Oh Mein Herz II

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Toni drehte den Spiegel um.

Zu sehen war er mit seinem schönen Gesicht und blauen Haaren und... ich.

Ich hatte nicht daran gedacht, dass ich mich selbst nicht ein Mal angeschaut hatte, seit ich aufgewacht war. Die pinken Haare waren echt cool, obwohl meine Haarlänge und Frisur ein wenig seltsam waren. Trotzdem war mir, als schaue mir ein Fremder entgegen. Klar, es war mein Gesicht, aber es wirkte so.... anders.

Die Form meines Gesichtes hatte sich komplett verändert, irgendwie war es rundlicher geworden. Und fürchterlich blass war ich. Meine Haut wirkte allgemein nicht sehr gesund, kein Wunder, ich kam ja nie an die Sonne. Meine Augen waren matt und müde, auch wenn man ein ungewohntes Blitzen erkennen konnte, was ich auf Toni schob.
Meine Lippen waren schmal und an einer Seite meines Kopfes klaffte eine breite Narbe. Um es kurz zu sagen: Ich sah schrecklich aus.

Erst jetzt realisierte ich auf eine ganz andere und neue Art, dass ich tatsächlich schwer krank war. Ich war tatsächlich einer dieser bemitleidenswerten Menschen, die so krank waren, dass sich ihr gesamtes Leben in einem Krankenhaus abspielte. Man konnte es mir ansehen.

Was war aus dem Nia geworden, der ich mal gewesen war?

Aufgewühlt blickte ich wieder zu Tonis Spiegelbild, doch der Spiegel senkte sich.

Hilfesuchend drehte ich meine Kopf zur Seite und sah Toni Pirosa an.

Dieser blickte mir nur wissend in die Augen, bevor er leicht mit den Fingern meine Wange berührte.

Langsam beugte er sich nach vorne. Unsere Gesichter waren sich inzwischen so nah, dass ich seinen warmen Atem auf der Haut spüren konnte, doch kurz bevor sich unsere Lippen berührten hielt er inne. Einen Herzschlag lang schien die Zeit still zu stehen.

Ich war es schließlich, der die letzten Zentimeter überwand, die uns getrennt hatte. Endlich tat ich, was ich schon so lange hätte tun müssen.

Ich lehnte mich nach vorne und legte meine Lippen auf seine. Zögerlich küsste ich ihn. Toni bewegte sich für einen kurzen Moment gar nicht. Dann begann er, den Kuss zu erwidern. Erst sehr langsam und vorsichtig, während er mit seiner Hand durch meine Haare strich, doch dann wurde er immer leidenschaftlicher und verlangender und presste schließlich seine Lippen fest auf meine.

Ich keuchte leicht. Alles in mir war weg. Ich war weg. Da war nur er. Immer tiefer ließ ich mich fallen in diesen sinnlichen Kuss und in diese... Liebe.

Doch plötzlich lösten sich Tonis Lippen schlagartig von meinen. Er sprang auf, starrte mich mit großen Augen an und machte dabei machte  ruckartig zwei Schritte zurück, sodass er regelrecht gegen die Wand hinter ihm krachte. Er atmete ein und wieder aus, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. "Nein, Nia, nein", presste er hervor. Dann stürzte er aus dem Zimmer.

Und ich blieb zurück. Alleine in der Dunkelheit. Noch voller Glücksgefühle irgendwo. Doch gleichzeitig merkte ich, wie sich eine Dunkelheit in mir ausbreitete und langsam und grausam begann, mich aufzufressen.

You Restore Me - Tonia Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt