Kapitel 19

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Es kam ihr wie ein surrealer, übertriebener und vielleicht nicht ganz realistischer Traum vor. Ein guter Traum, eindeutig. Aber etwas verrückt. Begonnen hatte es damit, dass mittags nicht nur Hermine aufgetaucht war, sondern im Schlepptau mit Ginny Potter. Astoria und Hermine waren verabredet gewesen, um gemeinsam an dem Projekt Schule weiterzuarbeiten. Konkret hieß das, Stundenpläne und das Konzept weiter auszuarbeiten. Etwas was sie bereits seit Wochen taten. Astoria hatte vorgeschlagen, dass sie sich bei ihr Zuhause treffen könnten. Da hätten sie Ruhe und könnten etwas kochen, wenn sie Hunger hatten. Real bedeutete das für Astoria, sie bat ihre Köchin darum. Sie wollte Mrs. Weasley ja nicht vergiften.

Es diente auch zur Vorbeugung, denn ihre Mutter hatte die seltsame Angewohnheit entwickelt in Cafés oder Restaurants aufzutauchen, die Astoria ansonsten immer gerne besuchte. Sie ging ihr seit gut vier Wochen aus dem Weg. Nicht nur ihr, ihrer ganzen Familie. Daphne hatte sich schon beschwert, aber mit der würde sie sich morgen Nachmittag treffen. Aber nur weil Daphne drohte bei Draco und ihr aufzutauchen und Draco ansonsten vermutlich durchdrehen würde. Er merkte, dass etwas nicht stimmte. Ahnte das etwas vorgefallen sein musste mit Astorias Familie. Aber nachdem sie ihm klargemacht hatte, dass sie nicht darüber reden wollte, fragte er nicht weiter nach. Und das war gut so. So gut wie das Schulprojekt, das sie ablenkte zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit und anderen Verpflichtungen.

Den trotz eines ausgelasteten Sexuallebens, war sie immer noch nicht schwanger. Sie hatte sich fest vorgenommen das sie sich deshalb keinen Kopf mehr zerbrechen würde. Wenn es passieren würde, würde es eben passieren. Irgendwann. Zumindest hoffte sie das. Momentan war sie eher darüber verwundert, dass Harry Potters Frau bei ihr im Speisezimmer saß. Hermine hatte sie als Unterstützung mitgebracht. Das war vermutlich die Ausrede. Ginny Potter hatte eher so gewirkt, als wollte sie unbedingt wissen, wie Astoria so war und wie Familie Draco Malfoy lebte. Zumindest kam es Astoria so vor. Sie fand es nicht schlimm, es lag in der Natur des Menschen neugierig zu sein. Nach den ersten etwas zögernden Annäherungsversuchen, lief es schnell gut und sie wechselten zum Du und zu Ginny und Astoria. Wenn Astoria ehrlich war, konnte man mit den Beiden genauso viel Spaß haben wie mit Ashley und Amber. Wer hätte das gedacht?

„Ich hätte nie gedacht, dass ihr so... normal wohnt.", fing Ginny an, als Astoria etwas aus dem Konzept strich und eine Verbesserung darüber schrieb.
„Wie hast du den gedacht, dass Draco und ich wohnen?", hakte Astoria amüsiert nach.
„Also erstens, Malfoy.", verbesserte Ginny sie und Hermine kicherte kurz. „Und zweitens, ich weiß auch nicht. Einfach anders. Wen man Manor vergleicht."
„Ich finde Manor gruselig.", antwortete Astoria. Sie hatte es nie gemocht. „Und du solltest ihn Draco nennen. Ich finde es seltsam, wenn du ihn Malfoy nennst."
„Nun du bist immerhin eine Malfoy.", warf Hermine ein. „Das ist also seltsam."
Die Rothaarige hob die Hände. „Schon gut. Ich habe es verstanden. Also ich dachte einfach, dass Draco und du anders lebt. In einer riesigen Villa oder so."
Es war ein großes Stadthaus. Groß genug und schön eingerichtet.

„Es ist auf jeden Fall geschmackvoll.", sagte Hermine.
„Dankeschön. Wir haben uns auch Mühe gegeben beim Einrichten."
Ginny lächelte breit. „Du hast einen tollen Geschmack. Ich liebe deine Artikel in dem Magazine."
„Du liest meine Artikel?"
„Sicher. Ich interessiere mich für Mode und die neuesten Kleider meiner Lieblingsdesigner. Wobei wir beim nächsten Thema sind. Wie kommst du einfach so an teure Kleider. Unsere Hermine wollte es mir nicht verraten."
Hermine wurde rot und zischte Ginnys Namen, was Astoria zum Lachen brachte.
„Das hat sie nicht erzählt?"
„Sie fürchtet vermutlich, dass ich dich überfallen könnte."
Sie lachten beide und Hermine wurde noch roter im Gesicht.

Als sich Astoria beruhigte, holte sie Luft.
„Aus dem Fundus. Uns bleiben einige Stücke immer übrig nach Shootings."
Ginny hob die Hand und unterbrach sie damit. „Moment, du willst mir sagen, dass du bei dir in der Arbeit einen Fundus hast mit Designerkleidern, die dort nur einfach herumliegen?" Sie nickte grinsend und Ginny sah Hermine fast böse an. „Und das sagst du mir nicht?"
„Du kannst doch nicht ständig zu Astorias Fundus gehen und Klamotten mitnehmen."
Bevor Ginny etwas erwidern konnte, mischte sich Astoria ein.
„Ich verstehe euch beide ohnehin nicht. Du, gehörst zum Trio." Sie deutete dabei auf Hermine. „Und du, bist die Frau des Auserwählten. Vom großen Harry Potter. Ein paar Telefonate und ihr bekommt ständig Kleider von Labels und Designer."
„Wir können das doch nicht ausnutzen.", empörte sich Hermine.

„Ich schon.", meinte Ginny und lächelte breit.
„Das hat nichts mit ausnutzen zu tun.", verbesserte Astoria sie. „Die verdienen sich damit eine goldene Nase. Die berühmte Mrs. Hermine Weasley trägt ein Kleid bei der Gala und zack, landet es in einem Magazin. Mrs. Potter bei einem großen Dinner in einem schicken Abendkleid? Foto in der Presse. So funktioniert das."
Ginny griff nach ihrer Hand. „Wir werden beste Freunde werden."
Sie lachten alle drei und Astoria sah kurz auf die große Uhr. „Wie wäre es, wenn ihr zum Essen bleibt und ich uns eine Flasche Wein hole."
„Das ist eine verdammt gute Idee.", stimmte Ginny zu und Hermine nickte lächelnd.
Astoria ging in die Küche, fragte die Köchin, ob sie etwas vorbereiten könnte und kam mit drei Weingläser und einer Flasche Rotwein wieder. Ginny Potter war darüber sehr belustigt, als die Köchin mitteilen ließ, dass das Essen bald fertig sei.
„Du lässt kochen?"
„Ich gebe es gerne zu.", erwiderte Astoria gelassen und nippte an ihrem Glas. „Ich kann nicht kochen. Ich bin schrecklich darin. Also ja."

„Ich beneide dich. Ich hasse es zu kochen.", erwiderte Hermine und Ginny zog fragend eine Braue nach oben.
„Du kannst doch kochen."
„Ja, gerade mal so und trotzdem kann ich es nicht ausstehen. Besonders weil ich nie an die Kochkünste deiner Mutter ran kommen werde."
„Wer kann das schon?", fragte die Rothaarige gegen. „Niemand kocht wie Mum."
Sie lachten wieder und Astoria sah auf, als die Esszimmertür aufging und ein verdutzter Draco erschien.
„Hi.", brachte er hervor und wirkte irritiert. „Ähm... ich bin dann mal weg.", fing er an und wandte sich dann um und ging.
„Ich glaube, diese Situation überfordert ihn gerade.", feixte Ginny und Astoria stand auf.
„Ich komme gleich wieder."
Sie sah gerade noch, wie Draco im Salon verschwand und sie folgte ihm. Er stand am Sideboard und goss sich Whisky ein.
„Hey.", fing sie an und er wandte sich ihr kurz zu. „Hey."

Sie trat weiter in den Raum und er nippte an dem Glas.
„Du hast nicht gesagt, dass Granger heute hierherkommt."
Sie rollte mit den Augen. „Sie heißt nicht mehr Granger."
„Und Potters Frau ist dabei?"
„Du weißt doch, dass ich mit Hermine zusammenarbeite." Er brummte und sie trat hinter ihn und umarmte ihn. Sie drückte ihren Kopf gegen seinen Rücken. „Was ist los?"
„Es war kein guter Tag im Büro. Ich bin genervt.", erwiderte er. Sie verstärkte ihren Griff. „Ich dachte wir sind alleine.", murmelte er und legte seine Hand auf ihre Hände, die ihn immer noch umschlungen hatten.
„Sie sind Freunde. Besonders Hermine.", fügte sie hinzu. Er brummte wieder. „Es gibt gleich Abendessen. Setz dich zu uns.", bat sie und er schnaufte schwer aus.
„Ich halte das für keine gute Idee. In der Schulzeit..."
„Ich weiß.", unterbrach sie ihn. „Du hast gesagt, ihr habt euch nicht verstanden. Aber ihr seid erwachsen, Draco. Und ich werde die nächsten Jahre viel mit Hermine zu tun haben. Bitte."

Er atmete schwer aus. „Muss ich das tun?"
„Hast du mich gern?", fragte sie gegen und er seufzte erneut.
„Schön. Schön ich tu es. Aber nur dir zu liebe." Sie ließ ihn los und grinste zu ihm auf, als er sich zu ihr wandte. „Du beeinflusst mich.", erwiderte er und sah sie an. Sie streckte sich etwas und küsste ihn sanft.
„Tu es mir zuliebe, ja?" Er rollte mit den Augen und sie nahm seine Hände und zog ihn mit. Hermine und Ginny sahen auf, als sie wieder kamen und Astoria lächelte gelassen. „Draco würde mitessen."
„Wenn das für euch in Ordnung ist.", fügte er hinzu.
Es war einen Moment still, bevor beide nickten.
„Natürlich ist das in Ordnung. Wir sind immerhin eure Gäste.", warf Ginny ein.
„Genau. Außerdem werden wir wohl jetzt öfters Zeit miteinander verbringen.", pflichtete Hermine bei.



Es war im Ganzen ein sehr angenehmes Essen, nach den ersten Anfangsschwierigkeiten. Besonders mit Ginny konnte sich Draco gut über Quidditch austauschen. Es wurde ein recht netter Abend und regelrecht heiter nach der vierten Flasche Wein. Astoria schmunzelte bei dem Gedanken, dass sie es überhaupt heute aus dem Bett geschafft hatte, glich einem Wunder. Aber sie hatte es Daphne versprochen und vermutlich wäre ansonsten ihre große Schwester in ihrem Schlafzimmer erschienen. So schob sie sich am späten Nachmittag durch ein Kindergeschäft, während Daphne sich wie immer beschwerte. Beschwerte über das Leben und über ihre Schwangerschaft. Über ihre Figur, die nie wieder so sein würde, nach dem Baby. Man sah es deutlich, ihre Schwangerschaft. Ehrlich gesagt wirkte sie fast so, als könnte sie jeden Moment platzen und das, obwohl es noch ein paar Wochen bis zum errechneten Geburtstermin waren.

„Und du hast es geschafft, dass er sich zu den beiden setzt?", hakte Daphne nach und Astoria wandte sich von Handtüchern mit aufgestickten Babydrachen ab.
„Ich hab ihn darum gebeten und er hat mir den Gefallen getan."
Daphne zog ihre Braue nach oben. „Draco und du seid ein seltsames Paar."
Astoria sah das anders. Sie fand, sie waren ein gutes Paar. Verrückt, aber wahr. So sah sie es. Astoria hielt einen blauen Strampler hoch und Daphne winkte mit der Hand ab.
„Wieso nicht?", hakte sie nach. „Er ist doch schön."
„Schön schon, aber die falsche Farbe.", seufzte Daphne und Astoria wandte sich ihr erstaunt zu.
„Du... du weißt schon, was es wird?"
Daphne lachte. „Schätzchen, erstens würde man es jetzt ohnehin sehen und zweitens, weiß ich schon seit Wochen, was es wird. Ich habe eine Bestimmung machen lassen."
„Magisch?" Die Blondine nickte. „Vor der zwölften Woche? Das ist doch gefährlich, oder nicht?"

Nun war es Daphne die irritiert wirkte. „Woher weißt du das denn?"
Sie zuckte die Schultern. „Amber, hat es mir erzählt."
Was gelogen war, aber sie konnte ja schlecht sagen, dass sie es in einer Broschüre gelesen hatte.
„Es besteht ein Risiko, ja. Ein minimales. Aber ich konnte nicht abwarten."
Daphne seufzte und Astoria musterte sie besorgt.
„Bist du enttäuscht?" Ihre ältere Schwester schüttelte den Kopf und legte mit Bedacht eine Hand auf ihren Bauch. „Ist William enttäuscht?", fragte Astoria weiter und Daphnes Blick wurde milde.
„Nein. Nein er freut sich riesig darüber."
„Aber das ist doch gut?"
Daphne blickte Astoria an. „Vater ist davon nicht begeistert."
Astoria schnaufte. „Vater. Vater ist ein verdammter Idiot."
Ein Idiot mit Affären und einer unehelichen Tochter.
„William sagt das auch."

Und das war gut so. „Und ich glaube, er hat recht, seitdem ich das weiß was er von dir verlangt."
Astoria hielt inne.
„Du weißt davon?", fragte sie trocken und Daphne nickte kaum sichtbar.
„Ja. Mutter hat mit mir darüber gesprochen." Astoria griff nach einem weiteren Strampler und fixierte ihn. Sie wollte ihre Schwester nicht ansehen. „Vater ist ein goldgeiles Arschloch und Maxwell ein Schwein.", warf die Blondine ein und sie sah auf. Daphne lächelte aufheiternd. „Ich finde es gut, dass du dich dagegen stellst."
Tatsächlich?
„Unsere Eltern und Maxwell sind davon nicht so begeistert.", erwiderte Astoria höhnisch.
„Ach Maxwell ist ein unfassbarer Idiot. Ihm wird klar, wie langweilig sein Leben in Zukunft werden wird und denkt, dass er mit dir an seiner Seite dieser Langeweile entgeht."
„Erbärmlich."
Daphne gluckste. „Das kannst du laut sagen."
Astoria strich über einen weißen Strampler. Wie warm und weich sich der Stoff anfühlte.

„Weiß Draco davon?", hakte ihre Schwester plötzlich nach und Astoria schüttelte den Kopf.
„Nein und ich werde es ihm auch nicht sagen. Er würde Max nur umbringen."
„Das traue ich deinem Mann sogar zu.", bestätigte die Blondine und legte den Kopf schief und musterte Astoria, die fast eilig den Strampler weglegte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, Tori, würde ich glatt behaupten du wirst sentimental und weich."
„Ich..."
„Schon gut.", wehrte Daphne sie ab „Ich sollte es besser wissen, immerhin kenne ich dich neben unseren Eltern am längsten. Aber du veränderst dich. Zumindest habe ich das Gefühl, dass sich etwas verändert." Daphnes Augen ruhten mit Bedacht auf ihr. „Was ist also los?"
Sie zögerte, zögerte einen Moment. „Draco wünscht sich Kinder."
„Und das stört dich?"
Astoria schüttelte den Kopf und senkte beschämt den Blick. „Nein. Nein, aber... es will einfach nicht klappen."

Daphne schien zu überlegen und ihr Blick wurde fast besorgt, was Astoria wiederum beinahe Angst einjagte. Sie kannte so ihre Schwester nicht.
„Hast du dich schon einmal untersuchen lassen?"
„Sicher. Und mein Heiler sagt, es ist alles in Ordnung. Bei uns beiden.", fügte sie hinzu.
„Na dann verstehe ich deine Sorge nicht." Natürlich tat sie das nicht. Astoria schon. Sie hatten nicht nur hin und wieder Sex, sondern wirklich fast täglich, was sie liebte. Aber es frustrierte sie auch gleichzeitig, dass es einfach nicht zu funktionieren schien. Sie zuckte zusammen, als Daphne nach ihrer Hand griff. „Das klappt schon. Mach dir nicht so einen Stress." Ja, das sagte ihr Heiler auch. „Jetzt wirst du erst einmal Tante und deshalb, Liebes, musst du mir jetzt helfen Kleidung für meine kleine Tochter auszusuchen."
Und das taten sie dann auch.

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