Cote
Meine Tochter. Ich kann nichts anderes machen als sie anzustarren nachdem ich sie auf dem Sofa entdeckt habe. Das ist meine Tochter. Die Person die aus dem kleinen Mädchen geworden ist dass ich vor 15 Jahren zur Welt gebracht habe. Ich habe das Gefühl uns trennen Welten. Sie ist in einer ganz anderen Umgebung aufgewachsen als ich es mir gewünscht habe. Ich habe mir gewünscht, dass ich einen Weg finde sie zu behalten und selbst aufzuziehen. Aber ich habe es nicht geschafft. Ich war keine gute Mutter. Eigentlich war ich gar keine Mutter.
Mit Tränen in den Augen gehe ich langsam auf sie zu und setze mich vor Sie auf den Boden. Fünfzehn Jahre sie eine so verdammt lange Zeit. Vor fünfzehn Jahren hielt ich dieses wunderschöne Mädchen in meinen Armen und habe auch geweint. Aber damals habe ich geweint weil ich sie verlassen musste. Heute weine ich weil ich sie wiedergefunden habe und hoffe dass sie mich mag. Und dass sie versteht wieso ich sie nicht behalten konnte. Egal wie gerne ich es gewollt hätte.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Wie Pauley in den Garten geht und die Tür hinter sich zumacht. Sie ist so lieb. Sie kümmert sich um mich und Naomi obwohl sie es gar nicht müsste. Ich kann mich glücklich schätzen sie zu haben.
Vorsichtig setze ich mich neben Naomi. Im Schlaf rutscht sie ein Stück zur Seite um mir Platz zu machen. Als ich sitze rutscht sie wieder zurück und kuschelt sich an mich an. Sie lächelt. In diesem Moment bin ich unendlich glücklich. Ich freue mich meine kleine Mia wieder zuhaben. Ich habe sie so vermisst.
Die Tränen rollen immernoch meine Wangen hinunter und tropfen auf ihre Decke.
Eine Weile sitze ich so da, weine und schaue meiner Tochter beim schlafen zu.
Auf einmal erstarrt sie und hört fast auf zu atmen. Vorsichtig öffnet sie die Augen und starrt mich an während ihre Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen. Ich höre auf zu weinen und schaue zurück, zu besorgt was sie als nächstes macht um irgendwas anderes zu machen. Vorsichtig setzt sie sich auf und rückt ein Stück von mir ab. "Wer bist du?", fragt sie fast ein wenig ängstlich.
"Cote. Deine Mutter.", flüstere ich.
Sie sagt nichts.
Ich muss wieder anfangen zu weinen und wende meinen Blick ein Stück ab. Auf einmal spüre ich zwei Arme um mich. Im ersten Moment weiß ich nicht was ich machen soll, aber dann ziehe ich sie an mich und weine in ihre Schulter. Ich weiß nicht wie lange wir so da sitzen, uns einfach im Arm hielten und beide weinen.
Ales ich am nächsten morgen aufwache bleibe ich noch mit geschlossenen Augen liegen. Erst als ich sie aufmache merke ich, dass ich Naomi im Arm halte und ihr Kopf an meine Schulter gelehnt ist. Auf dem Tisch vor uns steht ein liebevoll gemachtes Frühstück und die Hunde sind weg. Pauley war also schon hier.
Da Naomi noch schläft bleibe ich liegen um sie nicht zu wecken. Ich bin so glücklich sie endlich wieder zu haben und sie in den Arm nehmen zu können.
Schließlich stehe ich doch auf und versuche sie dabei nicht zu wecken.
"Was ist los?", fragt sie etwas verschlafen als sie sieht dass ich dabei bin aufzustehen. "Ich wollte anfangen den Tisch zu decken, damit wir frühstücken können.", erkläre ich ihr.
"Du kannst noch liegen bleiben wenn du willst."
Sie legt sich wieder hin und schaut mir zu, wie ich das Tablett leer räume und alles auf den Tisch stelle. Als ich fertig bin schiebe ich den Tisch vor das Sofa, sodass wir beim essen auf dem Sofa sitzen bleiben können.
Das Essen verläuft sehr schweigsam und wir wissen beide nicht so recht was wir sagen sollen. Als wir aufgegessen haben packen wir alles wieder auf das Tablett zurück und räumen die Hütte wieder auf. Immer noch schweigend gehen wir nebeneinander zurück ins Haus zu Pauley und den Hunden. Ich weiß überhaupt nicht was ich zu ihr sagen soll. Ich möchte nicht dass sie einen falschen Eindruck von mir bekommt. Ich wünsche mir dass sie mich mag und mich eines Tages vielleicht sogar als Mutter sieht.
Ich bringe das Tablett in die Küche und gehe dann ins Wohnzimmer zu Pauley und Naomi.
"Hey! Habt ihr gut geshlafen?"
"Ja, danke", antworte ich für uns beide. "Und danke für das Frühstück."
"Gerne."
"Ich gehe duschen und mich umziehen.", sagt Naomi und steht auf.
Ich gehe zu dem Platzvon dem sie gerade aufgestanden ist und setze mich neben Pauley.
"Sie sieht dir sehr ähnlich."
"Ich weiß." sage ich ein wenig traurig.
"Hätte ich sie doch bloß nicht weg gegeben." weine ich in Pauleys Schulter.
"Hey, du weißt genauso gut wie ich dass das die beste Lösung war. Ich weiß, dass du sie am liebsten behalten hättest und ich weiß auch das Naomi, hätte sie die Wahl gehabt, bei dir geblieben wäre. Aber du hättest es nicht geschafft. Du hattest gerade erst dein Studium abgeschlossen und konntest dich gerade so selber über Wasser halten."
"Ich weiß. Aber ich hätte es schaffen müssen! Für sie. Sie ist so ein wundervoller Mensch. Ich hätte für sie da sein müssen. Ich hätte eine Mutter für sie sein müssen."
Ich kann nicht mehr und breche wieder in Tränen aus. Pauley sagt nichts mehr und hält mich einfach nur im Arm und ist für mich da.
"Danke."
"Wofür?" fragt Pauley.
"Für alles was du für uns und für mich tust. Ich weiß gar nicht wie ich das verdient habe."
"Dafür musst du dich nicht bedanken dass ist doch selbstverständlich. Du bist meine Freundin und ein wundervoller Mensch. Das reicht völlig. Und du würdest das alles auch für mich tun."
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A World fell together
Teen FictionEs geht um ein 15 jähriges Mädchen das von ihren amerikanischen Eltern, einmal über den Atlantik hinweg, in Deutschland zur Adoption freigegeben wurde. Nun soll sie zu ihren leiblichen Eltern ziehen und ihr gesamtes bisheriges Leben hinter sich lass...