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Alexander

Ich sehe von der glitzernden Wasseroberfläche auf.

"Was hast du gefunden?", frage ich.

"Da ist... eine Leiche... glaube ich", erklärt Han, noch immer außer Atem.

Ich beiße mir auf die Unterlippe. Na super. Ich liebe Leichen.
Ich stehe auf. "Kannst du mir zeige, wo sie ist?"

Han nickt und zeigt zurück zum Dorf

Felix steht auch auf. "Ich komme auch mit."

Han läuft schon wieder davon. Mit schnellen Schritten folge ich ihr. Felix muss beinahe rennen um mitzukommen.

"Ihr wisst, dass Leichen sich normalerweise nicht wegbewegen, oder?", fragt er.

"Wir sollten da sein, bevor andere ihren Körper finden", sagt Han.

***

Ich knie mich neben das tote Mädchen, dass zusammengerollt auf dem Boden in einer der Gassen liegt. Ich drehe sie auf den Rücken und streiche die schwarzen Haare aus ihrem Gesicht. Ich nehme ihr Handgelenk und fühle den Puls. Er ist schwach, aber regelmäßig.

"Han, woher weißt du, dass sie Tod ist?"

"Sie bewegt sich nicht?", antwortet sie mir unsicher.

Wow.

"Sie ist am Leben."

"Was? Wirklich?"

Ich nicke. "Sie ist eiskalt. Wir müssen sie in eine der Hütten bringen. Gibt es eine, die warm ist?"

Han nickt. "Ja, kommt mit."

Ich hebe das Mädchen hoch, ein Arm unter ihren Knien, der andere um ihre Schultern gelegt. Sie ist überraschend leicht.

"Ich denke, die Hütte, in der wir geschlafen gehaben, ist relativ warm."

Ich lege das Mädchen auf eines der Betten und ziehe die dazugehörige Decke über sie.

Felix setzt sich auf eines der anderen Betten, mit dem Rücken an die Wand gelehnt.

"Ich gehe etwas zum Essen und Wasser holen, für wenn sie aufwacht", verkündet Han und verschwindet.

Ich setze mich neben Felix. Mit gerunzelter Stirn sehe ich das Mädchen an. "Ich glaube, sie war diejenige, die ich in diesem Raum gesehen habe." Ich bemerke Felix' verwirrten Blick. "Das Labor, von dem ich vorhin erzählt habe. Da lag ein Mädchen auf einem Tisch."

"Ich wünschte, ich würde mich auch an was erinnern. Ich bin ganz normal schlafen gegangen und hier aufgewacht."

"So toll war es jetzt auch nicht", meine ich.

"Ja, klar, aber dann hätte ich immerhin etwas zu erzählen."

Ich lache auf. "Felix, ich glaube du bist hier der, der am meisten zu erzählen hat."

Er schaut mich verwirrt an. "Wie meinst du...", beginnt er, wird aber von einem Husten unterbrochen.

Sofort schnellt mein Blick zu dem Mädchen. Sie hat sich halb aufgerichtet.

Ich springe auf und laufe zu ihr. Langsam, um sie nicht zu erschrecken, hocke ich mich neben sie.

"Hey", sage ich.

Sie sieht zu mir auf und ich habe das Gefühl, als würden ihre stahlgrauen Augen mich durchbohren. Nach wenigen Augenblicken aber ist ihr Blick nicht mehr drohend, sondern gequält, als sie wieder zu husten beginnt.

"Felix", rufe ich und bemerke dann erst, dass er direkt neben mir steht. "Geh zu Han, wir brauchen Wasser. Jetzt."

Er nickt und rennt nach draußen, nur um einen Moment später mit einer Tasse in der Hand zurückzukehren. Er reicht sie an das Mädchen. Diese leert sie ohne abzusetzen.

"Ich bin Alexander", stelle ich mich vor. "Das sind Felix und Han." Ich deute nacheinander auf die beiden. "Wie heißt du?"

"Ich... Clary", antwortet sie mit rauer Stimme. "Wo bin ich?"

"Die genaue Position dieses Ortes kennen wir auch nicht. Es heißt Test 14, obwohl ich nicht genau weiß, was getestet wird. Vielleicht die Reaktion von Jugendlichen auf extreme Stresssituationen. Grob zusammengefasst: Wir sind hier um zu sterben."

Clarys Augen weiten sich vor Schock.

"Okay, okay, Alex, lass mich mal", greift Felix ein. Er schiebt mich von Clary weg und beginnt über seine Vielleicht ist das alles nur eine Fernsehshow-Theorie zu reden. Ich will einwerfen, dass schon jemand gestorben ist, aber in Anbetracht von ihrem Entsetzen lasse ich es bleiben. 

Test 14Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt