Felix
Elias steht mit Moritz und Betty in der Mitte der Holzhütte und Betty macht mit einem lauten und schrillen Pfiff auf sich aufmerksam.
"Es ist viel passiert. Ein Mensch ist gerstorben", fängt Mo an und klingt dabei sogar ziemlich selbstbewusst, "Wir sollten nichts überstürzen und uns organisieren. In dieser Hütte gibt es Essen, aber wir müssen es gut rationieren, es wird uns schneller ausgehen, wir wir denken."
"Wenn wir dann überhaupt noch leben!", ruft jemand rein. Mo ignoriert seinen Kommentar und fährt unbeirrt vor.
"Ihr müsst essen, was es gibt. Heute gibt es Nudelauflauf."
Das klingt gar nicht so schlimm.
"Kalt."
Na super...
"Ich esse eigentlich alles. Ich mein, außer Apfelkuchen. Ich hasse Apfelkuchen. Nicht den Kuchen an sich, aber die Streusel, die sind einfach nur-", erkläre ich Alex, rede jedoch mehr vor mich hin als mit ihm.
"Jetzt halt' endlich die Klappe!", zischt Lena und richtet ihre Gabel auf mich. Wenn Blicke töten könnten, dann wäre ich jetzt Hundefutter.
Momo will sich gerade an einen Tisch setzen, als Betty ihn am Arm festhält.
"Bevor wir essen... Wir sollten eine Schweigeminute für Alison halten."
Niemand wiederspricht oder sagt etwas. Mo und Betty setzten sich an einen Tisch und jeder Blick ist auf den Boden gerichtet. Es ist eine bedrückende Stille. Nach kurzer Zeit fangen einige an zu murmeln und die Stille löst sich auf. Die ersten gehen nach vorne und nehmen sich etwas Nudelauflauf.
"Wollt ihr zu uns an den Tisch kommen?", fragt Elias und deutet auf den freien Sitzplatz neben sich. Mo und Betty sitzen ebenfalls am Tisch. Nickend setze ich mich neben Elias, Alex setzt sich mir gegenüber.
Eine Stille entsteht und jeder sticht in seinem Essen rum, darüber nachdenkend, worüber man reden könnte.
"Wie heiß ein Spanier ohne Auto?", frage ich in der Hoffnung, die Stimmung aufzulockern.
Niemand antwortet.
"Carlos!", rufe ich und fange an zu lachen. Das ist mein Lieblingswitz.
Liegt vielleicht daran, dass das der einzige Witz ist, den ich mir merken kann.
Elias und Betty lachen ebenfalls und Alex schmunzelt.
Immerhin schmunzelt er.
"Wen hasst Polyphemus mehr als Odysseus?", fragt Alex und verkneift sich ein Lachen.
Stille.
"Kommt schon, das weiß man doch!"
Eine weitere Stille folgt.
"Erleuchte uns", fordert Betty.
"Niemand!", erklärt Alex, als wäre es selbstverständlich.
Erwartungsvoll blickt er in die Runde. Nachdem niemand lacht, fange ich an zu kichern.
"Der ist gut!", mampfe ich mit vollem Mund und halte ihm einen Daumen nach oben hin. Mit einem etwas gekränkten Blick richtet sich Alex wieder seinem Nudelauflauf zu.
***
"Das ist wirklich schön hier", murmelt Betty und greift nach Moritz' Hand, welcher daraufhin verlegen wirkt. Ein ziemlich großer Teich breitet sich vor uns auf einer Wiese aus und lässt mich für einen kurzen Moment vergessen, wo ich eigentlich bin.
Betty und Mo setzten sich zusammen auf den Steg und plaudern.
Ein schönes Bild: Durch die Sonne sieht man nur ihre Silhouette. Ich greife nach meiner Kamera, die um meinen Hals hängt und knippse ein Foto.Elias setzt sich zu ihnen und winkt uns zu sich.
"Komm doch her!", ruft Elias und deutet auf einen freien Platz neben sich. Alex und ich setzen uns neben ihn. Elias sitzt im Schneidersitz, ich lasse meine Beine über den Teich schaukeln.
"Okay, könnt ihr euch an irgendwas erinnern? Gesichter? Menschen, die uns hier her gebracht haben?", fragt Elias.
Etwas enttäuscht schüttel ich den Kopf.
"Das letzte, an das ich mich erinnern kann, ist der Weg zur Schule."
Mein Blick fällt auf Alex, der stirnrunzelnd auf den Teich starrt.
"Und du?", frage ich neugierig, "Vielleicht wurden unsere Gedanken manipuliert! Oder ich träume das nur... kannst du mich mal kneife-"
Noch bevor ich den Satz beenden kann spüre ich einen Schmerz in meinem Arm. "Autsch!"
"Immer wieder gerne", antwortet Alex.
"Ich kann mich an einen merkwürdigen Geruch erinnern... Wie im Krankenhaus", fügt Elias hinzu und weckt in mir eine Erinnerung.
"Wie Narkosemittel oder so?", frage ich, warte aber gar nicht erst auf einer Antwort.
"Ich hatte mal eine Narkose. Bevor ich eingeschlafen bin, habe ich bestimmt fünf Minuten alleine schon von dem Beruhigungsmittel gelacht. Ich mein, wirklich gelacht. Der Arzt hat bestimmt auch gedacht, ich hätte-"
"Genug, Felix", unterbricht mich Alex, "Komm zum Punkt."
Augenrollend fahre ich fort: "Auf jeden Fall, ich hatte dasselbe Gefühl, als ich gestern hier aufgewacht bin, wie damals, als ich von der Narkose aufgewacht bin."
"Was ist mit euch?", fragt Elias Betty und Mo. Beide schütteln den Kopf.
"Ich kann mich an was erinnern...", murmelt Alex flüsternd, mehr zu sich selbst als zu mir.
"Echt? An was? Hast du Gesichter gesehen? Waren es Aliens? Oh je... wurden wir mit einem Ufo auf einen anderen Planeten entführt? Ich liebe Alienfilme, aber das hier... das wäre mega cool!"
Etwas belustigt boxt Alex mich leicht gegen den Oberarm.
"Hey, machst du dich über mich lustig?", frage ich, "Das sind nur Theorien. Kann doch sein. Die Chance ist bestimmt-"
"Genauso groß wie Lotto zu gewinnen und dann frisst der Hund den Lottoschein? Genau", beendet Alex belustigt meinen Satz.
"Nein - soweit ich mich erinnere - keine Aliens. Da war ein Raum... ein Labor, oder sowas. Ich weiß nicht wirklich... es ist alles so verschwommen."
Neugierig warte ich darauf, dass Alex mehr verrät. Was hat er noch gesehen?
"Leute?"
Eine Mädchenstimme erregt meine Aufmerksamkeit. Sie klingt erschöpft, als wäre sie den Weg hier her gerannt.
"Kommt mit. Wir haben etwas gefunden..."

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Test 14
Seram14 Jungs, 14 Mädchen, ein verlassenes Dorf und ein Haufen tödliche Aufgaben, die erledigt werden müssen, bevor sie frei kommen. Falls sie frei kommen. Schließt an "Test 13" und "Werwolf" an, ist aber auch verständlich, ohne dass man sie gelesen hat ...