Böse Blicke und blaue Veilchen - Kapitel 3

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Ich richtete mich in meinem weißen Bett auf und blickte finster auf das sterile weiße Zimmer. Ich hasste weiß inzwischen und es war wirklich kaum zu ertragen, schließlich hatte sich das nicht verändert, seit ich mit 5 Jahren hierher kam. Ich hatte es hier schon immer gehasst, dieses schreckliche Weiß verstärkte das nur noch zusätzlich. Der Vampire wegen hatten wir die Nacht zur wachen Zeit erklärt und schliefen deswegen tagsüber. Das hatte zumindest den Vorteil, dass das Weiß nicht mehr ganz so grell ins Auge stach, zumindest wenn man das Licht aus ließ. Ich erhob mich durch das laute Schrillen der Lautsprecher aus dem Bett, denn mal ehrlich, dieser Krach konnte bestimmt sogar Tote aufwecken... Wer bei dem Lärm weiter schlafen konnte, musste zweifellos seit Jahrhunderten verwest sein, anders konnte man das wohl kaum verschlafen. Ich stand auf und warf etwas (es war zu früh, um zu wissen, was ich warf, es war einfach das erstbeste, das ich zur Hand hatte...) in Richtung des Lautsprechers. In meinem weißen Nachthemd schlurfte ich zum Bad, wo ich erstmal auf Klo ging, um dann als nächstes den Zombie im Spiegel geflissentlich zu ignorieren... Ich schlurfte zurück in mein Zimmer und zog den schwarzen Rock, die weiße Bluse, die schwarze Krawatte, die schwarzen Kniestrümpfe mit Strumpfhaltern und dazu die weißen Schuhe an. Das ganze sah nicht nur extrem farblos, sondern auch im allgemeinen ziemlich langweilig aus. Ich sah nun doch in den Spiegel und schrak vor meinen tieflilanen Augenringen zurück. Ich hatte knielange rabenschwarze glatte Haare, intensive dunkelblaue Augen und für Menschen ungewöhnlich blasse Haut, davon abgesehen war ich schlank und wirklich hübsch anzusehen, also ziemlich attraktiv, zumindest für menschliche Verhältnisse. Das sagten zumindest ein paar vorlaute Vampire und Menschenjungen... Naja, aber wer sah in Schuluniform schon gut aus, das war eben einfach augenscheinlich Sinn der Sache, so schien es mir... Ich kämmte meine Haare und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht, dann verließ ich das Zimmer und machte mich auf den Weg zum Klassenzimmer. Dort erwarteten mich bereits die anderen Menschen und ich zog demonstrativ eine finstere Miene. ,,Ah, den bösen Blick erkenne ich schon von weitem, da ist ja unser kleines Vampirmädchen." rief einer. ,,Schnauze." knurrte ich und bedachte alle mit einem 'ihr sollt alle sterben gehen' Blick. ,,Damit kannst du uns auch nicht mehr beeindrucken!" rief einer vorlaut und plötzlich setzte ich ein überfreundliches Lächeln auf. Ich ging zu dem, der das gesagt hatte, griff ihm ungeniert in die Haare und hob damit seinen Kopf. ,,Wie war das?" fragte ich gefährlich leise nach und mein mörderischer Blick lag auf ihm. ,,Damit kannst du... du uns nicht mehr... beeindrucken." stotterte er. ,,Bist du dir da sicher? Ihr seid immerhin Menschen und die kann ich nach Herzenslust verprügeln, oder hast du das vergessen?" fragte ich ihn herablassend. ,,Nein..." murmelte er sehr leise. ,,Lächerliche Gören, deshalb gebe ich mich nicht mit euch ab." schnaubte ich und drehte mich zum gehen um. ,,Feigling! Große Klappe und nichts dahinter!" rief ein anderer. Mit lächelndem Gesicht lief ich zu ihm, denn wenn ich lächelte, machte ich ihnen am meisten Angst. Ich blieb vor dem anderen Jungen stehen. ,,Was hast du gesagt?" fragte ich ihn mit einem übertrieben freundlichen Lächeln. Der hatte dann auch noch den Mut, es trotzdem zu wiederholen. Blitzschnell holte ich aus und meine Faust traf mit voller Kraft sein rechtes Auge. Er schrie auf, ich hatte wirklich fest zugeschlagen, so fest, dass er eine kleine Wunde unter dem Auge hatte, das bereits begann, zuzuschwellen. ,,Hat noch jemand etwas dummes zu sagen? Nein? Ist auch besser so, denn töten ist zwar verboten, aber es ist nicht verboten, euch Krankenhausreif zu prügeln!" drohte ich kühl und setzte mich auf meinen Platz ganz hinten. Ab heute würde keiner mehr solchen Mist über mich verbreiten, denn früher mochte ich immer nur zu ihren spöttischen Kommentaren geschwiegen haben, doch jetzt nicht mehr, jetzt wehrte ich mich, dafür hatte ich, seitdem ich an diese Schule kam, trainiert. Ohne Trainer versteht sich, ich war einfach in den Wald unseres Grundstücks gelaufen und hatte dort ganz allein trainiert, war immer stärker und schneller geworden, je mehr Zeit verging. Manchmal trainierte ich aber nicht mit Klimmzügen, Liegestützen und dem Boxen gegen einen mit Moos bewachsenen Baum, nein ich kletterte auch so schnell ich konnte 20 Meter oder noch höhere Bäume hinauf und wenn ich das nicht tat, nutzte ich die wilde Natur als Hindernisparcour. Im Sport gab ich immer eine schlechtere Leistung vor, als ich sie eigentlich hätte bringen können und als Mädchen war es nicht schwer, das Training zu verbergen, schließlich würde ich mehr Training brauchen, damit meine sehnigen Muskeln deutlich zutage traten.

Blutige RacheWo Geschichten leben. Entdecke jetzt