*Schläfst du eigentlich oder wachst du über mich, Dämon?* fragte ich ihn ein paar Monate später, als Zares längst schlief. Er blinzelte etwas, machte sich aber nicht die Mühe, die Augen ganz zu öffnen, ich sah nur zwei schmale Goldstreifen aufblitzen... *Ich wache.* erwiederte er knapp, was mir angesichts seiner sonst so ausführlichen (meist abwertenden) Kommentare doch etwas seltsam vorkam. *Seit wann so kurz angebunden, Dämon?* fragte ich ihn irritiert. *Meine früheren Vertragspartner haben mich stehts nach meinem Namen gefragt. Du hingegen nennst mich noch immer Dämon, das ist seltsam, weil ihr Menschen doch stehts allem Namen gebt, doch du gabst mir keinen Namen und hast mich auch nie danach gefragt. Weißt du, ich habe jedem meiner Vertragspartner etwas bedeutet, auf die unterschiedlichsten Arten, für den einen war ich die personifizierte Verdammnis, für andere die personifizierte Sünde und wieder für andere die süße Verführung, während manche mich sogar als ihr ganz persönliches Verderben oder die gerechte Strafe für ihre Schandtaten bezeichnen. Jeder einzelne gab mir einen Namen, nur du nicht. Da frage ich mich doch, ob ich für dich bedeungslos bin? Du bist nicht mal ansatzweise so hilflos, wie ich zunächst annahm. Du könntest leicht diese Menschen töten und genügend Vampire mit deinen überzeugenden Lügen auf deine Seite ziehen, so wie du es schon letztes Mal tatest, mein zutun war gar nicht nötig, um sie in Sicherheit zu wiegen, dass ich ihr Verbündeter bin, ganz gleich, ob ich nun gut oder böse bin. Wenn du dann den Großteil der Vampire auf deiner Seite hast, könntest du sie gegen die anderen aufhetzen und sie gegeneinander in die Schlacht ziehen und so deinen Feind mühelos vernichten lassen, ohne einen Kratzer abzubekommen. Ich weiß inzwischen selbst, dass dir das längst klar war und du das auch ursprünglich so ungefähr umsetzen wolletest. Und doch hast du mich gerufen und einen Pakt mit mir geschlossen. Da frage ich mich, warum du die Hälfte deiner Seele verkauft hast, um meine Macht zu erlangen, wo das doch für dein Vorhaben gar nicht nötig gewesen wäre. Bin ich dir deshalb gleichgültig, weil du mich gar nicht brauchst?* redete er sich in Rage, ihm passte mein Verhalten offenbar gar nicht. *Du hast recht, ich hätte sie auch ohne dich zugrunde richten können. Aber du vergisst dabei eine Sache: Wenn man Personen gegeneinander ausspielt, egal ob Vampir oder Mensch, verlieren sie das Vertrauen und wenden sich von einem ab. Ich hätte am Ende meines Plans zwar gewonnen, aber ich wäre allein und damit schutzlos gewesen. Abgesehen davon hätte ich nicht alle meine Feinde vernichten können, die überlebenden Vampire hätten so oder so weiter gelebt, denn selbst mir ist es nicht möglich, eine solche Anzahl von Vampiren zu töten. Da ich dann schutzlos gewesen wäre, hätte ich mit meiner List und meinem unermüdlichen Training vielleicht ein oder zwei Vampire erledigen können, spätestens dann hätten sie sich verbündet, mich aufgespürt und getötet. Egal, wie ich meine Strategie auch geändert oder überdacht habe, ich würde immer sterben, bevor ich meine Rache vollstreckt haben würde. Ich las ein Buch über Dämonen und Magie, aber wie wir Menschen eben sind, zweifelte ich zunächst daran. Also habe ich einfach einen leichten Zauber ausprobiert, einen völlig harmlosen Feuerzauber, bei dem ich am Ende höchstens ein kleines Feuermal zurückbehalten würde. Das könnte man auch mit einer einfachen Lüge wie einem Missgeschick mit einem Feuerzeug erklären. Also dachte ich mir, warum nicht, was kann schon groß schiefgehen? Ich probierte es aus und nachdem ich die magische Rune auf die Handfläche gezeichnet hatte, brachen daraus dunkelblaue Flammen hervor, so dunkelblau wie meine Augen. Ich starrte zunächst erschrocken und dann begeistert auf die Flamme. Nun dachte ich, dass alles möglich sei, also versuchte ich mich an einem anderen Zauber, der meine Seele vorübergehend von meinem Körper lösen würde. Auch das klappte und ich stand in meinem Astralkörper neben meinem Körper. Ich war fasziniert von der Magie und ging immer öfter in meine astrale Form, reiste damit durch die Welt und wurde immer sicherer. Doch eines Tages reiste ich zu weit, ich rutschte aus dieser Welt und gelangte in eine Andere, in das Reich der Toten. Ich hatte allerdings Glück und landete nicht in der Hölle, sondern im Himmel. Ich hatte zuvor, einfach weil ich auf Nummer sicher gehen wollte, einen Zauber erlernt, der Dinge verbergen konnte. Dieser ermöglichte es mir, einem Geist gleich durch den Himmel zu wandeln, unentdeckt und nicht vollständig manifestiert, so dass sämtliche Wesen einfach durch mich hindurch gingen. Ich war fasziniert davon und trieb es immer weiter. Auf der Erde vergingen drei Stunden, während ich mehere Jahre in meiner astralen Form im Himmel verbrachte. Ich entschloß mich schließlich dazu zurück zu kehren. Noch immer war es gut und ich kannte nun keine Grenzen mehr. Ich lernte immer mehr über die Feuermagie und die Seelenmagie, die mich ja in den Himmel brachte. Durch all das dauerte es nicht lange, bis ich auf die schwarze Magie stieß. Ich war damals gerade mal 9 Jahre alt und deswegen überlegte ich auch nicht lange, es auszuprobieren. Die ganzen Warnungen vor dem Tod oder gar schlimmeren Schicksalen ignorierte ich gekonnt.

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Blutige Rache
FantasyEine Welt voller Vampire - und ich mitten drin! Ja, das klingt zunächst fantastisch, aber nicht, wenn man genauer hinsieht. Die Vampire sind den Menschen überlegen, in so ziemlich jeder Hinsicht. Aber dennoch sind sie von ihnen abhängig, weswegen Me...