Kurz darauf wurde ich zu unzähligen Untersuchungen gebracht. Tausend Ärzte, tausend Räume und tausend Geräte. Ich hatte das Gefühl, mit allem überfordert zu sein. Diese Geräusche, all diese Menschen. Ich hatte das Gefühl, alles und jeder schrie mir ins Ohr, blendete meine Augen und prügelte auf mich ein. Es war Horror.
Aber ich hatte ja keine andere Wahl, als das alles stillschweigend zu ertragen.
Und so war es schon fast ein Segen für mich, dass ich während dieser Prozeduren immer wieder mein Bewusstsein verlor. Umso schlimmer war es jedoch, wieder und wieder aufzuwachen und von der Erkenntnis getroffen zu werden, dass ich gelähmt war und keine Ahnung hatte, was los war und dass das alles tatsächlich grausame Realität war.
Dr. Pirosa wich mir die ganze Zeit nicht von der Seite. Er erklärte mir jede Untersuchung so gut es ging und redete mit mir, wenn ich nur an die Decke schauen konnte und mich vollkommen ausgeliefert fühlte. Irgendwie war ich froh, dass er da war. Durch ihn fühlte ich mich nicht vollkommen verloren.
Als die endlosen Untersuchungen dann doch ein Ende fanden, wurde ich in ein anderes Zimmer geschoben. Es war nicht unbedingt schöner als der erste Raum, aber es hatte ein kleines Fenster. Dieses was zwar leider nicht in meinem Blickfeld, aber es ließ zumindest ein wenig Licht herein. Kurz dachte ich darüber nach, was ich wohl sehen würde, wenn ich hinausschauen könnte, doch eigentlich hatte ich selbst dafür keine Kraft mehr. Kaum hatte ich ein wenig Ruhe, glitt ich in einen tiefen Schlaf.
Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich geschlafen hatte, doch als ich aufwachte, war mein Zimmer lichtdurchflutet. Langsam öffnete ich meine Augen und fand mich noch immer in dem Krankenzimmer wieder, in das ich gebracht worden war.
Es kam mir vor, als wäre der Untersuchungsmarathon und alles, was davor passiert war, Ewigkeiten her und ich brauchte wieder einige Zeit, bis ich meinen Kopf sortiert hatte. Mit der Klarheit kam aber sofort auch wieder dieses dumpfe Gefühl der Angst und der Trauer in mir auf.
Erst jetzt bemerkte ich, dass ich nicht allein war. Mein Blick fiel direkt in Dr. Pirosas warme Augen. Er stand am Fußende meines Bettes und schaute mich ernst an. Dann nickte er zur Seite und ich bemerkte eine weitere Person.
Fast hätte ich meinen Vater nicht erkannt, denn er schien um Jahre gealtert. Uralt und gebrochen sah er aus, als er steif und starr an meiner Seite saß und mich mit ernsten Augen ansah.
"Hallo Nia.", sagte er, bevor seine Stimmte versagte und er sich räuspern musste. Er wich meinem Blick aus und begann, an seinen spärlichen Haaren zu ziehen. "Es ist schön, dass du aufgewacht bist, wirklich", sagte er und knetete seine Hände.
Es brachte mich vollkommen aus der Fassung, meinen Vater so zu sehen. Hilfesuchend schaute ich zu Doktor Pirosa und merkte, dass er den Raum verlassen hatte.
"Also", sagte mein Vater nun mit krächzender Stimme, nachdem er lange um Haltung gerungen hatte "Es tut mir Leid für dich, dass deine Mutter nicht hier ist, aber... " Er machte eine kurze Pause. "Du musst wissen, dass das Leben für mich schwer geworden ist und ich kann das hier nicht auch noch tragen. Du bist hier in guten Händen und ich bin mir sicher, dir wird es gut gehen..."
Dann Schweigen. Endloses Schweigen. Ich hatte das Gefühl, dass mein Vater ein Fremder geworden war und scheinbar beruhte das auf Gegenseitigkeit. Und so blinzelte ich meinen Vater nur einmal an und schloss meine Augen. Ich hoffte, er würde bald gehen.
Ich hörte ein Ächzen, dann den Hauch einer Entschuldigung, dann einen schwerfälligen, humpelnden Gang und das Klicken der Tür.
Und ich war allein.
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You Restore Me - Tonia
Fanfiction"Hallo! Mein Name ist Nia Cavaon und ich möchte euch gerne meine Geschichte erzählen..." Ein schlimmer Unfall reißt Nia aus seinem alten Leben und ins Koma. Nach fünf Jahren hat schließlich keiner mehr Hoffnung, dass er je wieder aufwachen könnte, d...