Am Flughafen

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Am nächsten Morgen werde ich von der Stimme der Stewardess geweckt, die uns darum bittet unsere Sitze aufzurichtetn und uns anzuschnallen.

Ich habe nicht gut geschlafen. Der Typ neben mir hat die ganze Zeit geschnarcht und im Schlaf geredet. Naja, eher genuschelt, ich hab keine Ahnung was er gesagt hat.

Noch ein wenig verschlafen schaue ich aus dem Fenster auf Kalifornien. Nach den 16h Flug tut mir alles weh vom vielen Sitzen und ich habe Angst. Angst, dass meine Eltern mich nicht mögen. Ich weiß nichts über sie. Nur dass sie mich am Flughafen abholen werden. Über die Menschen die mich adoptiert haben weiß ich, im Gegensatz dazu, alles.

Unter uns ist schon der Flughafen zu erkennen und ich packe meine Sachen zusammen. Sanft setzt das Flugzeug auf dem Boden auf und ich lehne mich in meinem Sitz zurück um ein letztes Mal tief durchzuatmen. Dann schnalle ich mich ab, nehme meine Tasche und folge den anderen Gästen nach draußen.

 Ich nehme mein Gepäck vom Fließband und gehe in Richtung des Ausgangs.

Einige andere werden abgeholt, und gehen zu den Leuten die das Schild mit ihrem Namen hochgehalten haben. Ich entdecke nirgends ein Schild auf dem mein name steht.Nach und nach werden die Leute um mich herum weniger und ich bin eine der letzten die noch dort seht. Ich werde immer ängstlicher. Haben sie sich im letzten Moment umentschieden und ich darf nicht bei ihnen wohnen und muss zurück fliegen? Haben sie mich vergessen?

Langsam gehe ich zu einer Bank in der Nähe und setze mich darauf. Aufmerksam beobachte ich das Geschehen um mich herum, um meine Eltern nicht zu übersehen. Auf einmal kommt eine schwarzhaarige junge Frau auf den Ankunftsbereich zu. Sie hält ein Schild in den Händen, aber von hier aus kann ich nicht erkennen was darauf steht. Nach einer Weile, als niemand auf sie zukommt, dreht sie sich um und setzt sich auf die Bank neben mich. Jetzt kann ich lesen was auf dem Schild steht: Mia dePablo. Der Name kommt mir bekannt vor, aber wahrscheinlich liegt es bloß daran, dass mein Vorname Mia ist. Mia Naomi, Rufname Naomi. 

So langsam kommen schon die Passagiere des nächsten Flugs heraus und ich werde immer verzweifelter. Ich befinde mich auf der anderen Seite der Welt, kenne hier niemanden und weiß nicht was ich machen soll.

Die Frau neben mir, mit dem Schild, schaut immer wieder zu mir herüber und ich wundere mich wieso. Auf einmal steht sie auf und kommt auf mich zu.

"Entschuldigung? Bist du Mia de Pablo?", fragt sie.

"Nein, tut mir leid.", antworte ich in meinem Schulenglisch. Dazu muss ich aber sagen, dass ich es irgendwie geschafft habe, nie im englischsprachigen Ausland gewesen zu sein, und  trotzdem einen Kalifornischen Akzent zu haben. Also fällt ihr vielleicht gar nicht auf, dass ich kein perfektes Englisch spreche.

"Schade. Auf wen wartest du denn?", überrascht sie mich mit ihrer Frage. Schnell denke ich nach. Soll ich es ihr erzählen oder lieber nicht? Sie ist eine Fremde! Aber sie scheint nett zu sein. Ich entscheide mich dafür es ihr zu erzählen.

"Ich warte auf meine Eltern. Aber ich kenne sie nicht, also weiß ich auch nicht wie sie aussehen.", antworte ich zögernd.

Überrascht schaut sie mich an: "Wieso kennst du sie nicht?", fragt sie, während sie sich neben mich setzt.

"Ich wurde adoptiert, aber jetzt soll ich wieder bei meinen leiblichen Eltern wohnen. Bis jetzt habe ich in Deutschland gewohnt." versuche ich zu erklären.

Sie schaut mich nachdenklich an. Ich schaue zurück. Auf einmal hält sie mir ihre Hand hin und stellt sich vor: "Ich bin Pauley."

"Naomi"

Schlagartig stockt sie in der Bewegung und schaut mich wieder so nachdenklich an. "Ist das dein richtiger Name?"

"Nein. Eigentlich heiße ich Mia Naomi, aber mein Rufname war schon immer Naomi.", erkläre ich ihr.

"Vielleicht bist du doch die die ich abholen soll. Ich soll die Tochter von Freunden von mir abholen, und ihre Geschichte ist die gleiche wie deine."

Meine Kehle ist wie zugeschnürt und ich habe Schwierigkeiten zu atmen. Wortlos schaue ich zu Boden und sage nichts. Auch Pauley sagt nichts. Plötzlich spüre ich zwei warme Arme die sich um mich legen und mich umarmen. Dankbar umarme ich Pauley.

Vorsichtig löse ich mich wieder von ihr.

"Lass uns hier raus kommen.", schlägt sie vor und nimmt meinen Koffer. Ich nehme meine restlichen Sachen und laufe ihr hinterher.

A World fell togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt