Kapitel 8

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Die zwei Männer schreckten zurück als sie Atyria und Bryan sahen. "Tiere jagen, die heilig sind? Lasst mich raten, Geld und Macht ist euch wichtiger als alles andere?" meinte Bryan in einem harten Ton. "Wenn wir erstmal Macht haben, dann können wir alles machen was wir wollen." antwortete der rechts stehende Mann. Er hatte eine Glatze, eine krumme Nase und dazu noch fast keine Zähne. "Lasst uns das scheiß Vieh jagen und wir werden euch dafür nicht töten." schlug der Linke jetzt vor. Atyria sah ihn nun auch und bemerkte, dass die beiden Männer Zwillinge waren. "Ich denke, das werden wir ganz sicher nicht machen." "Was redest du da, Weib? Ihr werdet niemals lebend aus diesem Wald kommen." Erst jetzt bemerkte sie, dass sich Funken um die Hand des rechten Mannes bildeten. Bryan lachte nur und sagte spöttisch: "Glaubst du, Magie schüchtert uns ein?" Der Mann lachte zurück: "Eigentlich funktioniert's immer. Aber wenn ich euch erst meine Kraft zeigen muss, damit ihr es versteht, werde ich das auch gerne tun." Schneller als er reagieren konnte, schossen Ranken aus dem Boden und wickelten sich um den Körper des Mannes. Sein Bruder wich ein paar Schritte zurück und hatte plötzlich Feuer in seiner Hand. "Das werdet ihr bereuen!" schrie er und warf einen Feuerball auf Atyria. Sie rollte sich schnell zur Seite und stand wieder auf. Ein Baum hinter ihr fing Feuer. Verdammt, ich muss den Brand irgendwie löschen. Sie versuchte sich zu konzentrieren, wurde aber immer wieder abgelenkt, weil sie Feuerbällen ausweichen musste. Bryan war mit einem der zwei Brüder beschäftigt und der andere ging auf Atyria los. Sie legte einen Pfeil ein und schoss auf den Mann, aber bevor der Pfeil ihn erreichen konnte, verbrannte der Pfeil. Er hatte ein Schild um sich herum gebildet und sie konnte ohne Magie, dieses Schild nie im Leben durchbrechen. Während sie auswich und versuchte, eine Lücke zwischen dem Schild zu finden, breitete sich das Feuer hinter ihr immer weiter aus. Sie durfte nicht zulassen, dass es einen großen Teil des Waldes abbrannte. "Du hast ja anscheinend keine so schöne Magie wie dein Freund. Wie schade, habe mich schon auf einen harten Kampf gefreut. Aber so wie es aussieht, endet dein Leben jetzt." Nein, nein wird es nicht. Der Mann erzeugte einen großen Feuerball in seiner Hand und zielte auf sie. Wenn er den Feuerball wirft, muss er für einen Moment seinen Schild vernichten. Nur dann habe ich vielleicht eine Chance. Sie wartete, legte einen Pfeil an und spannte den Bogen. Atyria zielte direkt auf das Herz des Mannes und als er zum Werfen ansetzte, ließ sie die Sehne los und der Pfeil schoss durch die Luft, direkt in das Herz des Mannes. Dieser zuckte nur kurz zusammen und sackte auf den Boden. Sie schaute nicht nach Bryan sonder konzentrierte sich auf ihre Magie. Komm schon, du kannst das. Sie ging in sich und löste sich von allem, was gerade um sie herum passierte. Sie tat genau das, was Bryan ihr beibrachte. Sie suchte nach ihrer Magie, tief in ihrem Körper. Sie ging tiefer und tiefer. Doch wie auch bei den Übungen, traf sie wieder auf diese Blockade. Es war eine Mauer aus schwarzem Stein und sie konnte sie einfach nicht durchbrechen. "Du kannst das Atyria, ich glaube an dich" Es war Bryans Stimme, die sie hörte und irgendetwas in ihr löste sich und Atyria zerbrach die Mauer und stieg tiefer, bis sie ihre Magie fand. Sie öffnete ihre Augen und spürte das Wasser in der Luft. Sie kontrollierte es so, dass sich Tropfen bildeten. Immer mehr bildeten sich und als es genug waren, löschte sie damit das Feuer. Sie benötigte immer mehr Wasser und bald war fast kaum mehr welches in der Luft. Doch sie hatte es geschafft. Das Feuer brannte nicht mehr. Sie ließ den Rest los und war am hinfallen, doch da hielt Bryan sie schon fest. Sie schaute ihm in die Augen und plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen.

Sie erwachte und schaute sich um. Atyria war wieder in ihrem Zelt und Bryan war nirgends zu sehen. Sie richtete sich auf und stöhnte. Ihr tat alles weh. Sie hatte eindeutig ihre Magie zu stark eingesetzt und war jetzt komplett ausgelaugt. Atyria stand auf und trat nach draußen. Es war inzwischen Nachmittag und sie war wohl den ganzen Mittag bewusstlos gewesen. Und natürlich ist Bryan nicht da! Sie suchte nach ihm, erfolglos. Das Reh und die Hasen lagen unberührt auf dem Boden und daneben Bryans Bogen. Wo ist dieser verdammte Cray?! Atyria schaute sich im Lager um, konnte aber niemanden erkennen. Dann ging sie ans Ufer des Sees und suchte dort nach ihm, auch wieder erfolglos. Doch dann hörte sie Schritte hinter sich, drehte sich um und erwartete Bryan vor sich stehen, doch es war nicht Bryan. "Neyra?! Ich dachte du bist für zwei Tage weg?" Die dunkelhäutige Frau schaute sie an und antwortete: "Eigentlich schon, aber ich habe gesehen, dass ihr Probleme habt und deswegen bin ich wieder zurück gekommen." "Stimmt, da war ja was, du bist eine Träumerin. Hast du zufällig Bryan gesehen?" Neyra schüttelte mit dem Kopf und schloss die Augen. "Was machst du?" Als Antwort bekam Atyria nur ein leises 'Psst'. Aber sie wusste was ihre Freundin tat: Sie versuchte zu erkennen, wo Bryan steckte. Es vergingen ein paar Minuten bevor sie wieder ihre Augen öffnete. "Atyria, ich glaube wir haben ein Problem. Ein sehr großes Problem." Atyria schaute ihrer Freundin in die Augen und sah die Angst darin. "Bryan, er ist bei Soldaten, die ein Schlangenwappen tragen." Die Schlange war das Wappentier von Essary, dem größten, mächtigsten und grausamsten Königreich in Ashwyn. Die Hauptstadt, Damoris, wurde noch nie, so sagt man, von einem Angreifer eingenommen. Das einzige, das Atyria sonst noch wusste, war, dass Essary dafür verantwortlich war, dass das Königreich Cenwa fiel. Die Überlebenden aus Cenwa, die einen hohen Rang besaßen, waren immer noch auf der Flucht, auch wenn das Königreich vor zwanzig Jahren gefallen war. "Was machen denn bitte Soldaten aus Essary hier im Heyd Forest?" "Ganz einfach, es gehen die Gerüchte herum, dass das Kind von den letzten Königen Cenwans überlebte und jetzt sich Verbündete sucht, um sein Königreich zu befreien. Deshalb hat der König Essarys befohlen, das Kind zu finden und zu ihm zu bringen. Er möchte anscheinend nicht, dass es jemanden gibt, der ihm gewachsen wäre." Atyria dachte nach. Es wird also wieder Krieg geben und ich dachte schon, dass wir erstmal für die nächsten hundert Jahre Frieden haben könnten. "Das erklärt aber immer noch nicht, warum sie Bryan gefangen haben." Neyra zuckte mit den Schultern. "Wüsste ich es, Atyria, würde ich es dir sagen, aber leider weiß ich es nicht. Aber wir sollten ihn dort auf jeden Fall herausholen." "Spinnst du? Du willst in ein Lager voller Essary Soldaten reinschleichen und Bryan da raus holen? Gibt's nicht eine bessere Idee?" "Ich wünschte, es gäbe eine, aber wir schaffen das schon, wir können ja vielleicht unsere weiblichen Reize ein wenig nutzen." Atyria lächelte Neyra nur an. Das ist ja immerhin etwas, das ich kann. 

Mhefran - Retterin des LichtsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt