🌿 YABA 🌿

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Es war schrecklich. Dieser penetrante sterile Geruch, der in meine Nase schoss als wir das Krankenhaus erreichten. Klischeehafter weise goss es Draußen wie aus Kübeln. Meine Kleidung war durchnässt von dem Weg den wir von Xiumins Wohnung, zu Kyungsoos gerannt sind. Dann im Eiltempo hierher ins Krankenhaus gerast sind. Ich wusste nicht wo wir hingingen. D.O ging gefühlt die Wände hoch und ich würde am liebsten nicht hier sein. Ich fühlte mich unwohl. Wegen allem. Meine nasse Kleidung hüllte mich in eine Kalte Schicht, die derzeit wenigstens zu meinem inneren passte. Das wirre hin und her gelaufe von Kyungsoo machte mich kirre. In dem Moment waren mir zu viele Menschen auf einem Fleck. Nachdem wir unklar, was unser eigentliches Ziel war, herumgelaufen sind, scheinen wir in der Notaufnahme angelangt zu sein. Einfach so wurde ich auf eine der Stühle gedrückt und dazu genötigt dort zu bleiben. Das was aus D.O's Mund kam war für mich ohne hin unverständlich. So saß ich da, ohne einen blassen Schimmer was los war. Ich wusste das ich das jedes Mal sagte. Doch das, war wirklich das schlimmste was ich erlebt hatte. Sonst verliefe es meist so, dass er einfach regungslos war. Doch diese Bilder wie Xiu um sein Leben rang, waren so real. Es ist die Realität. Schon wieder bin ich bei dem Punkt, an dem ich es nicht begreifen kann. Das hier ist die Realität. Ich bin im Krankenhaus, weil Minseok hier ist. Gegen die Tränen anzukämpfen die erneut hochkamen, war nicht ganz einfach.
„Sehun." Als ich meinen Namen hörte zuckte ich zusammen, wischte schnell über meine Augen, doch damit konnte ich Kyungsoo nichts vormachen.
„Wir können verschwinden."
„Wie? Wo ist Xiu?"
„Ihm geht es den Umständen endsprechend gut."
„Du warst bei ihm? Wo ist er?!"
„Bleib ruhig, sein Zustand ist stabil."
„Ich will zu ihm."
„Nein!" Schonwieder auf den Füßen und im Begriff zu gehen, warf mich das komplett aus der bahn.
„Wir werden nicht zu ihm gehen."
„Aber-"
„Akzeptiere es. Xiumin wurde ein Krampflösendes Mittel verabreicht und dadurch befindet er sich in einem Stabilen Zustand."
„Trotzdem will ich zu ihm!"
„Wir gehen."
„Wozu hast du mich dann mitgenommen?!" Das meine Stimme Lauter wurde bemerkte ich selbst, doch auch D.O. Einige andere Leute um uns herum schauten schief herüber. Allerdings war es mit egal. Für was für einen Grund hat mich Kyungsoo dann hergeschleppt? Was ergibt seine Rede, darüber das ich für Minseok das sein soll, für einen Sinn, wenn ich nicht sehen darf wie es ihm geht?
„Du willst ihn jetzt nicht sehen."
„Was soll mich nachdem was ich eben gesehen habe noch schocken?" Ich sollte meine Mund nicht so voll nehmen. Nachher sehe ich wirklich noch etwas, was ich nicht wollte.
„Das was du sehen wirst, wenn du jetzt zu ihm gehst. Vertrau mir, das willst du nicht sehen." Die Sache mit dem Vertrauen, noch dazu Kyungsoo, ist so eine Sache für sich.
„Wir gehen. Du kommst mit zu mir." Auch ohne seinen Strengen Unterton wäre ich ihm gefolgt. Freiwillig hierbelieben würde ich nicht wollen. Mir wäre es wohler gewesen, hätte ich mir ein eigenes Bild davon machen können wie sein Zustand ist. Einfach um mein Gewissen zu beruhigen. Nur zu wissen das er noch lebt...reicht mir nicht. Wobei diesen Konflikt weiter auszutragen, sah ich als keine gute Idee an.

Bei Kyungsoo sackte ich völlig aufgelöst in mich zusammen. Erst jetzt viel aller Stress herab.
„Hole dir Bettzeug, bleib hier." Wurde an mich gerichtet und ohne weiteres war ich allein. Um wenigstens etwas zu helfen versuchte ich das Kissen aufzuziehen, meine Motorischen Fähigkeiten schienen hingegen deutlich eingeschränkt zu sein, wodurch es mir nicht möglich war. Neben einem Sofa bekam ich zusätzlich noch ein Shirt zum Schlafen. Das es an sich viel zu eng für mich war stellte ich nicht an vorderste Stelle. In dem Moment und unter den Bedingungen, war ich schlicht und einfach froh darüber mich hinlegen zu können.
„Schlaf wird guttun." Klang einfacher als gesagt. Es würde einem Wunder gleichen, wenn ich in dieser Nacht überhaupt ein Auge zubekommen würde.
„Sollte es nicht gehen...sag Bescheid." Für mich waren es Worte, die ich endlich mal ernst nehmen konnte. Sie kamen ohne einen anderen Gedanken und ohne eine andere Bedeutung herüber. Der schlaf war nur noch Millimeter entfernt, rückte jedoch nicht näher. Die fremde Wohnung, das fremde Sofa, die fremde Situation. Allein dadurch das ich alles als so fremd empfand, zeigte es mir wie wenig Minseok mir eigentlich noch fremd ist.

„Wach auf Sehun." Das rütteln hörte nicht auf und dadurch blieb mir nichts anderes über als aufzuwachen. „Wenn du willst kannst du Duschen gehen." Das er mir ohne weiteres meine decke klaute erinnerte mich dezent an Junmyeon.
„Frühstück gibt es gleich." Kyungsoo war am Morgen nicht besser als mein Bruder. Wie kann man schon so viel Tatendrang haben? Sein Angebot mit dem Duschen nahm ich gerne an. Allerdings konnte man es nicht wirklich duschen nennen. Genau genommen stand ich da, um das Wasser einfach nur herab laufen zu lassen. Meine Energie, die weiterhin noch sehr weit unten lag, wurde deswegen nur etwas aufgeladen. Bei den wenigen Metern aus dem Bad, zurück zur Küche betrachtete ich D.O's Wohnung etwas genauer. Größtenteils habe ich bereist alles gesehen. Zum ersten Mal bin ich ja nicht hier. Doch jetzt konnte ich auf die kleinen Details achten, die mir sonst entgangen waren. Was ich erkannte waren die vereinzelten Bilder von Jongin, die ich früher einfach nicht wahrgenommen habe. Aber auch weiter Hinweise das Kyungsoo nicht unbedingt ein verbreitetes Hobby betreibt. Als sei es ein ganz normaler Morgen, rödelte Kyungsoo in seiner Küche herum. Die Kaffeemaschine erzeugte ein dumpfes dröhnen. Die aufgehende Sonne warf ein schon fast unangenehmes helles Licht herein. Das Ganze wirkte zu friedlich. Langsam tauchten altbekannt Fragen auf. Nicht mal 24 Stunden danach begannen die Bilder schon zu verblassen, was genau das Schlimme war. Denn das bedeutete das meine Fantasie freien lauf bekam. Um das was bereits Verblasste wiederherzustellen, endstanden neue Bilder die den wahren im Grausamkeitsfaktor weit übertrafen. „Was vermutest du hat er genommen?"
„Wenn du dir eine genaue Antwort erhoffst kannst du das streichen. Du müsstest es wahrscheinlich besser als ich wissen was er sich alles reinzieht. Doch es musste etwas sein was ihn stark beeinflusst. Grade physisch, das sah für mich mehr danach aus als sei das Problem in seinem Kopf und nicht das was er genommen hat. Springt im Kopf eine Sicherung raus, kann es gefährlich werden. Manche Abstürze passieren nicht wegen den Drogen, sondern im Hirn. Menschen mit Depressionen...haben einen gewissen Draht dazu so zu enden.".
Es ist alles andere als das was ich hören wollte, aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Bitter musst ich das erfahren.
„Willst du erst zu Suho bevor du ins Krankenhaus gehst?" Ich nickte den der einzige Grund dafür war der, dass ich neue Kleidung brauchte. Mehr nicht. Mein Bedürfnis zu reden konnte ich nur schwach unterdrücken, andrerseits war mein Drang, zu wissen wie es Xiu geht stärker. Das ich den Weg nach Hause nicht allein antrat fand ich nicht schlimm. Genau so wenig wie das D.O mich begleitet. Ich war einfach froh nicht allein zu sein. Schneller als je zuvor fand ich mich in neuen Sachen wieder.

Jede einzelne Sekunde habe ich gezählt bis zu diesem Zeitpunkt und nun war mir eise kalt. Auch bis hier her begleitete mich Kyungsoo. Teilte mir aber mit das ich allein zu ihm gehen sollte. Vor Aufregung zitterte meine Hand an der Türklinke. In mir erschienen die verschiedensten Gefühle. Ich meine, Xiumin lebt noch, was für mich das wichtigste von allem darstellte. Doch graute es mir davor wie er nun ausschaut. Dafür hatten mir die Worte von Kyungsoo doch mehr zugesetzt als gestern noch erwartet. Mit dem Öffnen der Tür überwand ich das was mich versuchte davon abzuhalten. Somit stand ich mitten im Raum. Unter Xiumins Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab. Sein jetziger Zustand verwies noch mehr auf seine ohne hin schon körperlich schlechte Verfassung. Am Handrücken wurde ein Zugang gelegt und ein schmaler klarer Schlauch führte zu einem Tropf, der neben seinem Bett stand. Würde er noch künstlich beatmet werden, sähe das ganze viel zu sehr nach Koma aus. Von einer auf die andere Seite drehte er sich und schlief weiter. Ein neuer Anblick waren seine Arme nicht, mit dem Umfeld aber sahen sie noch schrecklicher aus. Deutlich konnte ich seine Atmung sehen. Ob er wohl schmerzen hat? So gerne würde ich ihn sowas und noch viel mehr Fragen wollen. Wie sollte es auch anders sein, sprudelte ich wieder vor Fragen. Ihn aber nur für sowas zu wecken traute ich mich nicht. Es wäre zu egoistisch. Minseok war krank und allein daran das er nun hier ist konnte man es erkennen. Deutlicher als je zuvor. Länger bei ihm zu bleiben hielt ich nicht aus. Ich kann es nicht beschreiben, doch in diesem Raum bekam ich ein absolut unwohles Gefühl. Es schnürte meinen Brustkorb zusammen. Auf eine Art bin ich froh ihn gesehen zu haben. Nun wusste ich wie es um ihn steht und ehrlich gesagt, machte es das nicht besser. Generelle wusste ich nicht ob ich mich nach dem Besuch besser fühlen sollte. Hätte ich es nicht eigentlich verhindern sollen? Warum habe ich es nicht kommen sehen? Wieso ist es erst soweit gekommen?

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Tøxic <|Xiuhun | EXO|>Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt