2. Abschied

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„Ich werde dich vermissen.", sagte Esteban am Abend vor ihrer Abreise zu Maria.
Diese sah zur Tür.
Es fühlte sich nicht so an, als würde sie morgen gehen.
„Ich dich auch.", murmelte Maria und umarmte ihn.
Ihr wurde zwar erlaubt ihren Leibwächter mit zu nehmen, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
Das mir Esteban und ihr würde nun enden.
„Ich hoffe du wirst dort glücklich, Maria. Wirklich.", sagte Esteban leise.
Maria nickte.
„Ich hoffe es auch.", hauchte sie.
Sie hielt sich an seinem Hemd fest und vergoß eine Träne.
Seitdem sie es wusste hatte sie nicht geweint...
Aber gerade war es einfach zu viel.
Maria riss sich zusammen und löste sich von ihm.
„Geh lieber, bevor jemand uns findet.", sagte sie ihm.
Esteban lachte auf und zog sie nah an sich.
„Das ist mir gerade sowas von egal.", sagte er und drückte seine Lippen auf ihre.
Völlig überfordert blieb Maria einfach nur stehen.
Sie erwiderte den Kuss nicht, sie wollte nicht, dass es auf mehr hinaus laufen würde.
Esteban löste sich enttäuscht von ihr.
„Ich dachte wir hätten was besonders, Maria.", schnaufte er verächtlich und ging dann.
Das hatte sich also erledigt...

Maria ging ins Bad und machte sich fertig für die Nacht.
Ungewollt dachte sie über Esteban nach.
Er war ihr erster gewesen.
Ihr einziger.
Als sie 16 wurde hatte sie ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt.
Bei den anderen Angestellten blieb sie egoistisch.
Sie durften sie küssen, anfassen, befriedigen.
Aber Sex hatte sie nur mit Esteban.
Es war eine Weile her, weil Esteban seit einem halben Jahr eine Freundin hatte.
Nein, Maria war nicht eifersüchtig.
Sie wusste dass es mit ihm keine Zukunft hatte.

Müde zog sie sich ein Nachthemd an und legte sich dann ins Bett.
Sie war so aufgeregt.
Sie versuchte einzuschlafen, aber es funktionierte nicht.
Sie stellte sich Don Gonzalo vor.
Wie er war...
Sie wusste es nicht.
Keiner konnte ihr mehr über ihn sagen.
Ob er sie wohl mögen würde?
Normalerweise mochten Männer sie.
Aber sie wusste ja nicht was Don Gonzalos Geschmack war.

An Morgen wachte Maria dann verwirrt auf.
Hatte sie nicht gerade noch versucht einzuschlafen?
Gähnend stand Maria auf und sah raus.
Es war schon hell, aber ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es erst 6:30 war.
Die Frauen, die fertigmachten kamen erst um 7:30.
Also beschloss Maria unten zu Frühstücken.
Ihre letzten Stunden hier wollte sie noch genießen.
Also zog sie sich ihren Morgenmantel an und lief nach unten.

„Guten Morgen.", sagte Esteban abwesend, als sie ihre Tür öffnete.
„Hey.", sagte Maria freundlich und ging dann gefolgt von ihm nach unten.
Im Esszimmer saß schon ihr Vater.
„Guten Morgen, princessa.", sagte der als er sie entdeckte.
„Guten Morgen, papa.", sagte Maria und küsste ihren Vater auf die Wange.
„Soll Blanca dir Frühstück machen?", fragte er sie und sah von seinem Tablet auf.
Maria nickte und setzte sich auf ihren Platz am Tisch.
Nach wenigen Minuten bekam sie ihr Frühstück.
Omlett, Toast, Obst und Tee.

Nach dem Frühstück ging Maria wieder auf ihr Zimmer.
Dort kamen dann auch ihre Stylisten.
Bei jedem Handgriff den sie an uhr machten, sah Maria zu.
Sie hatte noch nie versucht sich selbst zu richten.
Aber sie hatte jahrelang zu gesehen, vielleicht konnte sie es mittlerweile auch alleine.
„Sind Sie aufgeregt Dońa Maria?", fragte Eléna sie.
Maria schüttelte den Kopf.
Zu den Frauen in ihrem Umfeld war Maria kalt, so musste sie sein.
Sie durfte keine Schwäche zeigen.
Frauen waren die herzlosesten Wesen auf dieser Welt...

Nach einer Stunde hatte Marias schwarzes Haar schöne Wellen und war sie dezent geschminkt.
Sie trug einen beigen Rock, mit einer weißen Bluse und einem passenden Blazer.
Bevor sie nach unten ging zog sie sich beige Pumps an.
Als sie alleine gelassen wurde sah sie sich in ihrem Zimmer um.
Alles war perfekt aufgeräumt, wie in einem Katalog...

Seufzend verließ sie den Raum und ging zu Rafaéls Zimmer.
Der schlief vermutlich noch.
Leise klopfte sie und sah zu Rafaéls Leibwächter, Bruno, einem großen Afrikaner.
„Don Rafaél schläft noch.", teilte er ihr nur mit.
Doch Maria war das egal, sie öffnete die Tür trotzdem und lief zum Bett ihres Bruders.
Sie sprang auf ihn und rief lachend: „Rafa! Rafa! Wach auf.".
Rafaél erschreckte und sah dann zu seiner lachenden Schwester.
„Wie spät ist es?", fragte er gähnend.
„Es ist halb neun, bald bin ich weg.", antwortete sie nun ernster.
Rafaél seufzte und sah zu ihr.
„Es ist ja nicht für immer, Maria. Ich komme in ein paar Wochen zur Hochzeit.", sagte er und zog seine Schwester an sich.
„Ich weiss.", murmelte sie nur.
„Es fühlt sich noch nicht so an, als würde ich heute Abend schon bei einem Fremden wohnen.", sagte sie ehrlich.
Bei Rafaél konnte sie ehrlich sein.
„Kommt Esteban mit?", fragte Rafaél sie.
Maria schüttelte den Kopf.
„Ich habe ihm gestern Abend gesagt, dass es vorbei ist... Ich kann ihn nicht mitnehmen.", sagte sie leise.
Rafaél nickte, es war besser. Wenn Gonzalo von dem Verhältniss etwas mitbekam wäre sie tot.

„Bis in ein paar Wochen.", sagte Rafaél, als man Maria doch schon früher wegbrachte.
Diese umarmte ihn fest.
Dann stieg sie in den Geländewagen, er sie zum Jet bringen würde.
Ihr Vater war nicht da, um sich zu verabschieden.
Aber das war auch nicht schlimm, sie wusste, dass sie seine Prinzessin war.
Stumm sah sie aus den verdunkelten Fensterscheiben auf das Gelände auf dem sie großgeworden war.
Auf den kleinen See, vor der Villa.
Dem Reiterplatz, wo sie so talentiert gewesen war.
Maria musste seufzen.
Sie würde es sehr vermissen.
Aber sie freute sich auch mehr von der Welt zu sehen.
Am Flugplatz stieg sie aus und lief zum Jet, der bereits fertig zum Abflug war.
Maria stieg ein und wagte einen letzten Blick in ihr altes Leben.
Dann betrat sie das Flugzeug und hob ab.

Maffia LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt