Kapitel 7

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Es vergingen drei Wochen. Drei Wochen in denen Atyria übte. Entweder sie verbesserte ihren Umgang mit Waffen oder sie versuchte, ihre Magie zu kontrollieren. Das mit der Magie klappte aber nie so, wie sie es wollte. Manchmal bekam sie es hin, ein wenig Wasser zu einer Kugel zu formen, aber diese blieb dann auch nur für ein paar Sekunden, bevor sie wieder platzte. Irgendwann war sie so frustriert, dass sie keine Lust mehr hatte, ihre Magie zu verbessern. Aber abgesehen von ihrer Magie, waren die drei Wochen die besten in ihrem Leben. Sie freundete sich immer mehr mit Neyra an und Atyria erzählte auch viel mehr von sich, als sie es zuvor tat. Und dann war da noch Bryan. Atyria hatte jedes Mal, wenn sie zu zweit alleine waren, dieses Gefühl. Das Gefühl, das sie auch bei Collin hatte, nur nicht so stark wie jetzt bei Bryan. Auch aus diesem Grund stellte Neyra jeden Abend im Zelt dieselbe Frage: "Stehst du auf Bryan?" Atyria beantwortete diese Frage immer mit einem Nein, aber sie wusste selbst, dass sie sich damit nur selbst anlog. Sie wusste einfach noch nicht, ob sie jetzt schon wieder für eine Beziehung bereit wäre. Sie konnte Collins Grab noch nicht besuchen und dann eine neue Beziehung anfangen, fande sie falsch.

Die Sonne ging auf und wie jeden Tag, ging Atyria zum See und badete. Sie liebte das Wasser einfach so sehr und hätte sie nichts anderes zu tun, würde sie den ganzen Tag dort drinnen bleiben. Als sie wieder zurück im Lager war, konnte sie nur Bryan sehen. "Guten Morgen. Wo ist Neyra hin?" Bryan machte gerade Feuer und als er Atyria hörte, drehte er sich um und lächelte sie an. Verdammt, kann er nicht damit aufhören?! Dieses Lächeln ist einfach so umwerfend. "Sie ist nach Claywood gegangen, ein paar Sachen einkaufen. Sie wird, im Gegensatz zu uns, nicht für Mord gesucht. Ach und wir sollten jagen gehen, wenn du heute noch etwas zu Essen haben möchtest. Neyra wird erst in zwei Tagen wiederkommen." Zwei Tage, zwei Tage alleine mit Bryan. Götter, das kann ja mal was werden. "Jagen also, in Ordnung, wollen wir eine Wette daraus machen? Wer die meisten Tiere fängt?" Bryan lachte bevor er ihr antwortete: "Du liebst deine Wetten, oder? Aber wegen mir gerne. Ich bin gespannt, ob du mich schlagen kannst" "Wir werden sehen. Ich hol dann mal meinen Bogen." Sie lief lachend zu ihrem Zelt und spürte Bryans Blick auf ihr. Sei nicht dumm. Er will bestimmt nichts von dir, mach dir keine Hoffnungen.

Zwei Tage alleine mit Atyria. Bryan wusste, dass es irgendeine Verbindung zwischen ihnen gab, aber er musste erst noch herausfinden, um was für eine Art es sich wohl handeln mag. Es war ja nicht so, dass Atyria nicht hübsch war, sie war sogar wunderschön. Das fand zumindest Bryan so. Seine Schulter war komplett verheilt und er hatte sich darauf konzentriert, Atyria ein paar Dinge beizubringen. Eigentlich hätte er einfach wieder gehen können und sich wieder alleine, so wie immer, auf den Weg machen können, wohin auch immer. Aber er blieb bei Atyria und Neyra. Wahrscheinlich, weil Neyra ihm gesagt hatte, wer Atyria wirklich ist und Bryan hatte wirklich Hoffnung, dass sie die eine Person sein wird, die Ashwyn vielleicht noch retten könnte. Die Königreiche die es noch gab, waren nur noch darauf aus, so viel Reichtum wie möglich zu besitzen. Sie ignorierten das Volk, sie machten alles was getan werden musste, um den Reichtum zu bekommen, den sie so sehr wollten. Eine scheiß Welt, wie auch Atyria schon gesagt hatte. Sogar in seiner Heimatstadt Sanherra, Hauptstadt des Heiligen Landes, scherten sich immer weniger Leute um die Bürger und die Armen. Was wohl seine Eltern gerade machten? Nein, daran wollte er nicht denken. Er hatte sie schon ein Jahr nicht mehr gesehen. Er war fortgegangen, als sein Vater ihn mit einer Frau zu verheiraten versuchte, die er nicht liebte. Bryan hatte jetzt aber wichtigeres zu tun, als an seine Eltern zu denken. Er holte ebenfalls seinen Bogen und wartete auf Atyria. Als sie aus dem Zelt trat, musterte er sie von Kopf bis Fuß. Sie hatte ihre roten Haare zu einem Zopf zusammen gebunden und Sie trug die Lederrüstung, die Neyra ihr angefertigt hatte. "Na, wie sehe ich aus?" Er grinste und antwortete: "Wunderschön wenn du mich fragst." Sie fing an zu lächeln und er tat das Gleiche. Darauf machten sie sich auf den Weg, tiefer in den Wald hinein.

Sie trennten sich und Atyria war jetzt wieder auf sich allein gestellt. Sie wollte diese Wette so unbedingt gewinnen. Sie schlich durch den Wald, ihren Blick auf alles gerichtet, das sich irgendwie bewegte. Ihr Blick schweifte über die Bäume, die Baumstämme am Boden und plötzlich sah sie einen braunen Hasen. Atyria legte einen Pfeil in ihren Bogen ein und zielte. "Es tut mir leid, Kleiner" Sie ließ die Sehne los und der Pfeil flog auf den Hasen zu und durchbohrte ihn. Sie ging zu ihm, zog den Pfeil heraus und hängte sich den Hasen an ihren Gürtel. Sie hörte etwas hinter sich rascheln und drehte sich blitzartig herum und legte währenddessen einen Pfeil ein. "Woah, ich bins!" Atyria schaute Bryan an und lächelte kurz, "Also ich hab schon einen Hasen und du?" "Pssst, sei leise und komm mit, ich möchte dir etwas zeigen." Sie hörte auf zu reden und folgte ihm durch den Wald. Er hielt schlagartig an und Atyria schaute an ihm vorbei.Vor ihnen stand ein Hirsch, aber kein normaler, denn er hatte wie der Hirsch auf dem Bild in Fionas Gästezimmer, drei Geweihe. "Das ist ein Heyd." erklärte ihr Bryan. "Sie leben nur hier im Heyd Forest, deshalb auch der Name. Sie sind so schöne Tiere und außerdem Tiere, die ich einfach nicht jagen möchte. In Sagen heißt es, dass sie heilig sind und von Afinja, Göttin der Natur, selbst gesegnet wurden." Sie sah das Tier vor ihr immer noch an und überlegte, wo sie es schon einmal gesehen hatte. Denn sie hatte es vor dem Bild bei Fiona schon einmal gesehen. Doch wo nur? Sie kam einfach nicht darauf. "Ach und was deinen Hasen betrifft: Ich habe auch einen, aber dazu habe ich auch noch ein Reh erledigt. Ich hab wohl die Wette gewonnen." Sie rollte ihre Augen und erwiderte: "Nächstes Mal werde ICH dich schlagen. Aber na gut, dieses Mal bist dann halt du der Gewinner. Willst du irgendeinen Preis?" Bryan konnte nicht antworten, denn plötzlich steckte ein Pfeil neben dem Heyd im Boden und zwei Männer traten aus einem hohen Busch hervor. "Komm her du Drecksvieh, wenn wir dein Geweih bekommen, dann werden wir reich!" Sie versuchten dem Heyd zu folgen, aber Bryan trat hervor und blockierte ihnen den Weg. Atyria prüfte die Lage und stellte sich dann neben ihn.

Mhefran - Retterin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt