Atyria wachte durch das Zwitschern der Vögel auf. Sie war alleine im Zimmer. Es schien, als wäre Neyra schon vor ihr aufgestanden. Sie lauschte. Außer den Vögeln, war nichts zu hören. Die Stille tat ihr gut. Sie konnte endlich einmal entspannen. Atyria stieg aus dem Bett und streckte sich. Auf einen neuen Tag. Den Brief ihrer Mutter hatte sie sicher in einer ihrer Taschen versteckt. Es war das einzige, das sie besaß, das einen Bezug zu ihren Mutter hatte. Sie musste immer noch die ganze Zeit über die Worte ihrer Mutter nachdenken. Ihre Mutter wusste schon sehr lange vor ihrem Tod, das irgendetwas dunkles und grausames aufkommen würde. Sie wusste es und doch konnte sie nichts dagegen machen und nun lag es an ihr, das Scheitern ihrer Eltern wieder gut zu machen. Es klopfte an der Tür. "Atyria, bist du wach?" Es war die Stimme von Efania. "Ja, du kannst gerne reinkommen." Die Tür ging langsam auf und Efania betrat das Zimmer. "Neyra sagte, dass sie dich nicht wecken wollte. Ich wollte nur einmal nach dir schauen. Die anderen sind gerade unten und frühstücken schon." Atyria lächelte. "Danke, das sehr nett von dir. Der Schlaf tat mir auch richtig gut. Es ist so ruhig hier. Ich bin das gar nicht mehr gewohnt." Sie lachte. "Und ich denke immer, die Stille ist das nervigste hier." Atyria nahm sich ihre Sachen und zog sie an. Sie betrachtete sich im Spiegel und stellte fest, dass ihr Haare ein gutes Stück länger geworden sind. Ihre Haare gingen ihr nicht mehr bis zu den Schultern, sondern fast bis zu ihren Brüsten. "Fertig?" Sie nickte und begleitete Efania mit nach unten.
Ihre drei Freunde saßen an einem Tisch in der Küche und unterhielte sich, als Atyria mit Efania unter ankam. "Guten Morgen, du Schlafmütze." Atyria schüttelte lachend den Kopf. "Du hast mich ja nicht geweckt." Neyra kicherte. Duana bot ihr einen Stuhl an und sie nahm ihn dankend an. Auf dem Tisch standen Brot, Marmelade und eine Kanne mit Tee. Atyria nahm sich ein Stück Brot und strich etwas Marmelade darüber. "Hast du gut geschlafen?", fragte Duana. "So gut, wie lange nicht mehr." Sie fing an zu lächeln. "Das ist ja gut. Darf ich fragen, was ihr als nächstes tun wollt?" Das war eine verdammt gute Frage, denn Atyria hatte sich noch keine wirklichen Gedanken gemacht und sie müsste sich sowieso erst einmal mit den anderen besprechen. "Wir wissen es ehrlich gesagt nicht so ganz genau, unser Plan war eigentlich, nach Ordwin zu gehen und von dort aus weiter planen. Wir haben dort eigentlich so viel zu tun, denn wenn der König von Essary herausfindet, dass wir in Ordwin sind und dort wieder versuchen, Cenwa aufzubauen, wird er sehr schnell seine ganze Armee nehmen und nach Süden ziehen. Ich denke, er hat die Nachricht vom Tod seines Sohnes auch schon längst bekommen." Sie schaute hilfesuchend zu Neyra und den Anderen. "Wir werden auf jeden Fall Soldaten brauchen. Duana, weißt du vielleicht, wie es in Ordwin aussieht? Stehen die Mauern noch?", mischte sich Neyra glücklicherweise ein. "Hm..., das letzte Mal, als ich Ordwin sah, war vor fünf Jahren. Damals waren die Mauern zum Teil zerstört, aber der größte Teil war noch intakt. Es wäre nicht wirklich schwer diese wieder aufzubauen. Alles andere sah eigentlich noch genauso aus, wie vor dem Fall Cenwas. Es leben auch noch fast gleich viele Menschen dort wie früher. Ihr habt eigentlich sehr gute Voraussetzungen und gute Möglichkeiten, ihr müsst sie aber auch nützen. Das Volk wird für euch, für dich, Atyria, kämpfen. Es wird euch unterstützen, denn es hat selbst keine Lust mehr, unter der Herrschaft dieses ekelhaften Mannes zu leben. Ihr müsst außerdem nicht nur mit Hilfe von Ordwin rechnen, denn auch die anderen Städte und Dörfer in Cenwa werden euch mit allen möglichen Mitteln, helfen. Atyria, du hast ein ganzes Königreich hinter dir. Du musst es nur dazu bringen, dass es dir folgt. Du musst ihnen zeigen, dass du genauso gut sein wirst, wie deine Eltern. Zeig' ihnen dies, und du wirst dein Königreich zurück bekommen." Das waren wichtige Informationen, die Duana ihnen gab. "Danke, Duana, wirklich, danke für alles." Bryan stand auf und ging zur Tür. "Ich werd' mal schauen, ob ich draußen bei irgendetwas helfen kann." Atyria schaute ihm so lange hinterher, bis er um die Ecke verschwunden war. Neyra bemerkte dies natürlich und schaute sie nur mit einem kleinen, gewieften Lächeln an. Plötzlich räusperte sich Efania. "Ich möchte euch gerne etwas fragen. Darf ich?" Atyria drehte sich wieder zum Tisch. "Klar, um was geht's denn?" Efania setzte sich aufrechter hin und atmete tief durch. "Also, ich weiß, dass könnte jetzt ziemlich komisch und plötzlich kommen, aber ich habe mich schon immer gefragt, was meine Bestimmung hier sein würde. Ein Mädchen wie ich, ihr ganzes Leben auf diesem Bauernhof? Nein, das kann es nicht sein. Also habe ich mir gedacht, dass ich doch mit euch mitgehen könnte. Ihr braucht bestimmt eine Diplomatin und ich habe sehr viel von meiner Mutter gelernt, auch wenn ich damals nicht wusste, warum sie solche Dinge wusste. Es ist aber eure Entscheidung. Ich hab' das schon mit meinen Eltern ausgemacht und solange sie wissen, dass ich guten Händen bin, sind sie damit auch einverstanden." Damit beendete sie ihre Rede und es herrschte Stille. Die erste die das Wort wieder ergriff war Neyra. "Kannst du dich denn irgendwie verteidigen, denn es wird nicht sehr einfach werden." Efania zuckte mit den Schultern. "Reicht es, mit einem Bogen schießen zu können?" Neyra schaute zu Atyria. "Schau mich nicht so an. Für mich reicht ein Bogen. Max hat auch nur ihre Magie. Also ist es beschlossen. Efania, willkommen am neuen Hof von Cenwa und herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg zur Diplomatin." Efania fing breit an zu Grinsen, stand auf und umarmte Atyria. "Ich werd' sofort meine Sachen packen!" Atyria und Neyra schauten ihr als sie voller Freude aus dem Raum stürmte und die Treppe hinauf rannte. "Passt bitte auf meine Tochter auf." "Keine Sorgen, werden wir. Ich weiß nicht, ob es dich beruhigen wird, aber, ich als Königin, verspreche dir, dass deiner Tochter an meinem Hof nichts passieren wird." Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf dem Gesicht der alten Dame ab. "Ich weiß das zu schätzen und jetzt packt eure Sachen, ihr habt einen Krieg zu gewinnen und ein Königreich zurück zu erobern." Atyria und Neyra umarmten Duana und machten sich auf dem Weg in ihr Zimmer und ließen somit Max alleine mit ihr zurück. "Und, bereit für das was bevorsteht?" Atyria schaute ihre Freundin böse an. "Ist das dein ernst? Ach, natürlich bin ich bereit! Ist ja richtig einfach, über ein ganzes Königreich zu regieren!" Beide fingen laut an zu lachen und fingen an, ihre Sachen zusammen zu packen.
Es vergingen ein paar Minuten, bevor die Tür aufging und Bryan in das Zimmer kam. "Ich wollt nur sagen, dass wir fertig wären mit allem und zum aufbrechen bereit wären." Atyria schaute von ihrer Tasche weg und zu Bryan. "Ich bin auch gleich fertig." Sie schnappte sich die letzten Sachen vom Bett und überprüfte, ob der Brief noch da war. "So, fertig." Sie nahm ihre Tasche, Neyra tat ihr es gleich und zu dritt gingen sie nach draußen. Max hatte schon die Pferde gesattelt und Duana stand auch schon an der Tür. Efania sagte etwas zu ihrer Mutter und umarmte sie. Atyria hing ihre Tasche über ihr Pferd und drehte sich zu Duana um. "Noch einmal, danke für alles. Wir werden uns wiedersehen!" Duana umarmte sie. "Hoffentlich wirst du dann als Königin vor mir stehen!" Beide lachten und Atyria steig auf ihr Pferd. Die anderen taten ihr es gleich. Efania stieg bei Max aufs Pferd und winkte ihrer Mutter ein letztes Mal zu. Sie ritten weiter nach Süden. Vor ihnen lag nun nur noch das Gebirge und danach würden sie schon fast in Ordwin sein.
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Mhefran - Retterin des Lichts
FantasyEin Krieg. Ein Kampf zwischen Licht und Dunkelheit. Und zwischendrin ist Atyria. Sie wird von der Göttin Lyara selbst auserwählt, die Welt zu retten und das Licht zurückzubringen. "Wenn die Welt droht in der Dunkelheit zu versinken, wird irgendwo in...