「32. Kapitel - Unverhoffter Besuch」

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»Auf drei! Eins, zwei und drei!«, hörte ich eine ausgelassene Stimme durch die Menge schreien und nahm zeitgleich mit den anderen Absolventen meinen Doktorhut in die Hand, um ihn über mir in die Luft zu werfen. Neben mir standen Julian und Lee, die ebenfalls fröhlich in die Kamera grinsten, nachdem sie sich ihrer Kopfbedeckung entledigt hatten, um ein unvergessliches Abschlussfoto geknipst zu bekommen. Der helle Blitz des Fotografen machte mich kurzzeitig blind, sodass mich Lee, vorausschauend wie er war, am Handgelenk packte, um mich vor den fallenden Hüten in Sicherheit zu bringen. Julian folgte uns lachend und umfasste dann noch mein anderes Handgelenk, sodass ich mir, wie ein kleines Mädchen oder ihre kleine Schwester vorkam.

»Hey, ich kann sehr wohl allein gehen«, protestierte ich halbherzig, während mich meine chaotischen Freunde zum Festsaal schleiften. »Immerhin bin ich schon ein großes Mädchen.«
»Große Mädchen sind aber pünktlich«, verteidigte der chinesische Absolvent die Aktion, was mich einen Schmollmund ziehen ließ. »Außerdem bleiben große Mädchen nicht wie angewurzelt stehen und lassen sich freudestrahlend die Augen ausstechen.«

»Arschloch!«, meinte ich beleidigt und blickte hilfesuchend zu dem blonden Mann neben mir, der nur lachte und mir einmal kräftig durch mein Haar wuschelte. Na toll!
»Sorry Claire, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Du kannst froh sein, dass mein Kumpel dich vom Schlachtfeld gezogen hat und du noch unverletzt unter uns weilst.«
»Verräter!«, schimpfte ich entsetzt und blickte in zwei grinsende Gesichter. »Ihr habt euch doch mit voller Absicht gegen mich verschworen!«

»Das würden wir niemals wagen. Gegen das treuste Clubmitglied verschwört man sich doch nicht«, erklärte mir Julian, was mich die Augen verdrehen ließ. Lee blickte mich wissend an.
»Ich bin kein notorischer Zuspätkommer!«, widersprach ich entschieden und wusste selbst, wie lächerlich das war, während ich mir die schwarze Abschlusskluft von den Schultern streifte. Die beiden Pfeifen taten es mir gleich.

»Und ob du das bist. Und genau oder gerade deshalb gehören wir drei auch zusammen. Wir drei kommen andauernd zu spät und weißt du was? Ich bin verdammt stolz darauf!«
»Okay«, gab ich mich schließlich geschlagen, nachdem ich mit ihnen in schallendes Gelächter ausbrach. »Ich komme wirklich oft zu spät. Aber stolz werde ich darauf wohl nie sein.«

»Ja, das allzeit bekannte Problem. Ich bin trotzdem stolz auf dich, mein Schatz«, hörte ich plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir, was mich auf dem Absatz herumwirbeln ließ.
»Dad? Dad!«, kreischte ich überglücklich und warf mich in seine Arme.
»Wow, nicht so wild, Claire! Ich bin ja da«, lachte er von meiner Reaktion überrascht und streichelte mir kurz über den Rücken. Ich ließ wieder von ihm ab, da ich Angst hatte mit ihm umzufallen und mich noch lächerlicher zu machen.
»Aber ich dachte du kommst nicht. Du meintest doch, dass du noch arbeiten musst ...«

In genau diesem Moment bemerkte ich Adrian, der mich aus einiger Entfernung verschlagen angrinste. Man musste kein Genie sein, um zu ahnen, dass er seine Finger im Spiel hatte und mich überraschen wollte. Was ihm auch gelungen war. Ich lächelte dankbar zurück, was ihn ziemlich zu irritieren schien. Siehst du ich kann auch einfach mal dankbar und freundlich sein. Der böse Teil kommt später.

»Arbeiten und deinen Abschluss verpassen? Niemals! Dein Freund hat mir den Vorschlag gemacht dich zu überraschen. Aber sag mal, seit wann hast du eigentlich-«
»Habe ich dir eigentlich schon meine neuen Freunde vorgestellt?«, fuhr ich dazwischen, bevor mich mein Vater noch versuchte auszuhorchen und alles über Adrian in Erfahrung zu bringen. »Julian und Lee, das ist mein Dad. Dad, das sind Julian und Lee.« Ich sah dabei zu, wie er den beiden fröhlichen Absolventen skeptisch die Hand reichte, um sie dann zu schütteln.

»Schön Sie kennenzulernen Mr. White«, begrüßten die beiden ihn freundlich, was meinem Dad nur ein halbherziges Brummen entlockte. Er mochte sie nicht wirklich. Mir war nur nicht klar warum, da er sie ja noch nicht kannte. Meinen Freunden schien nicht weiter aufzufallen, wie feindlich gesinnt er ihnen war.
»Ich habe schon viel von Ihnen gehört«, beantwortete mein Vater schließlich meine unausgesprochene Frage, was mich unruhig werden ließ.
»Okay, cool«, meinte Lee schlicht, was mich an den Rand der Verzweiflung trieb. Das. Konnte. Doch. Nicht. Sein. Ernst. Sein.

Feel My LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt