「7. Kapitel - Telefongespräch」

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Als ich beinahe den zweiten Herzanfall innerhalb einer Woche erlitt, saß ich friedlich am Küchentisch und schnibbelte, nichts böses ahnend, Gemüse. Rote Paprika, um genau zu sein. Grüne konnte ich nämlich nicht leiden.
Sobald Kian mit dem Hühnchenfleisch, was wir natürlich vorher im Laden vergessen hatten, zurückkehren würde, konnten wir auch zu Abend essen. Vorausgesetzt ich hackte mir vorher nicht noch den Finger ab und schmiss ihn gleich mit in die Pfanne, weil mich mein Handy zu Tode erschreckt hatte! Geschnitten hatte ich mich trotzdem, weshalb ich mich leise fluchend auf die Suche nach einem Pflaster machte.
Der Anrufer konnte sich ja mal auf was gefasst machen ...!

»Ja?«, blaffte ich den Anrufer - zugegeben - deutlich angepisst an und lauschte auf das leise Kichern am Ende der Leitung. Sofort begann mein Kiefer zu mahlen.
»Ich könnte wetten, dir ist gerade irgend ein Missgeschick passiert. Ein ziemlich übles.« Ich brummte genervt, was die Brünette scheinbar als Zustimmung wertete.
»Wusste ich's doch! Hab ich dich etwa beim Blumen gießen gestört und du hast den Topf fallen lassen?« Ich knurrte, war aber nicht halb so wütend, wie ich es gern gewesen wäre. Allein Gwens Stimme zu hören, trieb mir schon ein dummes Grinsen ins Gesicht.

»Beim Kochen«, schaffte ich es dennoch ziemlich wütend zu klingen, was Gwen jedoch nicht im geringsten interessierte. Sie kannte mich fast nur so patzig während wir telefonierten, da sie das Talent besaß, mich in Situationen anzurufen, die unweigerlich zu einem Missgeschick meinerseits führten. Der zerbrochene Blumentopf, war nur die Spitze des Eisbergs.
»Genauer gesagt, kannst du froh sein, dass ich noch alle Finger dran habe. Ansonsten hätte ich mir einen von deinen geholt!«, drohte ich ihr finster, wobei ich nicht den geringsten Skrupel besaß in das nächstbeste Flugzeug zu steigen und meine Drohung wahr zu machen. Wenn ich schon eine verkrüppelte Hand hatte, war es da mindeste, ihre auch zu verstümmeln. Oder sie kam für meine Hand-OP auf. Dann könnte sie ihren Finger eventuell behalten ...

»Sorry, Claire. Ich komme mit der Zeitverschiebung einfach nicht zurecht. Bei euch ist es jetzt bereits Abend, stimmt's?« Ich nickte, wurde mir aber sofort bewusst, dass sie mich ja nicht sehen konnte.
»Stimmt. Bei dir dürfte es höchstens Nachmittag sein«, bemerkte ich schon mit deutlich sanfterer Stimme, was daran liegen konnte, dass ich endlich eine Packung Pflaster im Badezimmer gefunden hatte.
»Richtig. Ich bin gerade mit Simon in einem Café, Kaffee trinken und lernen.«
»Und anstatt zu lernen rufst du jetzt mich an?«, schmunzelte ich und konnte förmlich spüren, wie sie Simon eine Grimasse schnitt. Der hatte mit meiner Antwort sicherlich schon gerechnet.

Die Antwort folgte sofort.
»Na danke, Claire. Wegen dir schulde ich Simon jetzt zehn Dollar! Musst du mir immer meine Wetten verhunzen?!«, zischte Gwen zornig in den Hörer, was mich zum Lachen brachte.
»Selbst schuld, wenn du dich auf solche hirnrissigen Wetten mit Simon einlässt. Du weißt doch, dass er mich gut kennt und vor allem was ich von deiner wöchentlichen Prokrastination halte!«
Es folgte ein wütendes Schnauben, gefolgt von einem Knacken, dann hörte ich eine ziemlich belustigte Stimme.

»Hey, Claire«, flötete mein bester Freund fröhlich, was mich unweigerlich lächeln ließ. Nachdem ich mich vor meinem Umzug nach London mit Simon wegen Adrian gestritten hatte, war unser Verhältnis wieder merklich besser geworden. Wir hatten uns mehrmals über Skype unterhalten und das Kriegsbeil begraben. Außerdem hatten wir uns für das Vorgefallene im Café mehrmals entschuldigt, wobei mir Simon versprochen hatte, sich aus meinem Liebesleben herauszuhalten. Wenn Adrian der Richtige für mich wäre, wollte er mir das Glück gönnen und sich nicht einmischen. Mich hatte es bei seinen lieben Worten einige Überwindung gekostet, ihn Adrians Verrat zu verschweigen.
Das musste er nicht erfahren. Niemand musste das. Nur Kian, Adrian und ich, würden das mit in unser Grab nehmen.

»Hallo, Simon. Wir teilen uns doch den Gewinn«, flötete ich ebenso fröhlich zurück und wusste bereits, welches zerknirschte Gesicht er am anderen Ende der Leitung zog.
»J-ja natürlich«, stotterte er hin und hergerissen, was mich lächeln ließ.
»Gut. Ich hole es mir dann irgendwann mal ab. Aber jetzt sag mal, wie geht es euch? Wie ist die Uni?«
»Nicht das Selbe, ohne dich. Wir vermissen dich alle so sehr. Ich könnte glatt heulen«, seufzte er, was mich seine Geste ebenso schwach wiederholen ließ.
»Hör auf zu heulen, sonst heule ich gleich mit«, flennte Gwen im Hintergrund, während ich es endlich schaffte das Pflaster auf meine Schnittwunde zu kleben. Autsch!

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