🌿 Nikotin 🌿

97 11 0
                                    

Hätte ich schon früher recherchiert, hätte ich mir einiges ersparen können. Zum einen müsste ich nicht wie ein kleines Kind ständig Junmyeon fragen was das oder dies ist. Teils hätte ich auch selbst draufkommen können, doch als ich es las war es fast eine Art von Bestätigung. Ob Minseok wirklich jede Droge nahm, über die ich mich informierte wusste, ich nicht, konnte es mir aber gut vorstellen. Es gibt eine viel Zahl an Drogen oder Illegalen Stoffen. Der springende Punkt jedoch ist das die meisten Drogen irgendwann einen in Depressionen verleiten. Nach extremer Abhängigkeit kann es damit enden das man Körperlich und psychisch so am zermürbt ist das, man irgendwann nicht mehr merkt ob man zu viel nimmt. Schon bei Speed muss man nur Milligramm zu viel nehmen damit es vorbei sein kann. Den Gedanken, dass ich Xiumin irgendwann leblos ausfinde, würde ich gerne verdrängen. Allerdings weiss ich auch, dass ich ihn nicht zum ersten Mal habe.

„Ahh! Lass das es tut weh!"
„Komm stell dich nicht so an, du bist doch Erwachsen."
„Was hat das damit zu tun? Wenn es weh tut, tut es weh!"
„Halt still." Etwas derartig Simples sollte wirklich machbar sein. Aber nicht, wenn Junymeon dabei ist seinen Verarztungskünste an mir auszuleben. Er bestand darauf Xius Biss, erst zu reinigen, was definitiv schmerzvoller als gedacht war, um ihn dann unter Pflastern zu verdecken. Das gleiche stand auch noch den Kratzern bevor, mit Ausschluss davon, dass sie keine Pflaster bekamen.
„War es jetzt so schlimm?" Musste er mich auch noch necken. Grimmig schaute ich ihn an. Doch wie erwartet war das nichts was ihn großartig beindruckte „Gehst du heute zu Xiu?"
„Hatte ich gedacht." Genau genommen hatte ich keine andere Wahl. Ich müsste mich wenigstens über seinen derzeitigen Zustand Informieren. Mit nur wenigen Griffen räumte Junmyeon alles übrige vom verarzten zurück.

Die Stille heute war eine andere als sonst. Es war eine bedrückende Stille, von der ich genau wusste, weshalb sie so auf mich wirkte. Xiumin saß wie bekannt auf seiner Couch. Beine bis an den Oberkörper herangezogen. „Hey."
„Hallo." Nur grade so konnte ich unter seiner Kapuze erkennen das er in meine Richtung schaute. Daher auch, dass er seine Blicke von mir gar nicht mehr löste. Schnur stracks taperte auf mich zu. Lege seine Hand in meinen Nacken und zog mich herunter. Überrumpelt gab ich nach. Ohne auch nur einer Spur von Feingefühl fuhr er mit seinen Fingern an das Pflaster. Mit einem Ruck riss er es ab „AHHHHH!". Bei seiner Aktion hat er mich bestimmt an der Stelle komplett enthaart.
„War ich das?" Erst betrachtete er das Pflaster, was wirklich ein paar Haare an sich hatte, blickte dann auf die Stelle.
„Ja." Stimmte ich zu und rieb über die Wunde, um irgendwie den schmerz zu lindern.
„Und das?" Die Kratzer auf meinem Arm entgingen ihm auch nicht.
„Auch das." Für einem Moment hielt er inne. Erst dabei bemerkte ich das auch seine Wunde versorgt wurde. Sie war aber nicht so wie es Junmyeon gemacht hatte. Entweder hat er sich selbst drum gekümmert, was ich mir aber ehrlichgesagt nicht vorstellen konnte, was also nur dafür spricht das sich jemand anderes drum gekümmert hat, aber wer? Mein Bruder war die ganze Zeit bei mir.

Er ging nicht zu seinem vorherigen Platzt, sondern bog vorher zu seiner Küche ab. Nahm einen der Teller in die Hand und stellte ihn auf einer der wenigen freien plätzte. Mich keinen Millimeter bewegend schaute ich ihm zu wie er begann das benutzte Geschirr zu stapeln.
„Hilfst du mir?" Das ihm die Frage viel Überwindung gekostet hat, konnte ich zwar nicht in seinem Gesicht sehen, doch es wäre etwas was mich nicht überraschen würde. Es war etwas vollkommen Natürliches und es sollte keinem Menschen Überwindung kosten. Dennoch war es eine Kleinigkeit, die ich bei Xiu in einem nüchternen Zustand nicht erwartete, habe „Ja klar.".
Die Frage wieso er es freiwillig machte, ohne, dass ich auch nur ein Wort sagen musste, brannte mir auf der Zunge. Jedoch waren es unausgesprochene Worte, um dies nicht zu zerstören.
„Sollten wir mit dem Aufräumen nicht warten bis es dir besser geht?"
„Dann würde das nie was werden."
„Aber es bringt doch nichts, wenn du nicht aufräumen kannst, weil du zu erschöpft bis."
„Sieht das etwa danach aus als sei ich erschöpft?!" In so einem Ton Antworten von Minseok zu bekommen war nichts neues, seine Reaktion allerdings schon. Über die Lautstärke schien er selbst erschrocken zu sein und seine Mimik zeigte eine Winzigkeit von Reue.
„Ich- Mir geht es gut also lass uns weiter machen." Deutlich leiser ertönte es von ihm. Das er so verpicht darauf war möglichst freundlich zu klinge, anders kann ich es nicht beschreiben, war verdammt ungewohnt. So habe ich ihn noch nie erlebt. Mein Gewissen sagte ganz deutlich das ich Vorsichtig sein sollte. Ich erwartete zwar nicht, dass er mich wieder beißt aber diese deutliche Verhaltensänderung...war komisch. Nach dem wir grob Teller und Töpfe getrennt hatten begann Xiumin Wasser in die Spüle zu lassen, um mit dem Abwasch zu beginnen. Ich wartete erst einen Moment ehe ich begann nach einem Tuch zu greifen. Eigentlich konnte ich nicht gleich angefangen abzutrocknen, weil ich dafür erste Mal ein sauberes Tuch brauchte.
Bitteschön." Er drückte mir einen Teller in die Hand und ich trocknete ihn ab.
„Wie kommt es dazu das du so bist?"
„Ich bin wie immer."
„Nein kein bisschen! Wo sind deine Bemerkungen?"
„Willst du das ich mitmache, ansonsten kannst du sie gerne wiederhaben."
„Du hast um Hilfe gebeten."
„Weil du sie mir angeboten hast."
„Du brauchst sie."
„Ja also." Die letzte Antwort verstand ich nicht, sie ergab keinen Sinn. Zu mindestens nicht in dem Zusammenhang.
„Wer sich nicht helfen lassen will, dem kann man nicht helfen...also muss ich mich ädern." Seine direkte Offenheit, ohne jegliche Spur von Ironie, war fremd. Außerdem war dieses Umdenken von ihm noch etwas was ich nicht recht verstand. Natürlich hatte er grade im Rückblick auf vorgestern genug Gründe, um sich zu ändern. Aber das alles war nichts neues. Trauriger weise hatte er sein Leben schon öfters aufs spiel gesetzt, danach hat er sich auch nicht geändert. Man sieht es ja. Wieso also jetzt? Das verstand ich einfach nicht. „Wieso beginnst du ausgerechnet jetzt dich zu ändern?"
„Spielt das eine Rolle?"
„Mich interessiert es nur.". Mittlerweile hatte ich das Geschirr was Xiu abspülte sortiert gestapelt. Dennoch lag vor uns noch ein ganz schöner Berg an Arbeit. Langsam merkte ich jedoch auch, dass dieser so bleiben wird. Heute würden wir nicht mehr viel schaffen können. Minseok stand noch vor der Spüle, allerdings kippte sein Kopf immer wieder nach vorne. Er begann im Stehen einzuschlafen. Kurioser weise fand ich es sogar irgendwie niedlich. „Sollen wir aufhören?"
„Mir ist schwindelig." Mit seiner Hand griff er nach der Ablagenkante und legte die andere auf seine Augen. Teller und Tuch fanden schnell ihren Platz auf der Theke und das war auch bitter nötig. Xiumin versuchte sich festzuhalten aber es brachte nicht viel. Seine Beine gaben nach und hätte ich nicht nach ihm gegriffen wäre er um eine Platzwunde reicher gewesen.
„Hey lass die Augen auf." Xiu bemühte sich meiner Forderung nachzukommen, doch es viel ihm sichtlich schwer.
„Ich bin müde." Ich wusste, dass es keine gute Idee war. Sein Körper sagte ihm doch ganz deutlich, dass er sich besser ausruhen sollte.

Zurück zum Sofa schleppte ich ihn fast Huckepack da er kaum einen Schritt vor den anderen machen konnte. Legte seine Beine auf die Lehne, um seinen Kreislauf wieder in Gang zu bekommen. Ich war heilfroh, dass es ihm nicht so schlecht ging das er sich Übergeben musste. Am Anfang hielt ich Minseok noch davon ab seine Augen zu schließen. Wer weiss ob das Müdigkeit oder etwas anderem zu verschulden ist. So viel wusste ich dann auch nicht. Doch ich merkte das es auf Dauer nichts brachte. Irgendwann schlief er ein. Auch wenn ich seine neue Art suspekt betrachtete, war sie angenehmer als die davor. Ich kann mich an kein Gespräch erinnern zwischen ihm und mir, einfach weil es oft nur Diskussionen waren, die wir führten. Bei ihm verweilte ich so lange bis ich mir zu einhundert Prozent sicher sein könnte, dass er auch wirklich allein sein konnte. Somit saß ich noch mehr als eine Halbestunde da und schaute ihm beim schlafen zu.

~🌿~
{39}
[020319]

Tøxic <|Xiuhun | EXO|>Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt