Beim Ertönen des Freizeichens, setzte Louise sich in Bewegung und begann in ihrem Hotelzimmer auf und ab zu laufen. Es war bereits kurz nach 8, als sie von ihrem Meeting im Londoner Office ins COMO zurückkehrte. Ganze vier Stunden hatte sie vor Ort damit verbracht Hände zu schütteln, Zahlen zu studieren, Präsentationen zu lauschen und Dokumente zu unterzeichnen. Ihre englischen Mitarbeiter waren immer immens zuvorkommend und sogar ein wenig angespannt, wenn sie im Büro war. Jedoch schätzte sie die britischen Kollegen und vor allem die Filialleiterin Bobbie sehr.
Es klingelte bereits zum dritten Mal und Louise legte sich nervös in ihrem Kopf die Worte zusammen, die sie der Person, die hoffentlich bereit war, ihren Anruf anzunehmen, sagen wollen würde. Während es weiter klingelte, blieb Louise vor dem Spiegel neben ihrem Bett stehen und musterte sich. Trotz ihres immer noch akkuraten, äußeren Erscheinungsbildes, sah sie müde aus. Vielleicht gerade aus diesem Grunde, hatten sich Bobbie und die übrigen Kollegen im Büro bemüht, das Meeting so kurz wie möglich zu halten. Professionell, wie Louise aber nun wahr, hatte sie während ihres gesamten Aufenthaltes dort, ihren gesamten Fokus auf alle Fragen und Anliegen, die an sie gerichtet waren, gelegt. Nun musste sie sich jedoch, nach kurzer aber reifer Überlegung, der Entscheidung stellen, die sie auf dem Weg zurück ins Hotel über den Fortgang des Abends getroffen hatte.
"Louise!" ertönte die fröhliche Stimme durch den Telefonhörer und Louises Herzschlag verschnellerte sich, "Where are you? We are already seated and waiting for you. They have kick ass Margaritas!"
"Hello Pierce." gab Louise weniger freudig zurück. Wenn sie es genau nahm, hatte sie den Jungautor ja bereits versetzt und irgendwie, tat ihr das einerseits menschlich in der Seele weh und andererseits handelte sie in dem, was sie gerade tun wollte aus ihrer Sicht höchst unprofessionell.
"We will be waiting for you with our orders," fuhr Pierce enthusiastisch fort, "when will you be there?"
"Pierce, I am sorry but I am not coming." machte Louise es kurz und schmerzlos und kniff in böser vorahnung die Augen zusammen, vor der Reaktion, die ihr kurz bevor stand.
"Oh..." seufzte Pierce knapp und Louise entnahm die bereits erwartete Enttäuschung aus seiner Stimme.
"I'm sorry Pierce!" wiederholte Louise sich, in der Hoffnung, dies würde alles besser machen.
"I was looking forward showing you this place..." sprach Pierce nüchtern und es versetzte ihr einen weiteren Stich ins Herz.
"I know..." hauchte sie reuig, denn sie wusste nicht, was sie sagen sollte, um ihm seine offensichtliche Enttäuschung ein wenig zu nehmen. Sie fühlte sich schlecht, dass sie ihm mit ihrem Verhalten diesen Dämpfer gab und ihn offensichtlich unglücklich machte, da er an diesem Abend Kellerman und Steven ausgeliefert war. Es schien für sie so, dass er die Anwesenheit der beiden Männer an den vergangenen Abenden nur ertrug, um ihr seine kleine Welt zu zeigen und Louise in einer gewissen Form mit seinen Foodie-Qualitäten zu beeindrucken.
"Are you seeing him tonight?" platzte es forsch aus Pierce heraus und für einen kurzen Moment blieb Louise die Luft weg. Hatte er sie enttarnt?
"I'm sorry?" stammelte Louise, genau wissend, was er mit dieser Frage meinte. Sie versuchte sich jedoch mit dieser Nachfrage noch wenige Sekundenbruchteile zum Nachdenken zu verschaffen.
"Are you seeing this Tom guy? I mean, you're in London, and he's probably, too?" antwortete Pierce und in seiner Stimmlage schwang ein Hauch von Gehässigkeit mit, was Louise sauer aufstieß.
"Pierce..." begann Louise und musste sich für einen kurzen Moment zusammenreißen, um ihn nicht zu ermahnen, dass er in solch einer Form mit ihr sprach, "yes, I am meeting Tom tonight."
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If we meet again... [Wattys 2018 Longlist]
Fanfic[Wattys 2018 Longlist] Arbeit, Arbeit, Arbeit - das ist der Lebensinhalt der Karrierefrau Louise Ward. Als Teil eines großen Familienimperiums, hat sie ihr Leben voll und ganz Ward Brothers & Co. verschrieben, bis zufällige Begegnungen, einige Earl...