Kapitel 14

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Danach dauerte es nicht mehr lang, bis die Portale wieder funktionierten.

Und so gern Tai noch länger geblieben wäre – selbst wenn er es nicht offen zugegeben hätte – und so ungern er im Moment in Minas Nähe sein wollte, die Arbeit stapelte sich sicher schon. Täglich kamen zwar so wenig Wünsche bei ihm an, dass er selten Hilfe beim Sortieren brauchte, aber er konnte schließlich für eine ganze Weile nicht zurück.

Der Portalraum war voller Götter und Helfer, die sich voneinander verabschiedeten.

Zusammen mit Aria, Bell und Ziya stand er in der Nähe, des Portals, das ihn gleich ins Mondreich zurück bringen würde.

Tai und Bell nickten sich zum Abschied einfach nur zu, aber er war sich ziemlich sicher, gesehen zu haben, wie ihr Mundwinkel nach oben zuckte.

Kaum eine Sekunde später fiel Aria ihm so stürmisch um den Hals, dass er ein paar Schritte zurück taumelte. Tai schnaufte kopfschüttelnd und ließ es über sich ergehen. Für Aria gab es wohl keine halben Sachen. Wenn sie etwas tat, dann mit vollem Einsatz. Tai fand es bemerkenswert, dass Bell nicht einschritt, oder ihr einen Schlag auf den Hinterkopf verpasste, um sie zu zügeln.

Als Aria von ihm abließ, entdeckte er Mini. Sie stand direkt neben dem Portal und löste sich gerade aus Yanils Armen. Sie redeten kurz, sie lachten, dann ging Mini durch das Portal.

Sie hat nicht auf ihn gewartet. Etwas anderes hat Tai auch gar nicht erwartet. Ob sie sich überhaupt von Aria und den anderen verabschiedet hat?

Ziya schob sich in sein Blickfeld und lenkte ihn davon ab. Bei ihm war sich Tai nicht ganz sicher, wie er sich verabschieden sollte. Lediglich ein Nicken wäre zu wenig, Hände schütteln zu formal und irgendwie unpersönlich. Aber standen sie sich schon nah genug für eine Umarmung? Sie haben viel Zeit miteinander verbracht und viele Gedanken miteinander geteilt, trotzdem könnte es ja sein, dass Ziya das für unangebracht halten könnte.

Glücklicherweise nahm Ziya ihm diese Entscheidung ab und erlöste ihn von seinen Zweifeln, indem er kurzerhand an ihn heran trat und seine Arme um Tai legte. Nicht so gewaltsam wie Aria – man könnte schon beinahe vorsichtig sagen, als hätte er Angst, ihn zu zerbrechen. Oder etwas Falsches zu tun.

Aber es war definitiv nicht falsch. Weniger falsch konnte etwas nicht sein, dachte Tai, als er die Umarmung ebenso behutsam erwiderte. Er fühlte, wie sein Körper wärmer wurde und fragte sich, ob Ziya nicht nur wie eine Sonne Licht, sondern auch Wärme ausstrahlte. Bevor die Hitze ihm zu Kopf steigen konnte, war es vorbei und sie traten auseinander.

Ziya grinste ihn an und spielte unruhig mit seinen Händen herum.

Tai war noch zu ... überwältigt, um seine Mimik zu kontrollieren und sein Gesicht verzog sich zu einer nervös und planlos lächelnden Grimasse. Ein Glück, dass Aria und Bell gerade abgelenkt waren – Aria flog umher und Bell warf ihr Flüche hinterher.

Und dann schoss ihm plötzlich etwas durch den Kopf. Diese Situation erinnerte ihn an etwas – an das letzte Mal, als er vom Sonnenreich aus zurück ins Mondreich gereist ist. Da hat er sich auch von Ziya verabschiedet, und er hat ihm etwas mitgegeben, ein Buch...

»Das Buch! Dein Buch, das du mir ausgeliehen hast, es liegt immer noch bei mir zu Haus«, realisierte er.

»Oh.« Ziya zieht seine Augenbrauen nach oben. »Das ist gut möglich.«

»Ich weiß gar nicht, wann ich Zeit habe, es zurück zu bringen... Oder ich lasse es dir von einem Helfer bringen.«

»Oder...«, überlegte Ziya und deutete mit dem Finger auf sich selbst. »Ich hole es einfach ab! Und dabei kann ich mir gleich mal das Mondschloss ansehen!«

Silver Light [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt