Am nächsten Morgen erwachte ich neben dem Mann meines Lebens. Als ich die Augen aufschlug, lag er noch immer dort, wo er vergangene Nacht eingeschlafen war: neben mir.
Es hatte beinahe etwas Unwirkliches an sich, als er ebenfalls die Augen öffnete und mich anlächelte.
All die vergangenen Male, in denen wir nebeneinander geschlafen hatten, war er schon immer aufgestanden gewesen. Niemals war ich direkt neben ihm aufgewacht. Wie oft hatte ich über die andere Betthälfte gestrichen und mir gewünscht, er läge noch neben mir?»Guten Morgen, Claire«, flüsterte er mit seiner leicht kratzigen Morgenstimme.
»Guten Morgen, Adrian«, wisperte ich und schenkte ihm ebenfalls ein kleines Lächeln. Dann rutschte ich näher, sodass ich ihn küssen konnte. Hier, gemeinsam, fühlte es sich so an, als könne nichts auf der Welt uns etwas anhaben. Alle Ängste und Sorgen blieben ausgesperrt. So konnte es nur nicht weitergehen. Uns beiden war bewusst, dass es keine Ausflüchte mehr gab. Wir mussten uns ihnen stellen.
»Wir sollten-«
»Ja«, unterbrach er mich und küsste mich auf die Stirn. »Das sollten wir.«Er schwang sich aus dem Bett und ging, so nackt wie er war, ins angrenzende Badezimmer, um zu duschen. Ich verweilte noch kurz im Bett, atmete Adrians betörenden Duft ein, der sich in den feinen Stofflagen verfangen hatte und tapste dann ebenfalls ins Bad. Auf dem Weg dorthin streifte ich mir sein weißes Hemd über und schloss die Knöpfe. Ich konnte Adrians Silhouette unter der Dusche ausmachen und sah, wie er sich die Haare wusch, während ich mir die Zähne putzte.
Er war wirklich die reinste Versuchung und so musste ich meine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht zu ihn unter den Wasserstrahl zu schlüpfen. Doch wir hatten heute noch viel zu besprechen und durften uns nicht ablenken. Umso schneller wir alle Karten auf den Tisch gelegt hatten, umso besser.Nachdem auch ich geduscht und mich angezogen hatte, ging ich hinunter ins Wohnzimmer. Adrian erwartete mich bereits auf der Couch. Als er mich bemerkte, lächelte er leicht und reichte mir eine Tasse dampfenden Tee, der neben ihn auf dem Tisch gestanden hatte.
»Ich dachte Tee wäre besser als Frühstück. Wir würden vermutlich nicht viel herunter bekommen.«
»Stimmt. Danke.« Einen kurzen Moment sahen wir uns noch an, sahen uns tief in die Augen und warteten auf unser gegenseitiges Einverständnis beginnen zu können. Dann ein kaum wahrnehmbares Nicken.»Wo soll ich beginnen?«, stellte Adrian die Frage aller Fragen, auf die ich mir schon längst eine Antwort zurechtgelegt hatte. Die halbe Nacht hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen.
»Ganz von vorn«, erwiderte ich, »denn ich stelle mir schon seit Ewigkeiten immer diese eine Frage. Und auf die hätte ich jetzt gern eine richtige Antwort. Warum gerade ich? Von tausend Studentinnen hast du dich für mich entschieden, wieso?« Adrian runzelte die Stirn, als könnr er meine Frage nicht verstehen, während ich ungeduldig auf eine Antwort wartete. Schließlich lachte er und zuckte die Achseln.
»Zufall.«Ich hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit. Er machte sich über mich lustig.
»Ich glaube nicht an Zufälle. Nichts geschieht ohne Grund«, widersprach ich ihm entschieden und suchte nach irgendetwas, das seine Worte Lügen strafte. Doch ich fand nichts.
»Und doch war es genau das. Aber vielleicht sollte ich weiter ausholen, damit du mein Handeln begreifst.« Der Braunhaarige seufzte und sein Blick wanderte in weite Ferne.»Ich war das erste Mal schon zwei Wochen vor Professorin Moores Tod an deiner Universität, um mich mit der Umgebung und Studenten vertraut zu machen und den Unterricht vorzubereiten. Geplant war zunächst, dass ich die Erstsemester übernehmen sollte. Doch nach dem tragischen Unfall, von deiner Professorin, musste der Plan kurzzeitig umgeschmissen werden und den Rest kennst du ja.« Ich nickte zur Bestätigung, doch ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, Adrian bereits vorher auf dem Campus gesehen zu haben. Bevor ich darüber nachgrübeln konnte, fuhr der Schriftsteller fort.
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Feel My Love
Romance»Ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen.« »Wirklich?« »Nein, das wäre die größte Lüge meines Lebens.« Jeder von uns trägt eine geheimnisvolle Maske, die die wahren Gefühle und Absichten sorgfältig zu verstecken versucht. Das musste auc...