If we meet again... [Wattys 2018 Longlist]

The Night Manager...

"Stay with me, darling...that's right, open your eyes...", hallte es dumpf in Louises Ohren. Ein lautes Fiepen drang bis in die Tiefen ihres Kopfes, vermischt mit einem unterschwelligen Rauschen. Sie spürte einen starken, aber gleichzeitig sanften Griff in ihrem Gesicht, als sie versuchte, ihre Augen zu öffnen, jedoch war das, was sie sehen konnte, nur ein dunkler Schatten und aus ihren Augenwinkeln blitzten helle Punkte in ihr Sichtfeld. Ihre Fingerspitzen fühlte sich taub und eiskalt an.

"Louise, look at me...", vernahm sie nun deutlicher eine Stimme, die zu ihr sprach. Gequält presste sie nochmals ihre Augenlider zusammen in der Hoffnung, bei einem weiteren Aufschlag deutlicher sehen zu können, was hier vor sich ging.

"Lou, can you hear me?", ertönte erneut diese Stimme vor ihr und Louise versuchte nun ihre Lider wieder zu öffnen, als sie in ein Paar hellblaue Augen sah, dessen Pupillen sich erschreckend weit geöffnet hatten.

"There you are!", sagte die Person, der offensichtlich diese Augen gehörten erleichtert und Louise merkte erst jetzt, dass ihr Körper nicht auf ihre Befehle reagierte. Was war nur geschehen? Wo war sie und warum fühlte sie sich so besinnungslos und schwach?

"Is everything alright, Sir?", drang nun eine weitere Stimme zu ihr durch und sie versuchte krampfhaft ihren Blick zu fokussieren.

"Could you maybe call an ambulance?", fuhr die erste Stimme fort und langsam schien sich das Puzzle in Louises Kopf zu komplettieren, als sie panisch die Augen aufriss:
"No! No ambulance!", rief sie flehend und scannte mit noch etwas verschwommenen Blick ihre Umgebung. Sie befand sich noch immer im Restaurant des COMO Hotels, dort wo sie zuletzt mit Tom gesessen hatte, der ihr gerade offenbarte, dass Pierce...

"Louise!", zog sie die erste Stimme näher an sich heran und Louise versuchte diese zu fokussieren. Die blauen Augen, die sie erblickt hatte, gehörten Tom, der vor ihr kniete und seine Schenkel gegen ihre Schienbeine presste. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Griff an ihrem Gesicht von seinen Händen kam, dessen Fingerspitzen ihren Hinterkopf stützten und dessen Daumen rechts und links ihre Wangen fixierten.

Sie saß noch immer auf dem Stuhl, den jemand mittlerweile ein Stück von dem Tisch geschoben hatte, auf dem sich noch immer der fast unangerührte Seebarsch befand. Ihre Arme hingen rechts und links wie nasse Lappen neben den Stuhllehnen und würde Tom sie mit seinem Körper nicht fixieren, wäre sie sicherlich schon lange nicht mehr in ihrer Sitzposition.

"Darling, a doctor should check you up...", erklang Toms leise Stimme nun gut verständlich in Louises Ohren und mit aller Konzentration versuchte sie ihn nun anzusehen und sich aufzusetzen. Mit größter Anstrengung hob sie ihre Arme und stützte sie auf den Stuhllehnen ab. Sie fühlte sich, als würden ihre Gliedmaßen ihr Gewicht verzehnfacht haben, insbesondere ihr Kopf, der willkürlich noch zu allen Seiten zu wanken versuchte. Mit der Gewissheit, dass sie sich immer noch in der Öffentlichkeit und vor allem noch in Toms Gegenwart befand, überkam sie ein überaus erbärmliches Gefühl über ihren Körper, der scheinbar vor einigen Momenten den Kampf gegen ihre Gedanken verloren hatte.

"Please, no ambulance, I'm fine...", stöhnte Louise auf, als sie sich mit aller Kraft mithilfe ihrer Hände wieder gegen die Sitzlehne drückte und sich gleichzeitig aus Toms Griff um ihr Gesicht löste.

In Toms Augen blitzte Panik hervor und durchmischte sich mit seinem überaus sorgenvollen Gesichtsausdruck, als er seine Hände von ihrem Gesicht abließ und diese an ihre Knie legte, um sie damit weiter im Stuhl zu stabilisieren.

"Could you maybe get us some water?", bat Tom den Kellner, der immer noch ebenfalls besorgt in einem diskreten Abstand hinter ihm stand. Louise ließ ihren mittlerweile wieder etwas kontrollierten Blick im Restaurant herumschweifen. Sie hatte die Aufmerksamkeit aller Gäste erregt, die zwischen Schlücken und Bissen immer wieder zu der Szenerie um Tom und sie selbst blickten.