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Sie strich zum hundertsten Mal etwas durch und zog die Beine auf ihren Bürostuhl, während ihre Schuhe unter dem Schreibtisch lagen. Sie sollte in einer Woche einen Bericht abgeben über den neuen Designer, der sich in England aufgetan hatte. Seine Kleider waren gut. Aber Astoria konnte mit dem Kerl ansonsten nichts anfangen. Er war langweilig, überheblich und irgendwie war sein Charakter... flach. Sie seufzte und riss den ersten Entwurf aus ihrem Block, nur um ihn in den Mülleimer zu werfen. Sie zog die Mappe mit den Fotos zu sich. Wie konnte so ein Langweiler, solche wunder aus Stoff fabrizieren? Sie verstand es nicht. Sie seufzte. Vielleicht ging sie das ganze falsche an. Vielleicht sollte sie so wenig wie möglich von diesem Kerl in den Bericht hineinbringen. Ihn Geheimnisvoll halten, was ihm bei seiner Persönlichkeit sicherlich zugutekommen würde. Sie wollte gerade ansetzen zu einem neuen Entwurf, als das Telefon klingelte und sie abnahm.
„Ja.", fragte sie knapp und war einen Moment verwundert, als Daphnes Stimme ertönte.
„Ich bin es."
„Daphne, was gibt es?", fragte Astoria gelassen und klemmte sich den Hörer des Telefons zwischen Ohr und Schulter, um weiterzumachen mit ihrer Arbeit.
Daphne schnaubte. „Das fasse ich nicht. Du bist wirklich noch im Büro."
„Ich habe zu tun.", murmelte Astoria und blickte hoch, als an der geöffneten Tür jemand erschien.
Die Tür, die ihre Sekretärin offen gelassen hatte, nachdem sie die Letzte im Büro war, die gegangen war. Nun die Letzte bis auf Astoria und dem Sicherheitswachmann unten am Empfang. Ihr fiel es wie Schuppen von den Augen. Malfoy grinste dämlich, als er ihren Ausdruck eindeutig einschätzte. Scheiße.
„Du hast es vergessen.", begann ihre Schwester zu schimpfen. „Ich weiß es genau."
Ja hatte sie, aber zugeben würde sie das niemals.
„Quatsch. Es ist doch nicht einmal..." Sie sah auf ihre Armbanduhr. „Nicht einmal halb acht."
Dieses dumme Essen, auf das sie ohnehin keine Lust hatte, war erst um zwanzig Uhr.
„Astoria, ich warne dich. Wenn Draco und du zu spät kommt..."
„Draco ist da.", warf Astoria ein und beförderte all ihre Unterlagen in die Schublade ihres Schreibtisches. „Er holt mich ab und dann apparieren wir zu euch."
Ihre Schwester atmete geräuschvoll aus. „Du lügst mich doch gerade an. Habe ich Recht? Ich wette, dein Göttergatte hockt zu Hause und lacht sich kaputt."
Das war einmal passiert und dafür hätte sie Draco am liebsten umgebracht. Ihre Schwester war im Anschluss drei Monate unausstehlich gewesen. Daphne hatte damals auch zu einem Essen eingeladen. Astoria hatte es vergessen und Draco hatte sich einen gemütlichen Abend im Salon ihres gemeinsamen Hauses gemacht mit einer Flasche Scotch und einem Buch. Als Daphne aufgetaucht war, hatte er sich darüber nur lustig gemacht und den ganzen Ärger und die Laune von Daphne hatte Astoria abbekommen. Astoria hatte dafür zwei Wochen mit ihm nicht mehr geschlafen und es schien Wirkung gezeigt zu haben. Seitdem verpassten sie nie irgendwelche dummen Einladungen mehr. Warum war sie eigentlich immer so verplant?
„Warte, ich gebe ihn dir.", warf Astoria ein und hielt Draco den Hörer hin.
Er rollte theatralisch mit den Augen und ging dran, während Astoria fast hastig einen Schrank aufriss. Wie gut, dass sie immer wieder irgendwelche dummen Termine wahrnehmen musste und hier Kleidung zum Umziehen hatte.
„Ja ich bin wirklich da. Stell dir vor.", fing Draco an. „Nein wir haben es nicht vergessen. Astoria hatte einen Termin und es war abgemacht, dass ich sie in der Arbeit abhole.", log er einwandfrei, während Astoria aus ihrem Rock stieg und die Bluse zerknüllt in ihre übergroße Handtasche schmiss.
Sie hatte die Wahl. Entweder schwarzes Kleid oder Rotes. Schwarz würde Daphne wieder als Provokation sehen. Als Zeichen, dass Astoria ausstrahlte, dass sie nicht hier sein wollte. Ihre Schwester hatte eindeutig einen an der Waffel.
„Wir sind so gut wie da.", verkündete Draco leicht genervt und seine Augen wanderten zu Astoria die gerade in Unterwäsche in ihrem Büro stand und das rote Etuikleid vom Bügel nahm. „Maximal dreißig Minuten.", fügte er hinzu, während seine Augen dunkel wurden und Daphne deutlich am Telefon schimpfte.
Er legte einfach auf. Sie sah ihn drohend an, als er näher kam und sie gerade in das weinrote Chiffonkleid schlüpfte.
„Ich werde nicht mit dir hier drinnen vögeln."
„Sei nicht so verdammt etepetete.", erwiderte er und grinse dreckig. „In Wirklichkeit würde dir das sicherlich gefallen, wenn ich dich hier..."
Sie schob ihn entschieden weg und griff nach ihrem Zauberstab, um das Kleid zu schließen. Sie war nicht in Stimmung.
„Wieso bist du nicht früher gekommen?", fuhr sie ihn leicht an und kramte nach ihrem Make-up in der Handtasche.
„Du hast gestern Abend gesagt, du kommst nachhause und wir flohnetzen zu deiner unausstehlichen Schwester. Also mach mir keine Vorwürfe. Ich habe das Abendessen nicht vergessen."
Nein sie hatte es. Schon wieder. Sie hätte sich einen Wecker stellen sollen oder einen Erinnerungszauber heraufbeschwören müssen. Aber nein, sie hatte nichts gemacht.
„Ich habe es während der Arbeit vergessen.", murmelte sie und schminkte ihre Lippen in einem satten rot, dass zu dem Kleid gut passte. Sie ließ den kleinen Handspiegel zuschnappen und sah ihn an, während sie in ihre hohen Schuhe schlüpfte, die immer noch unter den Tisch standen. „Kann ich so gehen?"
Er schmunzelte. „Du siehst immer hübsch aus. Lass uns gehen, bevor deine Schwester hier noch persönlich auftaucht."
Sie apparierten in einer Seitengasse und tauchte vor dem Herrenhaus der Babingtons auf.
Sie klingelten und ihre Schwester persönlich riss schwungvoll die Tür auf.
„Ihr seid ja tatsächlich pünktlich.", meinte Daphne und küsste Astoria grobmotorisch auf die Wangen. „Hübsches Kleid. Hallo Draco."
„Hallo Daphne.", antwortete Draco und Astoria stolperte fast, als ihre Schwester sie am Arm packte und mitzog.
„Die meisten sind schon da. Das heißt fleißig alle begrüßen."
„Wieso sind schon alle da, wenn das Essen erst um acht Uhr ist?", fragte Astoria leise und bekam von ihrer Schwester, wie üblich, keine Antwort.
Der Salon war überfüllt und Daphne hatte sich wohl wie immer selbst übertroffen. Es waren gut dreißig Leute da, die Astoria überblickte. Freunde und Bekannte von Daphne und William. Das war das sogenannte Abendessen im kleinen Kreis. William begrüßte sie recht herzlich, er war ein guter Kerl, vielleicht zu gut für Daphne und schien sich auch zu freuen Draco zu sehen. Sie wusste von Draco, dass er William immer in dem Club von Blaise traf. Die beiden schienen sich wirklich gut zu verstehen. Sie war gerade dabei Tracy Davis zu begrüßen, als eine vertraute Stimme, ihren Namen aussprach.
Sie wusste, dass es Maxwell war, bevor sie sich umwandte und doch war es ungewohnt ihn wieder zu sehen. Es warf sie leicht aus der Bahn. Er war kein Jugendlicher mehr, wie ihr jetzt erst bewusst wurde. Logischerweise.
„Max.", sagte sie so ruhig wie möglich.
Er war größer geworden. Älter. Seine blau-grauen Augen schienen zu strahlen, als er ihr ein unverschämt schönes Lächeln schenkte. Sein dunkles Haar wirkte leicht wirr. Sie wollte ihm die Hand geben, die er auch ergriff, nur um sich zu ihr zu beugen und sie sanft auf die Wange zu küssen. Zu lange für einen Begrüßungskuss, was wohl nicht nur sie bemerkte. Ein Räuspern, ließ sie wieder klarer denken und an den Mann denken, der immer noch neben ihr stand.
„Max, das ist mein Mann. Draco Malfoy.", stellte sie Draco vor. „Draco, das ist Maxwell. Ein alter Freund."
Ein vergessener Freund. Die beiden Männer gaben sich die Hand und Astoria fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre doch das ganze Essen zu vergessen und sie lieber in der Arbeit geblieben wäre.
Das dachte sie auch noch während dem Dinner. Es wurde gelacht und der neuste Tratsch ausgetauscht. Astoria setzte sich in der Nähe von Tracey, die immerhin im Propheten arbeitete und dort den sogenannten Kummerkasten machte und einmal in der Woche veröffentlichte. Es war nicht das gleiche, aber immerhin konnte man sich mit ihr über Dinge unterhalten die nicht nur Hochzeiten und Kinder kriegen enthalten mussten. Was ein gewaltiger Vorteil war, ohne Frage. Vielleicht würde sie den Abend so gut über die Runde bringen. Mit Gesprächen über die neue Modenshow, die in zwei Wochen in Frankreich stattfinden würde und weit weg von Max, der immer wieder zu ihr rüber sah, was sie gekonnt ignorierte.
Ob er wirklich wieder zurückgekehrt war, um den Platz in seiner Familie einzunehmen? Dann hatte er eine einhundert achtzig Grad Wendung vollbracht. Er war ein Rebell gewesen. Ein Rebell mit Träumen und Visionen. Sie blickten alle erst auf, als Daphne an ihr Glas mit einer Gabel schlug und der Nachtisch gerade aufgedeckt wurde.
„Meine Lieben, William und ich müssen euch etwas sagen." Astoria runzelte die Stirn. Was gab es jetzt? Eine neue Reise? Ein weiteres Haus? William griff nach Daphnes Hand und küsste sie. „Wir sind schwanger.", brach es regelrecht aus der Blondine heraus und Astoria brauchte einen Moment, während alle zu gratulieren anfingen und nachfragten, wann es soweit war.
Sie wandte den Kopf, als Blaise sich feixend zu Draco beugte.
„Siehst du. Ich habe es dir ja gesagt."
„Du hast das gewusst?", fragte sie und Malfoy seufzte.
Sie konnte es nicht fassen, dass er ihr das nicht gesagt hatte.
Der Abend war gelaufen. Er hätte sie doch in ihrem Büro vögeln sollen. Alles wäre besser gewesen, als jetzt diesem Desaster ausgesetzt zu sein. Sie schimpfte schon wieder, während sie offenbar die Treppe in den ersten Stock hinauf trampelte.
„Du bist so unfassbar.", hörte er sie wütend schimpfen, als er ihr folgte und fast über einen ihrer Schuhe stolperte, die vor ihrem Zimmer lagen.
Er hatte Lust die Schuhe aus dem Fenster zu werfen. Große Lust dazu. Stattdessen löste er seine Krawatte so energisch, dass er sich dabei fast selbst erdrosselte.
„Was macht es für einen Unterschied, ob ich es dir sage oder deine Schwester?", rief er und sie trat wieder aus ihrem Ankleidezimmer.
Ihr Kleid stand hinten offen. Scheiße, er wurde schon wieder geil. Vögeln im Büro, das wäre die beste Lösung gewesen. Gar nicht hingehen zu diesem dummen Abendessen von seiner bescheuerten Schwägerin.
„Es macht den Unterschied, dass ich mich darauf vorbereiten hätte können. Aber nein, der feine Herr lässt mich ins offene Messer laufen. Und ich durfte mir unter die Nase reiben lassen, dass sie doch jetzt erster ist."
Na und?
„Du willst jetzt kein Kind. Waren doch selbst deine Worte, oder nicht?", fragte er hitzig gegen, als sie wieder in das Ankleidezimmer trat.
Warum war sie wütend auf ihn? Sollte sie doch ihre verdammte Schwester anfahren.
„Darum geht es nicht." Offenbar schon. „Verdammt nochmal.", fluchte sie weiter und er sah, dass sich offenbar der Reißverschluss verkeilt hatte. „Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht hingegangen.", schimpfte sie weiter und griff nach ihrem Zauberstab. „Ich hasse sie.", wetterte Astoria weiter und Draco hätte Lust sie übers Knie zu legen.
Sie mochten sich nicht sonderlich, Daphne und Astoria und offenbar war das Verhältnis noch mehr angespannt, seitdem Astoria dieser Ehe zugestimmt hatte.
„Wenn wir schon beim Streiten sind, was war das mit diesem Maxwell Möchtegern."
Sie schlüpfte aus ihrem Kleid und warf es wütend von sich.
„Machst du mir jetzt ernsthaft eine Szene wegen Max?"
„Ich will wissen, was das war.", fuhr er unbeeindruckt fort.
„Gar nichts. Er hat mich begrüßt."
Begrüßt? Sie halb abgeschleckt, traf es eher. Dieser Kerl hatte ihn völlig ignoriert. Als wäre Draco Luft und das hasste er fast so sehr, wie diese Begrüßung von Astoria.
„Wir sind alte Freunde. Bei Merlin, hör auf dich wie ein pubertierender Teenager aufzuführen. Oder flippe ich aus, weil die Frauen Scharenweise fast in Ohnmacht fallen, weil sie dich sehen?", fauchte sie zurück.
Warum hatten sie eigentlich zum Streiten angefangen? Wegen Daphne und ihrem angeblichen blöden, einfachen Abendessen, das in Wirklichkeit die erste Begrüßungsparty ihres Balges war. Bei Merlin und Morgana.
„Die ziehen mich auch nicht aus mit ihren Blicken so wie dieser Bastard."
„Du machst dich lächerlich."
Er? Er machte sich lächerlich?
Sie ging zurück ins Schlafzimmer und wollte offenbar ins Bad, doch er hielt sie auf, in dem er sie am Arm packte und sie fiel fast gegen ihn.
„Lass mich los.", forderte sie und funkelte böse zu ihm auf.
„Hattest du mit ihm etwas?", fragte er so ruhig wie möglich. Merlin, sie wirkte so zierlich, er war sich sicher, er könnte ihren verdammten Arm brechen, wenn er nur wollte. Sie versuchte sich wieder zu befreien, doch er ließ nicht locker. „Sag es mir. Hattest du mit diesem Bastard etwas, ja oder nein?"
In ihren Augen regte sich etwas, er konnte nur nicht sagen, was es genau war. Sie schüttelte den Kopf und ihre Stimme wirkte zart und verletzt.
„Nein. Hatte ich nicht." Als hätte er sie gerade gezwungen ein dunkles Geheimnis aufzugeben. Nur einen Augenblick, bevor sie energisch ihre Hand entzog und ihn wieder wütend ansah. „Was geht es dich an, das war bevor wir verheiratet waren."
„Es geht mich etwas an", brauste er auf. „Wenn der Kerl dich ansieht und sich dabei vorstellt, wie er es mit dir treibt am Esstisch deiner..."
Er brach ab, als sie ihm eine Ohrfeige gab. Er ballte die Fäuste. Sie hatte ihm gerade wirklich eine geklebt. Er hatte sie noch nie geschlagen, aber jetzt war er kurz davor. Wahrhaftig. Er hatte große Lust ihr zu zeigen, wer hier die Zügel in der Hand hatte. Doch er tat es nicht. Riss sich zusammen. Er würde nicht handgreiflich werden. Sie ging fluchend ins Bad und schimpfte dort weiter, als sie die Tür zuschlug und Draco schlug mit der Faust gegen die Wand. Seine Knöchel schmerzten, aber es half, dass er wieder runter kam. Er würde nicht anfangen so ein Bastard zu werden wie Flint, der seine Frau regelmäßig demütigte und handgreiflich ihr gegenüber wurde. Er würde nicht so ein Reinblüterarschloch werden. Alkohol, dachte er, als er ihr Zimmer verließ. Er brauchte jetzt viel Alkohol um runter zu kommen. Denn Sex zum Abreagieren konnte er für heute definitiv vergessen.
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Hass und Liebe nähren sich von Leidenschaft
RomanceDraco Malfoy und Astoria Greengrass haben nicht geheiratet aus großer Liebe, sondern weil es die Familien so arrangiert hatten. Beide hatten sich gefügt und beide verachteten es. Sie schenken sich nichts einander und machen sich gegenseitig das Lebe...