Kapitel 1

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Diese Fanfiktion wurde von mir auf FF.de am 20.03.2018veröffentlicht und dort auch am 13.05.2018 fertiggestellt.


Sie besah die Fotos in Ruhe. Ihren wachen blauen Augen entging nichts. Es mussten perfekte Fotos sein. Wie immer für ihren Teil der Ausgabe. So war sie. Sie perfektionierte immer alles.
„Kleid Nummer zwei sieht unvorteilhaft aus.", sagte sie ruhig und sah wie ihre Assistentin es notierte.
Himmel sie hatte eine Assistentin und das in ihrem Alter, aber sie hatte auch eine hohe Stell in dem Modemagazin. Sie hatte sich schnell hochgearbeitet, vermutlich hatte ihr Name geholfen. So wie immer ihr Name geholfen hatte. Sie wusste nicht, ob sie es hassen oder lieben sollte. Sie war in der Hinsicht immer zwiegespalten. Manchmal fragte sie sich, ob sie es überhaupt verdient hatte, aber dann dachte sie an die vielen Stunden im Ausland und in der Redaktion, sowie die Arbeitsstunden, die sie von Zuhause aus leistete. Und sie dachte an das, was ihr von Anfang an eingeprägt worden war, man zweifelte nicht an den Erfolg. Man war stolz darauf, aber zweifelte nicht daran.

Sie zog ein Foto hervor mit einem Brautkleid, das ihr sofort ins Auge fiel und das eine Erinnerung in ihr wachrüttelte. Ein Kleid, deren Oberteil aus feiner Spitze war mit halblangen Ärmeln. Der Rock fiel weit in feinen Bahnen von Chiffon nach unten. Es sah aus wie eine umgedrehte Wasserrose. Ihre Fingerspitzen fuhren über das Bild. Ihr Kleid war so ähnlich gewesen. Vor nicht ganz zwei Jahren. Himmel, sie würde in knapp einem halben Jahr, zwei Jahre verheiratet sein. So kam es ihr nicht vor. Nun diese Ehe war auch keine Ehe aus Liebe. Es war eine arrangierte Ehe. Eine Heirat, die von den beiden Familien eingefädelt worden war. Und sie beide hatten sich gefügt. Obwohl sie sich nicht ausstehen konnten. Sie legte das Foto weg.
„Das nehmen wir auch. Dann haben wir sieben verschiedene Stile." Die blonde Assistentin nickte und packte die Fotos in eine Mappe ein. „Ich will die nächste halbe Stunde nicht gestört werden.", erklärte sie knapp und Ava Jones, die Blondine, nickte eifrig.
„Natürlich Mrs. Malfoy."

Sie atmete schwer aus, als sich ihre Bürotür schloss. Mrs. Malfoy. Sie mochte den Namen nicht. Überhaupt nicht. Der Name wurde immer noch mit dem Krieg verbunden. Jeder wusste, was die Malfoys gewesen waren. Darum wollte ja Lucius Malfoy sie in seiner Familie haben. Astorias Familie hatte den Namen und das Ansehen, die dabei helfen würden, wieder den Namen Malfoy zum Glänzen zu bringen. Und im Gegenzug hatten die Malfoy das Geld, was Astorias Vater gebraucht hatte um die Familienfirma zu sanieren und somit die Greengrass vor einer Pleite zu schützen.
„Eine Win-Win Situation.", hatte es damals ihr Vater bezeichnet, als er und Astorias Mutter ihr eröffnet hatten, dass sie Draco Malfoys Frau werden sollte.

Sie sah das anders. Ganz anders. Sie fühlte sich verkauft und vorgeführt. Aber sie hatte es hingenommen. So wie man es ihr beigebracht hatte. Sie hatte sich mit Malfoy Junior zum Essen getroffen in Manor. Er hatte ihr mitgeteilt, dass er das genauso sehen würde wie sie. Er nicht scharf darauf war zu heiraten, aber es tun würde, weil man es zu einem von ihm erwartete und zum anderen sein Vater es verlangte. Sie hatten also dieselben Gründe. Und obwohl sie sich offenbar so ähnlich waren, konnten sie sich nicht ausstehen. Sie hielt ihn für arrogant, selbstverliebt und egoistisch. Er war ein Arschloch. Sie hatten gegenseitig keine gute Meinung voneinander. Draco hielt sie für zickig, überheblich und kaltherzig. Außer der Familie wusste das niemand. Zumindest nahm Astoria das an. In der Presse waren sie das perfekte Paar.

Schon als sie sich absichtlich immer wieder in der Öffentlichkeit sehen lassen haben, wurde nicht nur spekuliert, sondern von dem neuen Traumpaar der High Society geschwärmt. Beide aus alten adeligen Familien, jung, reich und schön. Die Beiden waren wohl die heiß begehrtesten Single in England gewesen. Wobei es wohl hilfreich war, dass niemand wusste, dass Astorias Familie damals vor dem Ruin stand. Einem Haufen Schulden. Sie waren immer noch das Traumpaar. Das schöne verliebte Paar. Zumindest dachte das die Öffentlichkeit. Astoria blieb an dem Sideboard stehen und griff nach einen der silbernen Bilderrahmen. Die Bilderrahmen, die ihre Mutter gebracht hatte, damit alle sahen, was für eine glückliche Familie sie alle waren.

Sie musterte das Hochzeitsbild aufmerksam. Sie schnaubte innerlich. Sie würde den beiden auf dem Foto selbst dieses Schauspiel abkaufen. Es wirkte so echt. Sie in ihrem überteuerten Designerhochzeitskleid. Draco in seinen maßgeschneiderten Anzug. Ihre dunkelbraunen Haare zu einer romantischen Frisur gestylt. Es wirkte sogar echt, wie er sie in den Arm hielt und beide in die Kamera lächelten, als wäre das die Erfüllung ihres Lebens. War es nicht. Es war ein Abkommen. Eine Ehe mit einem seitenlangen Ehevertrag. Knebelvertrag, traf es besser. Das einzige vorteilhafte an der Ehe war der verdammte Sex. Sie stellte das Bild zurück und setzte sich an ihren Schreibtisch. Das war das einzige bizarre an der ganzen Sache. Sie waren gut darin. Sie hatten das festgestellt an der Hochzeitsnacht. Den Vollzug der Ehe. Nicht ihr erster Sex. Sie war keine verdammte Heilige. Aber das wusste er vorher schon. Miteinander zu schlafen fiel ihnen leicht und der Sex zwischen ihnen war großartig, auch wenn sie ihm das niemals unter die Nase reiben würde.

Der einzige Vorteil, denn sie beide nach Absprache nutzten. Und wieso nicht? Es befriedigte und baute Stress ab. Und sie konnte ihn damit ärgern, was er ihr aber meistens dann heimzahlte. Sie legte ihren Kopf leicht schief. Eigentlich war es traurig. Sie hatte immer als Kind die Hoffnung gehabt einmal aus Liebe zu heiraten. Eine kindische Vorstellung, das hatte sie im Teenageralter schnell gemerkt. Man heiratete in ihren Kreisen nicht aus Liebe. Sie fühlte sich trotzdem alleine, wie schon als Kind. Man könnte glauben, sie hätte sich nach all den Jahren daran gewöhnt. Aber das hatte sie nicht. Es tat immer noch weh. Sie fuhr aus ihren Erinnerungen hoch, als das Telefon auf ihrem Schreibtisch klingelte.
„Ja?", fragte sie, als sie den Hörer abnahm und sie hörte ihre Assistentin.
„Mrs. Malfoy, ihr Mann ist in der Leitung."
Sie schloss ihre blauen Augen genervt und strich ihre dunkelbraunen Haarsträhnen hinters Ohr.
„Ja.", sagte sie knapp und hörte, wie Ava auflegte.

„Warum rufst du hier an. Ich habe gesagt, du sollst mich diese Woche nicht nerven. Wir müssen die Zeitschrift fertig bekommen.", fuhr sie ihn an.
„Bleib am Teppich. Ich will dein seltsames Modemagazin gar nicht boykottieren.", antwortete Malfoy gelassen. „Wir sollen heute zu einem Abendessen erscheinen." Sie seufzte und lehnte ihre Hand gegen ihre Stirn. Nicht schon wieder. „Irgendwelche Geschäftsleute meines Vaters. Es scheint wichtig zu sein."
Sie hatte ohnehin keine Wahl.
„Wann und wo?"
„Im goldenen Fasan um neunzehn Uhr. Am besten kommst du vorher Nachhause. Wir sollten dort gemeinsam auftauchen."
„Von mir aus. War das alles?", fragte sie gegen.
„Ist dir ein Drache über die Leber gelaufen?"
„Leck mich, Draco."
Er lachte leise. „Erst nach dem Abendessen."
Sie legte auf. Er war so ein Arschloch und leider ihr Mann.


Hass und Liebe nähren sich von LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt