Kapitel 9

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Eigentlich wollte Bryan nur kurz zurück gehen, damit er die Leichen vergraben könnte, doch er hätte niemals gedacht, dass er auf Soldaten aus Essary treffen würde. Er brachte Atyria zum Lager und hoffte, dass es ihr gut ging. Dann machte er sich daran die Leichen zu vergraben, als plötzlich Schritte zu hören waren und eine tiefe Stimme sagte: "Sofort von der Leiche wegtreten und die Schaufel aus der Hand legen!" Bryan drehte sich um und sah, dass es nicht nur ein Mann war, er zählte mindestens zehn Männer, alle mit Schild und Schwert bewaffnet. Er hätte niemals eine Chance gegen sie, also warf er die Schaufel weg und fragte: "Was machen Soldaten des Königs von Essary hier im Heyd Forest?" Der Mann, der Bryan am nächsten stand, antwortete in einem genervten Ton: "Stell keine Fragen, Cray! Du bist verhaftet und wirst von unserem Hauptmann in unserem Lager befragt werden. Fesselt ihn!" Zwei Soldaten gingen auf ihn zu. Kämpfen oder einfach gefangen nehmen lassen? Was ist wohl sicherer für Atyria? Bryan wehrte sich nicht, als die zwei Soldaten ihn fesselten. Doch irgendetwas war nicht richtig. Seine Magie, er spürte sie nicht mehr. "Na, schönes neues Spielzeug, das wir da haben, richtig? Diese Fesseln wurde mit dunkler Magie versehrt, die deine Magie sehr stark eindämmt. Somit gehen wir nur auf Nummer sicher, dass du uns nicht einfach weg rennst." Das wars dann wohl mit dem Flüchten. "Also gut, ihr habt einen Cray gefangen. Schön für euch. Ich weiß wie sehr euer verfluchter König uns hasst." Er hätte das wahrscheinlich nicht sagen sollen, denn als Antwort bekam er einen harten Schlag in den Bauch. "Du redest über unseren König gefälligst besser, sonst wird's nicht nett!" Bryan spuckte auf den Boden und die Soldaten führten ihn ab, zum Glück in die andere Richtung, als da wo ihr Lager lag. Während sie auf dem Weg zum Soldatenlager waren, fragte der Mann, der wahrscheinlich ein Offizier war, ihm zahlreiche Fragen. Zuerst fragte er, ob Bryan alleine dort im Wald unterwegs war, er beantwortete diese Frage mit einem knappen "Ja". Darauf folgten weitere Fragen zu den zwei Männern und Bryan sagte nur, dass sie zuerst angegriffen haben und er sich nur verteidigt hatte. Das glaubte ihm der Offizier natürlich nicht. Es folgte Stille, bis Bryan irgendwann fragte: "Jetzt mal ehrlich, was macht ihr hier? Es muss doch irgendeinen Grund geben." Der Offizier dachte kurz nach, bevor er ihm antwortete: "Wir suchen nach einer Frau, sie ist anscheinend die rechtmäßige Königin von Cenwa und sie sammelt angeblich einen Hof um sich. Das gefällt dem König gar nicht und deshalb hat er in alle Winkel Ashwyns Soldaten geschickt, um sie zu suchen und zu töten. Er möchte nicht, dass Cenwa wieder zur alten Stärke kommt." "Aha, und woher weiß der König, dass diese Frau einen Hof um sich schart? Hat er irgendwelche geheimen Informanten?" "Ich sollte nichts weiteres sagen, eigentlich habe ich schon viel zu viel gesagt, aber weil sie sowieso hingerichtet werden, macht es auch keinen Unterschied mehr." Bryan lachte und blickte um sich. Die Soldaten formierten sich so, dass es keine Lücke gab, durch die er hätte flüchten können. Nach ein paar weiteren Minuten, sah er Holzwälle, sie waren am Lager angekommen. Die Soldaten führten ihn hinein und zu einem großen Zelt. Sie ließen ihn dort alleine stehen und er blickte sich um. Es gab einen Tisch mit einem Stuhl, auf dem Boden lag ein Teppich aus Wolfsfell und überall hingen die Wappen Essarys. Wer auch immer der Hauptmann war musste einen sehr hohen Stand haben. Er hörte Schritte und Bryan drehte sich um und schaute einen jungen Mann mit rabenschwarzen Haar und blauen Augen an. Es schien so, als würde das Licht von ihm fliehen. "Ich habe also die Ehre mit dem Sohn des Königs zu sprechen? Darren, das ist doch dein Name?" Schneller als Bryan schauen konnte, saß Darren auf dem Stuhl und grinste ihn breit an: "Und ich darf mit einem mörderischen Cray reden. Ich glaube, wir werden sehr viel Spaß haben."

Bryan musterte den jungen Mann vor ihm. Obwohl er im gleichen Alter wie Bryan war, sah er um einiges jünger aus. Er hatte schon viel von dem Prinzen gehört. Zu viel um sich an alles noch zu erinnern, was sicher sogar gut war. Er wusste, dass der Prinz von Grund auf böse und grausam war. Er kontrollierte die Schatten und schreckte vor keinem Mittel zurück um sein Ziel zu erreichen. Dazu kam noch der Einfluss seines Vaters, von dem er ganz offensichtlich den Hass auf die Cray hatte. Doch jetzt stand Bryan genau vor, wahrscheinlich einem der meist gefürchtetsten Männer in ganz Aswyn und musste da irgendwie lebend herauskommen. "Also Prinzlein, was willst du von mir?" Darren lachte kurz. "Wir sind also schon beim Du angekommen? Dann möchte ich aber gerne auch deinen Namen wissen." Bryan grinste ihn an und antwortete: "Nenn mich Bryan und jetzt sag mir, was du von mir willst." "Informationen. Und deinen Tod. Aber zuerst Informationen. Kennst du die rechtmäßige Königin von Cenwa?" Bryan dachte konzentriert nach. Sag bloß nichts Falschen und verhalt dich einfach so, als würdest du die ganze Zeit die Wahrheit sagen. "Ich wüsste nicht, warum ich eine angebliche Thronerbin kennen sollte. Wie kommst du auf den Gedanken?" Darren grinste. "Weil es ungewöhnlich ist, einen Cray alleine im Heyd Forest zu treffen. Es ist sogar sehr ungewöhnlich überhaupt irgendjemanden zu treffen. Ich glaube nämlich, dass du mir etwas verschweigst und ich möchte es sehr gerne erfahren." Schatten schossen auf Bryan zu und umhüllten seinen Körper. Er stöhnte unter dem Druck und versuchte sich zu befreien. "Versuch es so lange du willst, da kommst du ohne deine Magie nicht raus." Darren stand lachend auf und trat vor Bryan. "Ich kenne so ein paar Mittel um Leute wie dich zum Reden zu bringen. Aber die sind nicht ganz ungefährlich, also frage ich dich erneut: Kennst du diese Frau?!" Bryan keuchte und sagte laut und deutlich: "Nein, verdammt nochmal, NEIN! Du kannst mich so viel foltern wie du willst, aber es wird nichts daran ändern." Was sich Bryan aber eigentlich fragte, war, warum plötzlich der König wusste, dass die rechtmäßige Königin von Cenwa noch am Leben war. Irgendwer musste es herausgefunden und ihm mitgeteilt haben, doch wer? Er würde aber nichts sagen. Er schwor sich selbst, seit dem Tag, an dem er die Wahrheit heraus fand, niemanden davon zu erzählen. Bryan würde niemals verraten, dass die rechtmäßige Königin von Cenwa, eine Freundin von ihm war und Atyria hieß. Er würde es niemals nur erwähnen.

Mhefran - Retterin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt