Der Geschmack Von Freiheit I

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Die nächsten zwei Tage hatte ich wieder Dates mit Dr. Lee, welche so ziemlich genauso waren, wie die vorherigen auch. Nervig, langweilig und erniedrigend.

Und ich merkte, dass die Frage, ob ich die Behandlung bis zum Ende machen wollte, oder nicht, keineswegs abgeschlossen war, wie ich zu Beginn geglaubt hatte. Im Gegenteil, sie kam immer öfter und immer intensiver in mir auf.

Seit dem Gespräch mit Toni hatte ich eigentlich neuen Mut gefasst, das durchzustehen, aber andererseits lockte die Welt da draußen immer mehr, je mehr ich sie kosten durfte...

Es ließ mir keine Ruhe, der Gedanke an einen Abbruch schlich sich immer wieder ein. Doch ich erstickte ihn. Zumindest versuchte ich es.

Doch dann kam das Wochenende. Ein langes Wochenende mit Feiertag und somit Befreiung von Dr. Lee. Und mit ihm weitere Erlebnisse, die meine Entschiedenheit, weiterhin die experimentelle Behandlung durchzustehen, bröckeln ließ.

1. Erlebnis

Ich lag wie immer in meinem Bett und war gerade dabei, eine Zeitung, die ich gefunden hatte, zu durchstöbern. Ich fühlte mich ein bisschen wie jemand, der hinterm Mond lebt, als ich die Artikel dort las, da ich absolut keine Ahnung von den ganzen Themen hatte. Aber das war sogar schon vor dem Unfall so gewesen, weil ich einfach nur jedes Schaltjahr eine Zeitung öffnete. Aber gerade hatte ich nichts zu tun und so überflog ich mehr oder weniger interessiert die Artikel.

Plötzlich klopfte es an der Tür.

"Herein", rief ich geistesabwesend und jemand, mit dem ich nicht gerechnet hatte, betrat den Raum.

"Vik!", rief ich erfreut und ließ die Zeitung sinken.

Vik grinste breit und zog mich in eine Umarmung.

"So schön, dich zu sehen!" sagte er und musterte mich. "Wow, du hast dich gemacht", stellte er fest.

Ich lachte. "Inwiefern?"

"Du siehst fitter aus, als beim letzten Mal, als wir uns gesehen haben."

Prüfend schaute ich nun auch selber an mir herunter und bewegte auch einmal testweise meine Arme und tatsächlich: Ich hatte wirklich Fortschritte gemacht.

Inzwischen hatte Vik den Rucksack, dener  mitgebracht hatte, hervorgeholt und wühlte darin herum. Hervor kam ein Sixpack Energy.

Natürlich. Ich musste grinsen. So ein Suchti.

Doch dann zauberte er noch etwas anderes herbei: drei warme Alukugeln, von denen ein herrlicher Duft ausging.

"Toni hat mir gesteckt, dass du unbedingt mal was ordentliches essen musst und da dachte ich, ich sorge hier mal für ein Festmahl", meinte Vik und schüttelte den restlichen Inhalt des Rucksacks, tonnenweise Süßigkeiten, auf meinem Bett aus.

Ich traute meinen Augen kaum. Ja, das war tatsächlich ein Festmahl.

Andächtig griff ich nach einem der Döner, als Toni ins Zimmer kam. Er begrüßte Vik, meinte dann aber, dass er leider nicht so viel Zeit hätte.

"Für einen Döner muss es reichen", entgegnete Vik und drückte einen an Tonis Brust.

Toni lachte. "Zu Befehl."

Wir stießen mit Energys auf unser Festmahl an und saßen dann einträchtig beieinander und genossen.

Wow.

Geschmacksexplosion.

Ich hatte echt viel zu lange keinen Döner mehr gegessen.

Dann ging Tonis Pieper und er sprang auf. "Sorry Leute", sagte er entschuldigend und wandte sich zum Gehen. Doch kurz vor der Tür wandte er sich noch einmal um.

You Restore Me - Tonia Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt