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Felix

"Schaut mal!", ruft Oli und deutet auf einen der großen Monitore, der an der Wand eines Hauses befestigt ist, "Es wurde Zeit dazuaddiert."

Ich habe keine Ahnung wie sich Oli die Zeit gemerkt hat, aber es könnte hinkommen.

"Vielleicht weil Betty die Aufgabe gemacht hat", schlägt Alex vor und kneift nachdenklich die Augen zusammen. "Sie wollen uns damit dazu bringen, die Aufgaben machen."

Moritz drängt sich zu Alex vor. "Aber wer sind sie?", fragt er und deutet auf Betty, "Warum würden sie wollen, dass Betty sich die Haare abschneidet?" Anscheinend weiß Alex darauf nichts zu antworten und zuckt nur mit den Schultern.

"Warum hat sie's überhaupt gemacht? Womit können sie uns schon drohen?", frage ich und mustere Betty. Sie hatte gestern noch blonde Haare, heute trägt sie eine türkise Mütze.
"Weil sie uns sonst töten?!", fügt Lena in einem argwöhnischen Ton hinzu.

"Woher wollen wir das wissen?" Warum denkt jeder gleich an das schlimmst? Vielleicht ist das hier ja nur ein... Test.

"Das ist mit unseren Geschwistern auch passiert. Sie waren plötzlich weg und kamen nie zurück"

"Ich hab keine Geschwister", antworte ich, "Ich hab auch nie jemanden gekannt, der einfach so verschwunden ist."

Es herrscht kurz Stille und niemand scheint zu wissen, was als nächstes gemacht werden sollte.

"Wir könnten herausfinden, ob das hier ernst ist, indem wir eine tödliche Aufgabe machen", schlägt Alison vor.

"Dir ist schon bewusst, dass dafür jemand sterben würde?", erklärt Lena, als wäre Alison ein kleines Kind. Alison schüttelt dabei jedoch nur schmunzelnd den Kopf.

"Wir tun so, als würden wir die Aufgabe machen. Die werden uns schon sagen, dass das hier nur ein Scherz ist, bevor jemand sterben muss."

"Meiner Meinung klingt sie viel zu optimistisch", flüstert Sina mir ins Ohr und fügte dann lauter hinzu: "Und wer macht die Aufgabe?"

Alison läuft schulterzuckend an ihr vorbei. "Na ich, wer sonst?" Sie folgt einem Kiesweg und verschwindet hinter einem der Häuser. Zögernd folgt ihr der Rest der Gruppe, aber niemand scheint so motiviert zu sein wie sie.

"So viel Aufwand für einen schlechten Scherz?" Ich schüttel verwirrt den Kopf. "Das macht keinen Sinn." Alex nickt und blickt misstrauisch zu Alison.

"Hier steht einfach nur, dass einer sich köpfen soll", erklärt Alison und legt den Zettel beiseite.

"Das ist eine Guillotine...", haucht Alex, mehr zu sich selbst als zu mir.
"Eine was? Meinst du dieses Zeugs was in Gummibärchen ist?"

Augenrollend lacht er und schüttelt den Kopf. "Das heißt Gelatine. Eine Guillotine ist das Gerät da drüben. Damit hat man im 17. Jahrhundert Menschen getötet, die des Todes angeklagt waren. Das hat sich dieser berühmte Typ... Josephe Guillotin, du hast bestimmt schon mal von ihm gehört, damals gebaut, nachdem Ludwig VII gestorben ist. Und er ist -"

"Ich hab' schon verstanden, das Ding heißt Gelatine und wurde von 'nem Josef gebastelt", unterbreche ich ihn und halte ihm die Hand vor dem Mund. Genervt schlägt er meine Hand weg und verschränkt die Arme. Grinsend mustere ich Alex. Er sieht irgendwie süß aus, wenn er genervt ist.

Alisons Hände liegen bereits in der vorgesehenen Kuhle und kurz zögernd senkt sie ihren Kopf auf das... wie auch immer das heißt. Mittlerweile sieht sie nicht mehr so optimistisch aus wie vorhin, versucht ihre Skepsis jedoch zu verstecken.

"Das müsste jetzt der Zeitpunkt sein, in dem sie diesen Scherz auflösen. Vielleicht müsst ihr das Seil lösen und dann kommt... keine Ahnung... goldenes Konfetti?"

Nach einer kurzen Pause entscheidet sich schließlich Tim und löst das Seil der Guillotine.

Erleichtert atmet Alison auf. "Seht ihr, es ist nichts -"

Stille.

Nur ein Zischen zerschneidet die Luft.

"Sie ist..." Tim wird von Schreien unterbrochen. Wie ein Ball, der langsam Luft verliert, rollt ihr Kopf auf Lena zu, welche wie erstarrt da steht.

"Ich glaube wir sind uns einig, dass das hier kein Scherz ist...", murmle ich und versuche die Stille zu durchbrechen, entscheide mich jedoch lieber dafür, den Mund zu halten. Lena dreht sich weg und verschwindet hinter dem nächsten Haus.

In diesem Moment realisiere ich, dass das erst der Anfang ist. Es wird mehr Aufgaben geben.

Es wird mehr Tode geben.

Test 14Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt