Der Ausweg

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Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort war. Ich verlor mein Zeitgefühl. Ich war alleine und konnte nicht entfliehen. Die Geisterreiter waren in die nächste Stadt gereist und ich war die einzige aus Beacon Hills, die weg war. Ich versuchte mich an meinen Erinnerungen fest zu halten um nicht verrückt zu werden. Aber nach einer Weile fing ich an zu vergessen. Ich vergaß, wie sich ihre Stimmen anhörten und wie sie aussahen. Ich konnte es nicht verhindern. Egal wie sehr ich es versuchte. Das Aussehen war noch grob da, genau wie die Namen. Jedenfalls von denen, die ich liebte. Stiles, Scott, Liam, Theo, Mason, Corey, Derek, Malia, Kira, Lydia und noch ein paar andere. An manche aus der Schule konnte ich mich schon nicht mehr erinnern. Stimmen waren schon fast komplett weg. Um mich von dem Verlust meiner Erinnerungen abzulenken trainierte ich. Alle meine Fähigkeiten, bis auf eine. Vor dieser einen hatte ich Angst, deshalb drückte ich mich davor. Ich konnte ein mal meine Kräfte als Banshee richtig nutzen, danach nie wieder. Ich hatte Angst vor diesen Kräften, da selbst die Geisterreiter davor Angst hatten, obwohl sie immer so schienen als gäbe es nichts, was ihnen etwas antun könne. Ich begann in meinen eigenen Gedanken verloren zu gehen. Wenn man so lange alleine ist fängt man an über Dinge nachzudenken. Dinge, die man eigentlich schon verdrängt hat. Dinge, die man vergessen wollte. Der Autounfall, der Tod meiner Eltern, meine Fehlgeburt und den Verlust meiner Freunde, die sich nicht mal mehr an mich erinnern können. Ich hatte so viel durchgemacht nur um dann dort zu sein. Ich suchte nach einem Weg nach draußen, aber es schien keinen zu geben. Der Zug fuhr oft durch meinen Bahnhof, hielt aber nie an. Ich hatte immernoch keine Ahnung, wo der hin ging oder was er machte. Es schienen nie Leute drin zu sitzen. Ich dachte immer, dass er der Ausweg war. Aber da er nie anhielt konnte ich das nie erfahren. Der Zug war die einzige Sache, von der ich nicht wusste, ob sie hier heraus führte. Mit meinen Kräften konnte ich ihn nicht aufhalten. Er war zu schnell. Das würde mich nur umbringen. Ich muss zugeben, ein paar mal habe ich darüber nachgedacht mich einfach auf die Gleise zu legen. Aber ich konnte nicht einfach so aufgeben. Ich konnte nicht mein Leben wegwerfen nachdem ich so viel überstanden hatte. Also harrte ich weiter aus und überlegte ob es nicht doch einen Weg geben könnte hier heraus zu kommen. Und das einzige, das mir einfiel war es meine Kräfte als Banshee zu kontrollieren und damit den Zug zu stoppen. Deshalb fing ich an doch meine Kräfte zu trainieren. Es war schwer, sehr sogar, weil ich niemanden hatte, der es mir hätte beibringen können. Ich erinnerte mich daran, was Lydia ein mal zu mir sagte. "Du musst dir vorstellen, dass sich deine ganze Kraft bündelt und eine Kugel bildet, die direkt durch dein Ziel geht", wiederholten sich ihre Worte immer und immer wieder in meinem Kopf. Aber egal wie oft ich es versuchte und wie sehr ich mich anstrengte und konzentrierte, es klappte einfach nicht. Ich musste meinen eigenen Weg finden um es zu kontrollieren. Ein mal erinnerte ich mich bei einem Versuch an einen Urlaub. Meine Eltern und ich waren auf Hawaii. Mein Vater wollte mir Surfen beibringen und deshalb waren wir weit draußen auf dem Meer. Doch ein mal war die Welle zu groß und riss mich vom Board. Ich erinnerte mich daran, dass die Welle mich weiter schob, so als wäre sie eine Wand, die sich auf den Strand zubewegte. Als ich mich daran erinnerte formierten sich meine Kräfte zu einer Wand, die alles aus dem Weg schob, dass sich in der Bahn befand. Ich wusste nicht wie lange ich dafür gebraucht hatte, aber nach einer Weile konnte ich kontrollieren wie groß die Wand war, die sich bildetete und wie weit sie gehen sollte. Dann machte ich mich bereit. Ich wusste nicht, was ich vor hatte aber ich stellte mich auf die Gleise. Der Zug sollte bald kommen. Ich würde versuchen ihn anzuhalten. Aber was dann? Doch darüber konnte ich nicht mehr nachdenken. Der Zug kam auf mich zu. Das helle Licht der Scheinwerfer blendete mich. Ich machte mich bereit und richtete die Wand auf. Ich schob so stark ich konnte. Der Zug verhielt sich nicht so wie ich dachte. Ich hatte geplant, dass ich den Zug ausbremse und er dann anhalten wird, damit ich keine Ahnung was machen kann. Allerdings war meine Kraft so stark, dass der Zug entgleiste und durch die Luft flog. Er zersplitterte in tausend Teile. Heißes Metall und Funken flogen durch die Luft. Ich stand in der Mitte von dem ganzen Chaos und beobachtete es. Ich hatte keine Ahnung, was das für Auswirkungen haben würde. Nach einer Weile bemerkte ich, dass auf der Anzeige der Wartestellen alle Städte verschwanden. Dann begann der Raum sich aufzulösen. Ich war für eine kurze Zeit umgeben von einem strahlend hellen Weiß. Es war ein ruhiger Ort, doch ich verließ ihn schnell wieder. Als ich wieder richtig realisieren konnte, was um mich herum geschah, konnte ich es nicht glauben. Ich schätze ich habe die Geisterreiter für immer aufgehalten. Sie hatten nur einen Zug und diesen hatte ich zerstört. Ich konnte mich wieder an meine Klassenkameraden aus Roseville erinnern, die eigentlich ausgelöscht wurden. Ich denke, dass ich alle anderen auch befreit habe. Alle, die jemals von ihnen ausgelöscht wurden, waren jetzt endlich wieder frei. Ich schaute mich um, wo ich landete. Ich spürte nasse Erde unter mir. Es wehte ein leichter Wind durch meine Haare und es war sehr dunkel. So dunkel, dass ich kaum lesen konnte, was auf dem Grabstein vor mir stand. Faith Stilinski, geboren und gestorben 25.06.2013. Faith, meine Faith. Das schien mein Relikt gewesen zu sein. Ich befand mich auf dem Friedhof von Beacon Hills. Direkt vor dem Grab meiner Tochter, das Kind einer Liebe, die ich niemals vergessen würde. Theo Raeken, meine große Liebe.

Verloren  (Teen Wolf  ||  Theo/Liam/Toni X Reader)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt