unter die Nase rieb. Mit einem wissenden Blick schaute mir Mia in die Augen, bevor mein Verstand registrierte was sie überhaupt von mir wollte. „Alex…ich kenne nur einen Menschen, der diese Shirts trägt…“ Verschmitzt lächelte ich sie an, jedoch versuchte Mia eine ernste Miene auf ihrem zarten Gesicht zu legen. „Sag mir nicht…ohhh nein das glaube ich jetzt nicht…was…wirklich? Mensch Alex…“ Bei den letzten Worten musste sogar Mia kichern. Wir beiden lagen uns in den Arm, als wir uns nun voneinander lösten liefen mir Tränen über das Gesicht. Ich berichtete Mia die letzten Stunden, doch das Beste hob ich mir zum Schluss auf. Es war ein sehr heikles Unterfangen, die passenden Worte für den heutigen Vormittag zu finden. Deshalb beschloss ich die Gedanken und Gefühle, die in mir vorherrschten, in Worte zu fassen. Mit den letzten Worten beendete ich meine Geschichte. „Mia…ich habe mich in Deinen Bruder verliebt…sag nicht; ich hatte es Dir gesagt…solange habe ich mich gegen meine Gefühle gewehrt, doch es ist einfach passiert“ Sie wusste genau was ich meinte, denn Brian und Mia ging es im Endeffekt genauso. Doch war bei dem Beiden die Lage nicht so verzwickt, wie bei Dom und mir. Eine ganze Weile saßen wir uns schweigend gegenüber, bevor Mia sich räusperte. „Was willst du jetzt tun…Alex…Einfach weiter machen, als ob nichts geschehen wäre. Ist etwas schwierig oder“ Irgendwie hatte Mia recht, doch was sollte man in dieser verflixten Situation machen. Mir blieb eigentlich nur eines übrig. Wie sagte man so schön; setze immer ein Fuß vor dem anderen setzen. Mit diesem Spruch beflügelte ich mein Innerstes selbst, dadurch huschte über mein Gesicht ein freches kleines Grinsen. Bei meinem Anblick grinste mich Mia an, bevor wir uns auf den Weg machten. 
Den Pfad, den Mia und ich bestritten war eigentlich ganz simpel. Wir gingen aus dem einen Haus hinaus, über die gelbe Veranda, ein paar Meter auf dem gepflasterten Bürgersteig und schon ging es zu dem anderen Haus wieder hinein. Alles in allem ein Fußweg von nicht mal fünf Minuten. Jedoch wo mein Weg noch hinführen sollte, wurde mir in diesen Augenblick nicht offenbart. Egal wie man es drehte oder wendete, das Schicksal nahm seinen Lauf und würde bald sein Ende zeigen wollen. Doch das Ende sollte weder heute noch in den nächsten Wochen kommen, deshalb hatte ich beschlossen mich dem Ganzen hier zu fügen. Fügen war für meine Person eher nicht so ein selbstverständliches Wort, denn ich war Jemand der sich seinem Schicksal nicht fügen konnte oder wollte. Also überlegte ich mir in den nächsten Tagen etwas, jedoch war heute nicht der Anfang dafür. Mia hatte mir auf den Weg in ihr Zimmer eine Überraschung versprochen, die ich eigentlich schon gestern Abend erhalten sollte. Ich war perplex, denn nach so einem heillosen Durcheinander hätte ich nie mit sowas gerechnet. 
Gerade kamen wir in dem Zimmer von Mia an, als die Neugier aus mir rausplatzte. „Mia…was wollt ihr mir für eine Überraschung geben…Sag es mir…Bitte…“ Mia kicherte kurz bei meinen Betteleien. „Alex…das wirst Du schon noch erfahren. Komm wir machen uns hübsch, die Jungs grillen heute Abend…Einverstanden?“ Mia spannte mich mit ihren vagen Hinweisen nur noch mehr auf die Folter, dabei waren Geduld und Warten für mich eher ein Fremdwort. Leider blieb mir zu dem jetzigen Zeitpunkt nicht viel übrig, denn ich wollte Mia ja nicht zu setzen. Dennoch schaute ich sie mürrisch an, dass Mia nur noch mehr zum Lachen brachte. Durch das warme Lachen von Mia, steckte sie mich irgendwann an und mein kleiner Schmollmund verwandelte sich in ein ungezwungenes Lachen. Mit diesem Gefühl machten wir uns für das bevorstehende Grillen fertig, jedoch wählte ich diesmal ein eher lockeres Outfit. Kurze helle Jeans, lockeres Shirt und meinen weißen Sneaker. Meine Haare flocht ich noch schnell zu einem lockeren Zopf zusammen und ging mit Mia in den Garten. Mia küsste Brian auf die Lippen, dennoch blieb sie heute Abend an meiner Seite. Sie war wieder so lieb zu mir, doch wollte ich ihrem Liebesglück nicht im Weg stehen. Leise flüsterte ich die Worte in ihr Ohr. „Geh zu Brian rüber…ich schaffe das hier schon…mach Dir keine Sorgen…Okay?“ Mia grinste mich an, küsste meine Wange und setzte sich nun neben ihren geliebten Brian. An diesem Wochenende saßen wir zum zweiten Mal an diesem großen Tisch, um nun dem Tischgebet von Dom zu folgen. Meine Hand lag in der sanften Hand von Mia, folgte den Worten von Dom, als ich einen kurzen Blick zu Dom wagte. Als jedoch sein Blick zu meiner Person wanderte, fesselten mich dieser mysteriöse Blick aufs Neue. Leicht schüttelte ich meinen Kopf, um wenig später meinen Kopf zu senken.

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