Kapitel 24

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Sie rutschte fast auf dem Gehweg aus von dem Schneematsch und musste doch dabei doch lachen, als sie das Bürogebäude betrat. Ihre Wangen glühten und sie war beinahe schon aus der Puste. Sie durfte nicht apparieren, wegen dem Baby. Man sollte in der Schwangerschaft nicht appariren. Sie war ungeduldig. Sehr ungeduldig. Es dauerte noch Monate, Himmel. Wie sollte sie so lange warten. Sie begrüßte die Empfangshexe nur kurz, die sie verwundert ansah, als sie weitereilte. Vermutlich sah sie aus wie eine verrückte. Sie klopfte nicht einmal, als sie ins Büro stürmte und Draco sah irritiert von seinem Arbeitsplatz auf.
„Tori?", gab er verwundert von sich und sie eilte auf ihn zu. Er stand auf. „Himmel, ist etwas passiert?"
Sie schüttelte grinsend den Kopf und hielt sich an seinem Hemd fest, um nicht umzukippen und Luft zu holen.

„Astoria?", fragte er fast panisch. „Ist etwas mit dem Baby?"
Sie schüttelte wieder den Kopf. „Nein. Uns geht es gut. Sehr gut sogar."
Sie knöpfte den Mantel auf.
„Aber... was ist dann los?", wollte Draco irritiert wissen. Sie war wirklich verrückt. Sie griff nach seiner Hand und er keuchte auf, als er die Tritte deutlich an ihrem Bauch spürte. „Merlin.", wisperte er und sie lachte auf. „Merlin.", wiederholte er und ging auf die Knie, während er eine zweite Hand auf ihren Leib legte. Seit Wochen wartete er darauf, dass Baby zu spüren. Sie nahm die Bewegungen schon länger wahr, aber entweder waren sie so zart, dass Draco sie nicht wahrnehmen konnte oder das Baby lag wieder ruhig, bis er es schaffte. „Tori.", sagte er freudig und sah zu ihr auf. „Es tritt."
Ja, das wusste sie. Deshalb war sie wie eine Irre vom Ministerium hierher geeilt. War wie eine Geisteskranke mehrere Straßen lang gelaufen, um bei Draco in der Firma zu erscheinen.

„Er.", sagte sie außer puste und in Dracos Augen regte sich etwas. „Er tritt.", erklärte sie. „Der Heiler hat es mir heute Morgen gesagt." Der Termin an den Draco nicht teilnehmen konnte, wegen eines Termines. Er küsste ihren Leib und umfasste ihre Taille, nur um seinen Kopf auf ihren Bauch zu legen. Ihre Finger fuhren durch sein Haar. Es wurde ein Junge. Sie würden einen Sohn bekommen. „Nennen wir ihn Scopius.", sagte sie leise und Draco stand vorsichtig auf.
„Wirklich?", hakte er nach und sie lächelte.
„Ja." Sie wusste, wie sehr Draco den Namen mochte. Er hatte ihn in irgendeiner Familienchronik erhascht. „Scorpius Hyperion Malfoy.", fügte sie hinzu und er grinste breit, bevor er sie innig küsste und fest an sich zog.
Nur um wieder eine Hand zu ihrem Leib wandern zu lassen. Das war ein schöner Augenblick und doch fürchtete sich Astoria wieder vor der Geburt. Sie hoffte, dass alles einfach nur gut ging.







Er hätte auf sie hören sollen. Auf sie ganz alleine. Aber das hatte er nicht getan. Zum Teufel. Monatelang war es ihr gut gegangen. War sie beinahe beschwerdefrei gewesen. Selbst ihr Projekt hatte sie mit voller Eifer und Elan durchgesetzt. War darin regelrecht aufgegangen. Doch seit zwei Wochen war es ihr nicht gutgegangen. Astoria hatte von Schmerzen gesprochen. Immer und immer wieder. Draco hatte sich freigenommen. War stundenlang mit ihr im Hospital gesessen und hatte die Vertretung von Professor Dalton verteufelt. Dalton der im Urlaub war und sie alleine ließ mit dieser unfähigen Hexe. Diese dumme Heilerin die Astoria einredete, dass sie zu wehleidig war und es eben anstrengend war ein Kind auszutragen. Besonders in den letzten Wochen und Monaten. Dann vor drei Tagen war Draco mitten in der Nacht im Mungo wieder auftaucht mit Tori und diese dumme Hexe hatte etwas von Scheinwehen oder Senkwehen gefaselt. Das dies aber normal in der Phase sei. Völlig normal. Wieso war das normal? Das Kind sollte in sieben Wochen kommen. Fast noch zwei Monate bis dahin.

Sie hatte etwas zur Beruhigung verschrieben und damit Astoria endlich einmal ausschlafen konnte. Und er Idiot hatte seine Frau noch beruhigt. Bei Merlin, sie hatte in dieser Nacht so viel geweint. Dass sie im Hospital bleiben wollte. Dass er einen anderen Heiler holen sollte. Das irgendetwas nicht stimmte. Er hatte sie beruhigen können und das war ein verdammter Fehler gewesen. Ganz offensichtlich. Er hätte ihrem Gefühl vertrauen sollen. Aber er wollte ihr doch nur helfen. Wollte das es ihr wieder besser ging, immerhin hatte sie sich das Baby nicht alleine gemacht. Es war auch seine Schuld. Es hatte ihm fast das Herz zerrissen, als sie wie ein kleines Kind gewirkt hatte.
„Ich will, das es endlich vorbei ist.", hatte sie geschluchzt und er hatte sie in den Arm genommen.

Sie hatte die Schwangerschaft gemeint. Es war schrecklich sie so zu sehen und so hilflos zu sein. Sie hatte sich die letzten Monate so gefreut. Hatte mit so viel Liebe das Kinderzimmer eingerichtet. Kleidung besorgt und dann sogar Granger dabei geholfen. Sie war regelrecht aufgeblüht und nun das. Er hätte auf ihr Gefühl hören sollen. Nein, müssen. Aber er dachte, die Heilerin verstand etwas von ihrer Arbeit. Sie hatte mehr Erfahrung als Astorias Heiler. Verflucht, sie war doch Heilerin. Diese Frau hatte Astoria nicht ernst genommen. Sie hatte sie als dummes Ding angesehen, dass zu empfindlich für eine Schwangerschaft war. Unsinn. Sicher, ihr war es besser gegangen, aber wie er jetzt wusste, lag das nur an dem Mittel, dass praktisch betäubte. Die Schmerzen vollkommen auslöschte. Deshalb hatte er auch nichts dagegen gehabt, als Daphne sich mit William und dem Baby angekündigt hatte zum Abendessen und so vielleicht auch Astoria abzulenken.

Vielleicht war es gut, dass Daphne da war. Draco hätte ansonsten völlig den Kopf verloren, als Astoria so heftige Schmerzen bekommen hatte, dass sie nicht einmal mehr stehen konnte. Er hatte sie hoch getragen ins Schlafzimmer. Daphne hatte Cecilia in die Arme ihres Vaters gedrückt und sofort das Mungo verständigt. Es war Dalton der kam und Draco dankte ihm bereits, bevor er das Schlafzimmer betreten hatte. Erzählte im Schnelldurchlauf was alles passiert war. Was Daltons dumme Kollegin ihnen erzählt hatte. Der Heiler hatte sofort über sie geschimpft und über das Mittel, dass man auf gar keinen Fall einer Schwangeren verschreiben durfte. Draco hatte es bis jetzt nicht wirklich verstanden warum. Er verstand diese ganze Situation nicht.

Es war so schnell gegangen. Dalton ließ noch zusätzlich eine Pflegekraft holen und diverse Sachen. Bevor Draco überhaupt begriffen hatte, was vorging, hatte man begonnen das Zimmer vorzubereiten für eine Geburt. Es waren keine Scheinwehen. Es waren offenbar schon richtige Wehen gewesen. Wehen, die beachtet werden hätten müssen, um sie zu unterbinden. Um eine Frühgeburt zu verhindern. Eine Frühgeburt, die jetzt unaufhaltsam satt finden würde. Draco war panisch geworden, so wie Astoria. Astoria die unbedingt ins Mungo wollte. Doch der Heiler hatte das abgelehnt. Ein Transport wäre zu gefährlich. Nicht mehr in ihren jetzigen Zustand. Daphne war nach unten und hatte William Bescheid gegeben und er offenbar der Familie. Es war Draco egal gewesen, wer in sein verdammtes Haus kam. Er hatte nur Angst um Astoria.

Das hier war nicht so geplant gewesen. Nicht im Geringsten. Das Baby war zu früh dran. Sie waren in keinem verdammten Hospital und Astoria hatte sichtlich Schmerzen und er konnte nichts tun, außer bei ihr zu sein. Er kam sich hilflos vor. Hilflos und machtlos, als sie gegen eine erneute Wehe anschrie und sie sich an seiner Hand festklammerte. Wie lange ging das schon? Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Litt nur mit ihr mit. Er griff nach den Lappen und versuchte ihr Gesicht wieder zu kühlen. Ihre Haare bereits feucht vor Anstrengung. Ihr Gesicht glänzte unter ihren Tränen.
„Ich kann das nicht.", wimmerte sie und atmete schwer.
„Tori...", sagte er und der Heiler blieb ruhig.
„Sie haben es fast geschafft, Astoria. Sie machen das sehr gut."
Sie verkrampfte sich unter einer weiteren Wehe und Draco drückte seine Lippen gegen ihre Finger, die seine Hand quetschten. Von ihm aus, konnte sie ihm seine verdammte Hand brechen, wenn es ihr helfen würde.

„Atmen. Tief Atmen. Das ist wichtig, Astoria.", wies Dalton sie an und Dracos Stimme zitterte.
„Du musst atmen, Liebes. Tief Atmen, so wie wir das geübt haben." Sie keuchte und Draco strich ihr über die Stirn. „Atmen, Tori." Sie sah zitternd zu ihm auf und er drückte seine Lippen gegen ihre Stirn. „Du schaffst das. Du schaffst das Astoria."
Sie musste es einfach schaffen. Ihre Finger klammerten sich wieder fest an seine, als sie erneut aufschrie und presste, während sie sich etwas hochzog.
„Sehr gut. Sehr gut.", sprach Dalton.
Ihr ganzer Körper schien zu zittern unter der Anstrengung. Jeder Muskel anzuspannen unter ihren Bemühungen. Und dann ging es schnell. Sehr schnell. Er hörte den Schrei eines Babys, bevor er es sah und wandte sich besorgt Astoria zu, als ihr Kopf zur Seite fiel. Er klammerte sich regelrecht an ihrer Hand.
„Tori!"
Sie blinzelte schwach zu ihm auf und er hätte fast vor Erleichterung aufgelacht.

Sie war offenbar nur kurz ohnmächtig gewesen. Sie murmelte seinen Namen und er küsste sie fest auf ihre Lippen, bevor sich beide dem Schreien zuwandten.
„Was ist mit dem Baby?", fragte sie schwach und Draco sah dabei zu, wie offenbar Dalton den Kleinen untersuchte und mit wenigen Zauberstabbewegungen von dem gröbsten Rückständen der Geburt säuberte, während sein Sohn ärgerlich schrie.
Dalton lächelte, als er den Kleinen einwickelte und Astoria gab. „Keine Sorge. Alles in bester Ordnung. Er hat sogar ein sehr anständiges Gewicht und Größe, für das, dass er zu früh dran ist."
Und dann sah Draco das erste Mal seinen kleinen Sohn, der sich nur langsam beruhigte und ärgerlich seine Fäustchen angezogen hatte. Sein Gesicht wirkte Krebsrot und sowohl Astoria und er lachten vor Erleichterung auf, bevor er sie erneut auf die Stirn küsste.

Er sah dabei zu wie Dalton Astoria untersuchte und ein Auge auf seine Patientin hatte. Dalton schien erst erleichtert zu sein, als die Nachgeburt ohne Probleme kam und sich ihr Puls normalisierte. Draco blieb. Blieb während man den Kleinen wusch und säuberte. Blieb bis man Astoria versorgt hatte, die vor Erschöpfung immer wieder weg nickte und ging erst aus dem Raum, als Dalton versicherte, dass alles überstanden war. Er fühlte sich entkräftet. Euphorisch und gleichzeitig todmüde. Besorgt und doch erleichtert. Er wusste nicht, ob er weinen oder lachen sollte. Er lehnte sich an die Wand vor der Treppe und nahm Bewegungen unten wahr. Sie alle sahen zu ihm hoch. Seine Eltern, Daphne und William und sogar Astorias Eltern waren da. Er fühlte sich erschöpft, als er die wenigen Stufen nach unten ging.
„Wie geht es Astoria?", fragte Daphne besorgt und ihre Augen glänzten verräterisch.

„Ihr geht es gut.", sagte er ruhig und sah in ihre besorgten Gesichter. „Ihnen beiden. Sie ist nur sehr erschöpft und..."
Er brach, als Daphne ihm schluchzend um den Hals fiel.
„Merlin sei Dank.", murmelte Lucius.
„Es geht ihr gut. Sie ist nur sehr entkräftet."
„Und dem Baby?", wollte Astorias Mutter wissen.
„Ihm geht es auch gut. Er hat eine gute Größe, obwohl er zu früh kam. Dalton meint, dass er nie und nimmer bis zum Geburtstermin durchgehalten hätte." Daphne löste sich von ihm und wischte sich über die Wange. „Ihr könnt aber jetzt nicht zu ihr. Dalton sagt, sie braucht Ruhe."
„Das ist doch selbstverständlich.", erwiderte seine Mutter und als alle ihn immer noch ansahen, fragte er irritiert.
„Was?"
„Der Name.", grinste William. „Wir würden gerne wissen, wie dein Sohn nun heißt."
Das wussten sie nicht. Sie alle nicht. Es war ein Geheimnis zwischen Astoria und ihm gewesen.
„Scorpius.", antwortete Draco voller Stolz. „Scorpius Hyperion Malfoy."







Er war winzig und wunderschön. Astoria glaubte noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Sie hielt ihren kleinen Sohn, dieses Wunder, in ihren Armen, während sie im Bett saß und begutachtete jeden Millimeter des Kindes. Gestern hatte sie vor Erschöpfung keine Zeit dafür gehabt. Sie lächelte, als der Kleine blinzelte und die gleichen blauen Augen ihr entgegensahen, die sie selbst besaß. Professor Dalton hatte ihr bereits versichert, dass Scorpius Augen blau bleiben würden. Er hatte also auch etwas von ihr. Sie schmunzelte über den blonden Schopf. Ansonsten schien er ganz nach Draco zu kommen. Sie sah etwas auf, als Draco seine Hand an das Köpfchen legte, während er neben Astoria saß.
„Er ist wunderschön.", murmelte er und sie sah wieder auf ihren gemeinsamen Sohn, der sich leicht rührte.
„Er ist perfekt."

„Ich hatte so Angst.", gestand Draco. „Ich dachte gestern wirklich, ich würde dich verlieren."
„Ich weiß."
Er küsste sie auf die Schläfe. „Du darfst mich nie wieder so erschrecken."
Das war auch nicht ihre Absicht gewesen.
„Heißt, du willst nur ein Kind?", fragte sie amüsiert nach.
„Wenn es jedes Mal so ein Drama ist?", warf er offen ein und sie schüttelte den Kopf und besah ihren Sohn mit einem liebevollen Blick.
„Aber das ganze Drama war es doch wert. Oder nicht? Schau nur, wie wundervoll er ist."
Er war alles Drama wert und noch viel mehr. Sie blickte auf, als es klopfte und war nicht verwundert, ihre Schwiegereltern zu sehen. Draco hatte die Beiden angekündigt, als er Frühstück nach oben gebracht hatte.

Draco stand auf und Narzissa setzte sich auf die Kante des Bettes. Ihre Augen glänzten und sie küsste Astoria sanft auf die Wange.
„Wie fühlst du dich Liebes?"
Astoria lächelte. „Müde, aber überglücklich."
Dracos Mutter lächelte, als sie auf ihr Enkelkind sah.
„Himmel, er ist bildhübsch."
„Hier." Astroia gab vorsichtig Scorpius weiter, der kurz wimmerte und sich dann wieder beruhigte.
„Hallo mein Liebling. Ich bin deine Oma.", sprach Narzissa sanft und sah dann zu Lucius auf, der sich kurz zu Astoria gebeugt hatte, um sie zu Begrüßen und wie Narzissa zu küssen. „Ist er nicht wunderbar, Lucius?"
„Er sieht aus wie Draco. Nur die Augen..."
„Astorias Augen.", unterbrach Draco seinen Vater und wirkte stolz. „Er ist im Wesen auch ganz sicher wie sie."
Astoria sah Draco liebevoll an. Er übertrieb maßlos. Aber das durfte er, als stolzer Vater. Sie lehnte sich in die Kissen zurück und sah dabei zu, wie Narzissa und Lucius ihren Enkel zärtlich betrachteten und begrüßten auf dieser Welt. Sie fand Dracos Blick und die beiden sahen sich sanft an. Sie liebten sich. Sie hatten sich und nun einen wunderbaren Jungen. Alles andere würde sich regeln. Wichtig war, dass sie sich hatten.

Hass und Liebe nähren sich von LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt