Pauley

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Langsam gehen wir aus dem Flughafen raus. Es ist bereits hell und für November echt warm. Jedenfalls im Vergleich zu Deutschland.

Ich bin ziemlich erschöpft und habe immer noch Angst, obwohl Pauley nett zu sein scheint. Ich kenne sie trotzdem nicht. Hinzu kommt, dass ich mir nicht sicher bin ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen ist das meine Eltern mich nicht abholen kommen, oder ob es vielleicht gar kein Zeichen ist und sie wirklich keine Zeit haben.

Ich helfe Pauley meine Sachen in ihrem Auto zu verstauen und setze mich auf den Beifahrersitz. Auf der Fahrt reden wir kaum und ich schaue mir die Straßen von Los Angeles an. Hin und wieder spüre ich Pauleys Blicke auf mir, die mich mit einer Mischung aus Mitleid und noch etwas, für mich undefinierbarem, anschaut.

Schließlich unterbricht sie die Stille.

"Du wirst erstmal bei mir bleiben, weil Cote und Michael beruflich verreist sind. Ich muss die nächsten Tage auch arbeiten. Wenn du willst kannst du mitkommen."

Obwohl ich mir sicher bin dass sie von meinen Eltern redet frage ich trotzdem nach, wen sie meint:

"Wer sind Michael und Cote?"

"Deine Eltern.", antwortet sie mir mit einem traurigen Unterton in der Stimme.

"Was sind sie von Beruf?", traue ich mich nach einer Weile zu fragen.

"Schauspieler."

"Und du?"

"Ich auch."

Meine Eltern sind also Schauspieler. Wenigstens etwas was ich über sie weiß. Sie heißen Michael und Cote, sind Schauspieler und haben eine 15-jährige Tochter. Andere Kinder wissen mehr über ihre Eltern.

"Wieso muss man als Schauspieler verreisen?", wundere ich mich. Langsam fange ich an ihr zu vertrauen. Vielleicht ist sie doch ganz nett. Obwohl sie Freunde hat, die keine Zeit haben ihre Tochter vom Flughafen abzuholen. Ihre Tochter die sie seit Fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen haben. Ich weiß nicht, ob ich wütend auf sie sein soll oder mich freuen soll, dass sie wenigstens daran gedacht haben eine Freundin loszuschicken, die mich abholen soll.

"Naja, wenn zum Beispiel im Drebuch steht, dass etwas in D.C. spielt, dann muss man manchmal dorthin fliegen und dort drehen. Manchmal lässt es sich aber auch im Studio nachstellen.", unterbricht sie meine Gedanken.

Kurz darauf hält sie vor einem großen, etwas altmodischem aber schönem Haus. Langsam steige ich aus und schaue es an. Es ist mehr eine Villa als ein Haus. Es ist in einem hellen Beige gestrichen und der Eingang ist mit einem Dach geschützt, das von zwei Säulen getragen wird. An der rechten und linken Seite befindet sich jeweils ein kleiner, turmförmiger Erker. Eigentlich ist es ganz schön hier. Fast kann ich mir vorstellen wie es wäre hier zu wohnen, aber dann fällt mir ein dass ich nur zum Übergang hier wohnen werde und bald schon wieder umziehen muss. Sobald meine Eltern wieder zurück sind. Und unter der Bedingung, dass sie mich überhaupt wollen und mich nicht wieder zurück schicken.

Pauley reißt mich aus meinen Gedanken. "Komm. Sobald du dich in deinem Zimmer eingerichtet hast, kannst du dich in Ruhe im Garten umschauen und ich zeige dir das Haus.", sagt lächelnd.

Ich gehe zu ihr und helfe ihr mit meinen Sachen. Ich habe nur einen kleinen Teil mitgenommen und der Rest wird nachgeschickt, sobald feststeht ob ich hier bleibe. Meine Adoptiveltern haben zwar gesagt, dass ich hier bleiben werde, aber ich weiß dass ich jederzeit zurückkommen kann.

Die Enrichtung ist in in dunklen Brauntönen gehalten, weswegen es ein wenig düster wirkt. Trotzdem mag ich es auf anhieb. Es ist nicht so eine traurige Düsternis, sonder mehr eine geheimnisvolle. Und genau so kommt es mir auch vor; wie ein geheimnisvolles Märchenschloss.

Pauley zeigt mir das Gästezimmer das die nächsten Tag meins sein wird, und lässt mich dann in Ruhe. Ich bin froh darüber, endlich etwas Zeit für mich zu haben. Das Zimmer ist eins von den beiden mit Erker, und echt groß. Ungefähr viermal so groß wie das, was wir Zuhause hatten. Was Emil, Nila und Bruno Zuhause haben. Ich vermisse die drei.

Auf einmal schießen mir Tränen in die Augen und ich kann sie nicht mehr zurückhalten. Alles stürzt auf mich ein. Ich habe kein Zuhause, keine Familie und keine Freunde die mir jetzt helfen könnten. Ich habe niemanden mit dem ich über alles reden kann.

Ich liege da, weine in das fremde Kopfkissen und denke über meine beschissene Situation nach. Plötzlich geht die Tür auf und ich höre wie jemand ins Zimmer kommt. Ich versuche so zu tun als ob ich schlafe. Die Person nimmt es mir aber scheinbar nicht ab, da sich die Schritte nun dem Bett nähern.

Ich schaue hoch um zu gucken ob es Pauley ist. Sie ist es. Als sie meine vom Weinen geröteten Augen sieht, setzt sie sich neben mich aufs Bett und nimmt mich zum, nun schon zweiten Mal, heute in den Arm. Sofort laufen mir wieder die Tränen über meine Wangen.

Pauley wiegt mich hin und her. "Schh, Süße alles wird gut."

Sie löst sich von mir und schaut mich prüfend an: "Was ist denn los?"

Eigentlich möchte ich es ihr nicht erzählen, da ich sie erst seit knapp zwei Stunden kenne, aber irgendwas bewegt mich dazu es doch zu tun. Schluchzend erzähle ich ihr alles was mir eben noch durch den Kopf gegangen ist. Eine Weile schweigt sieund guckt nachdenklich aus dem Fenster.

"Glaub mir, deine Eltern wollten dich behalten. Sie konnten es nur nicht. Deine Mutter kam regelmäßig zu mir und hat sich bei mir ausgeheult. Sie hat sich solche Vorwürfe gemacht, dass sie dich hat gehen lassen! Aber sie hatten wirklich keine andere Möglichkeit."

Ich gucke sie an, ohne ein Wort zu sagen. Ich glaube ihr. Auch wenn ich nicht weiß wieso.

Auf einmal bin ich wieder fröhlich und bringe sogar ein Lächeln zustande. "Steht das Angebot mit der Haus-Führung noch?", frage ich während ich aufstehe.

"Klar!", antwortet sie und steht ebenfalls auf.

"Wollen wir mit der Küche anfangen?", fragt sie mich verchmitzt "Ich hab heute noch nichts gegessen!"

Lachend folge ich ihr nach unten. Ich habe das Gefühl, dass ich mit meinen Eltern doch ganz gut klarkommen werde. Jedenfalls wenn sie so nett sind wie Pauley.

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Hey Leute :))

Danke das ihr meine Story lest *-*

Ich würd mich echt riesig über ne Rückmeldung in Form von Kommis und Votes freuen :D

Der erste Kommi kriegt ne Widmung!

Danke schonmal :)

A World fell togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt