Atyria wachte auf, als die Sonne unterging. Sie schaute sich um und war überrascht, denn Max hatte anscheinend schon Holz für ein Lagerfeuer gesammelt. Doch was Atyria als erstes auffiel, waren die Zelte mit dem Wappen Essarys. Verdammt, bin ich in ihrem Lager? Atyria setzte sich langsam auf und sah nun das ganze 'Lager'. Es gab zwei Zelte, die Feuerstelle, vor der sie saß und zwei Pferde. Nein, zu klein für ein Lager von Essary Soldaten. "Max?!" , schrie sie, bekam aber keine Antwort. Also stand sie auf und machte sich daran, das Feuer zu entzünden. Sie suchte nach einem Stock und nahm sich von den Pferden ein wenig Heu. Mal schauen, ob ich das noch kann. Sie tat ihr Bestes, doch das Feuer wollte einfach nicht angehen. Sie ließ einen lauten Schrei hinaus und warf den Stock zur Seite. "Immer mit der Ruhe, Atyria." Sie wusste sofort an der Stimme, das es Max war. Atyria atmete ein paar Mal tief ein und aus. "Wo warst du eigentlich?" Max lief in ihr Blickfeld und sie konnte erkennen, dass Max genauso schrecklich aussah, wie sich Atyria fühlte. "Ich muss mich auch irgendwann mal erleichtern." "Oh." Das war das Einzige, das Atyria hervorbrachte. Max fing an zu lachen und sie konnte nicht anders, als auch loszulachen. "Und jetzt komm, versuch nochmal das Feuer zu entzünden." Atyria schnaufte, doch ein weiterer Versuch würde wohl niemanden schaden. Also versuchte sie es erneut und bekam es gleich beim ersten Versuch zum brennen. "Jetzt fühl ich mich verarscht!" Max kicherte. "So ist eben das Leben. meine Liebe Mhefran." Atyria schaute der blondhaarigen in die Augen. "Du kannst die Sprache der Cray?" "Ein wenig, mein Wortschatz begrenzt sich auf Mhefran und ein paar Beleidigungen, die ganz witzig sein können, weil sie einfach niemand versteht." Jetzt war es Max, die Atyria tief in die Augen schaute. "Also... , ich hab keine Ahnung, wo Neyra und Bryan sind und ich weiß nicht einmal, ob sie überhaupt noch leben." Diese Aussage war für Atyria wie ein Schlag ins Gesicht. "Du meinst also, sie könnten tot sein?" Max nickte ihr zu und fing an, ihr zu erzählen, wie lange sie bewusstlos war und was Max in dieser Zeit getan hatte. Wenigstens wusste Atyria jetzt, dass sie ganze fünf Tage, nicht bei Bewusstsein war. Während dieser Zeit, hatte Max die Zelte aufgebaut, kaufte die beiden Pferde in einem nahegelegenen Dorf und kümmerte sich darum, dass sie am Leben blieb und wieder aufwachte. Fünf Tage. Das war eine lange Zeit, in der sehr viel mit Bryan und Neyra, vorausgesetzt, dass sie noch lebten, passieren konnte. "Du weißt auch nicht, wo dein Bruder meine Freunde hinbringen würde, oder?" Max fing an zu lächeln. "Naja, ich hab dir bis jetzt eigentlich nur von den schlechten Nachrichten erzählt, die Guten kommen auch noch!" Das weckte auf jeden Fall Atyrias Interesse. "Als ich die Pferde gekauft habe, habe ich aufgeschnappt, dass anscheinend nicht vor allzu langer Zeit, Soldaten Essarys durch das Dorf kamen und anscheinend zwei Gefangene dabei hatten. Es könnten natürlich Neyra und Bryan sein. Das schlechte daran ist, dass sie Richtung Damoris gehen." Damoris, die Hauptstadt von Essary und der Sitz des Königs. Keine schöne Stadt für sie und ihre Freunde. "Max, wie lang braucht man von hier nach Damoris?" Sie überlegte kurz. "Kommt ganz darauf an, wie eilig man's hat. In normaler Geschwindigkeit vielleicht eine Woche oder zwei. Willst du ihnen hinterher?" "Ja, meine Freunde, haben uns zur Flucht geholfen und wären dabei fast gestorben. Ich lasse sie jetzt nicht im Stich. Ganz sicher nicht!" Max stand auf und drehte sich zum Zelt. "Also gut, dann fang' mal an, alles aufzuräumen. Wir sollten uns nämlich so schnell wie's geht auf den Weg machen, Königin." "Nenn mich nicht so!" Max kicherte wieder. "Aber du bist doch eine, oder?" Atyria dachte kurz nach. "Eigentlich bin ich offiziell noch keine Königin, ich hab nur das Recht darauf, mein Geburtsrecht einzulösen und dann wäre ich Königin über Cenwa." Max nickte und fing an, ein paar Sachen in ihren Rucksack zu packen. Atyria tat das Gleiche und schon kurz darauf waren sie bereit zum Aufbruch.
Der Ritt war anstrengender als Atyria gedacht hatte. Sie saß seit Jahren das erste Mal erneut auf dem Rücken eines Pferdes. Aber es fühlte sich so gut an. Sie und Max ließen sehr schnell den Moonside Lake hinter sich und ritten Richtung Damoris. Es war eine gefährliche Aufgabe die sie hatte. Die einzige Hoffnung die sie hatten war, Bryan und Neyra zu finden, bevor sie es nach Damoris schafften. Max und Atyria versuchten so wenig Halt zu machen wie es nunmal ging. Oft ritten sie zwei Tage komplett durch und rasteten dann für ein paar Stunden, aber sie waren so gut wie immer in Bewegung. Atyria war immer noch sehr geschwächt und konnte ihre Magie noch nicht einsetzen und Max konnte nicht mit einem Schwert oder mit einer Waffe im Allgemeinen umgehen. Sie waren also am Ende, falls sie von irgendwelchen Banditen oder im schlimmsten Fall von Soldaten Essarys gefunden werden. Atyria spürte den Wind in ihrem Gesicht und fühlte sich in manchen Momenten so sehr entspannt, wie sie in den letzten Monaten nicht mehr war. Der letzte Monat war aufregend, anstrengend, aber auf irgendeiner Weise auch sehr schön. Diese ganze Thematik mit 'Königin sein' und 'immer das Richtige tun' ist mehr kraftraubend als man denken könnte. Atyria griff in die Tasche ihres Mantels und fand auf einmal einen Kristall. Der Zharkristall, natürlich. Wie konnte ich den nur vergessen? "Max! Halt mal an!" Max stoppte ihr Pferd und stieg ab. Atyria tat das Gleiche und zeigte ihr den Kristall. "Weißt du was das ist?" Max betrachtete den Kristall sehr genau. "Das ist ein Zharkristall, oder?" Atyria nickte und musste überlegen, was Neyra zu ihr, wegen dem Kristall gesagt hat. "Hm... also ich glaube ich muss mich konzentrieren und dann seh' ich wo Neyra gerade ist." dachte Atyria laut nach. "Funktioniert der Kristall ernsthaft so einfach?" Sie zuckte mit den Schultern, umklammerte den Kristall und schloss die Augen. Sie atmete tief ein und aus und der Kristall fing an zu vibrieren. Der Kristall wurde schwerer und schwerer. Als er zu schwer wurde und sie ihn fallen ließ, stand sie plötzlich in einem Lager. Die ganze Umgebung lag in einem grauen Schleier verborgen und sie konnte nicht sehr viel erkennen. Doch eines wusste sie: Sie war im Lager von Darren und seiner Einheit. Aus einem Zelt kam ein Soldat, der plötzlich stehen blieb und Atyria anschaute. Die können mich sehen? Doch zu ihrer Erleichterung schaute der Soldat eine Person hinter ihr an. Die Anspannung wurde ein klein wenig geringer und sie begann die Suche nach ihren zwei Freunden. Ihre erste Idee war, im großen Zelt von Darren nach ihnen zu suchen. Sie betrat das Zelt und sah etwas, dass ihr das Herz brach. Sie sah Neyra und Darren. Eigentlich sah sie eine weinende Neyra, die von Darren vergewaltigt wurde. Atyria konnte in Darrens Augen genau sehen, dass er seinen Spaß hatte. Aber Neyra... bei Lyara warum war Atyria einfach geflohen und hatte ihre Freunde zurückgelassen? Sie rannte aus dem Zelt und suchte nach einem Hinweis wo sie sein könnten. Sie gelang auf ein Straße und fand ein Schild, das die Richtung nach Damoris zeigte und zu ihrem Glück fand sie dort auch eine Tagesanzahl, wie lange man von hier noch nach Damoris bräuchte. Zwei Tage. Sie waren also näher als Atyria und Max gedacht hatten, denn sie waren auch nur ungefähr zwei Tage entfernt. Atyria schloss wieder die Augen und stand plötzlich wieder vor Max. "Und? Hast du sie gefunden?" Max sah wahrscheinlich die Tränen auf ihrer Wange, denn sie fragte: "Hey, alles in Ordnung?" "Nein! Nichts ist in Ordnung! Ich musste gerade mit ansehen, wie DEIN Bruder meine Freundin vergewaltigt hat!" Max ging ein paar Schritte nach hinten. "Er hat was...?" Atyria konnte die Wut in ihren Augen sehen. "Wo ist er?!" Sie hatte anscheinend den gleichen Hass auf ihn, wie Atyria. "Ich reite vor. Folg' mir einfach!" Beide stiegen auf ihre Pferde und ritten los.
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Mhefran - Retterin des Lichts
FantasyEin Krieg. Ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Und zwischendrin ist Atyria. Sie wird von der Göttin Lyara selbst auserwählt, die Welt zu retten und das Licht zurückzubringen. "Wenn die Welt droht in der Dunkelheit zu versinken, wird irgendwo in...