Kapitel 15

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Astoria blickte auf, als ihr Block aus den Händen gezogen wurde und ihre Feder. Der dunkelrote Lockenkopf sah sie mahnend an.
„Feierabend, Süße." Ihre grünen Augen schienen zu funkeln. „Und das ist mein ernst, Tori. Feierabend."
„Schon gut.", seufzte Astoria und blickte Ashley nach, als sie ihren Block weglegte und mit zwei Gläsern Wein wieder kam und eines davon in Astorias Hände drückte.
Sie kannte Ashley Miller schon, seit dem sie in dieser Branche tätig war. Sie war eine gute Freundin geworden und kam aus den gleichen Kreisen. Lebte aber schon seit Jahren frei von ihrer Familie und alten Traditionen.
„Und jetzt, erzähl mir endlich was mit dir los ist?", verlangte Ashley und Astoria nippte an dem teuren Wein, während sie ihre Beine auf das schwarze Sofa zog.
„Was soll los sein?"
„Oh bei Morgana, hör auf mit dem Scheiß. Ich bin nicht deine Schwester oder deine Mutter mit der eiskalten Schnauze." Astoria schmunzelte. „Ich bin Ashley. Also mach den Mund auf und sag mir was los ist oder ich füll dich ab und dann redest du ohnehin wie ein Wasserfall."

Astoria trank einen riesigen Schluck und schwieg. Ashley fuhr sich durch ihre dunkelroten Haare und legte den Kopf schief.
„Läuft es mit Draco gut?"
Astoria nickte. „Ja."
Ashley zog eine Braue nach oben. „Okay? Gut oder super gut?"
„Grandios."
„Witzig. Sind dir die Wörter ausgegangen?" Astoria grinste und trank erneut aus ihrem Glas. „Ich dachte eigentlich, du würdest ihn umbringen.", witzelte Ashley und Astoria rollte mit den Augen.
„Draco und ich verstehen uns wirklich gut.", beteuerte Astoria und Ashleys Blick wurde noch skeptischer, weshalb die Brünette auf ihr Glas blickte. „Ich habe ihn wirklich gern, Ashley."
„Bei Merlin.", sagte sie ernst. „Du bist verliebt."
„Wer ist verliebt?", fragte eine weitere Stimme und sie wandten beide den Kopf, als Amber ins Zimmer kam und ihre glatten blonden Haare über die Schulter warf.
„Schläft deine Kleine?"
„Ja, wie ein Murmeltier.", versicherte Amber und warf sich auf die andere Couch. „Also, über was reden wir gerade?"
„Darüber, dass Tori verliebt ist."

Ambers rot geschminkte Lippen verzogen sich zu einem breiten Lächeln. „Du meine Güte. Verliebt? Ihn wen? Hast du eine Affäre? Weiß Malfoy davon? Lässt du dich scheiden?"
Astoria verschluckte sich fast an ihrem Wein und Ashley lachte leise.
„Es ist Malfoy."
Amber schnappte nach Luft. „Das ist nicht dein Ernst."
Beide Freundinnen von Astoria begannen zu lachen und Astoria schmiss ein Kissen nach Amber.
„Hört auf zu Lachen. Was ist daran so witzig?"
Ashley nippte an ihrem Glas und setzte dann ein ernstes Gesicht auf.
„Dieser Kerl ist der widerlichste, arroganteste, egoistischte und selbstverliebteste Kerl, den ich kenne.", äffte die Rothaarige sie nach.
„Ein verzogenes Arschloch.", fügte Amber hinzu und Astoria atmete genervt aus, was die beiden anderen wieder zum Lachen brachte.

„Schon gut, wir nehmen dich ernst.", sprach Amber. „Du liebst also deinen Mann. Und das ist schlecht?"
„Nein.", wehrte Astoria ab.
„Ist der Sex schlecht?", hakte Ashley nach und Astoria sah sie vielsagend an. „Beantworte die Frage nicht, dein Blick sagt alles."
„Schön unsere kleine Tori, ist also verliebt und hat grandiosen Sex. Was ist dann das Problem?", wollte Amber wissen und zuckte zusammen, als man das Weinen eines Babys hörte.
Sie sprang auf und verließ das Zimmer. Ashley griff nach Astorias Hand und musterte sie besorgt.
„Sag mir was los ist mit dir?" Astoria schluckte und senkte wieder die Lider. „Tori...", fragte Ashley besorgt. „Was ist los?"
Sie blinzelte und fuhr sich kurz über die Augen. „Sagen wir so, es gibt Leute die mir das nicht gönnen."
In Ashleys Augen regte sich etwas. „Dein Vater?"
Sie sagte nichts, stellte ihr Glas zur Seite und Ashley fluchte leise. Es war wohl Antwort genug.

„Weißt du, ich wünsche meinem Vater nichts mehr Schlechtes. Aber er dachte auch, dass er alles besser wüsste. Besser wüsste, was ich brauche. Was besser ist für mein Leben."
Ashleys Vater war tot. Herzinfarkt.
„Dein Vater war streng. Aber er war nicht so kaltherzig wie meiner. Dem nichts wichtiger ist, als sein Gold.", presste sie schwer hervor.
Ashley runzelte die Stirn. „Aber was will er den? Du bist schon verheiratet. Er hat sein Gold bekommen." Astorias Herz zog sich schmerzhaft zusammen und als sich ihre Augen mit Tränen füllten, stellte Ashley ihr Glas weg und legte ihre Hände besorgt an Toris Oberarme. „Du meine Güte, Tori. Was ist denn?"
Sie schüttelte den Kopf. „Es ist nichts."
„Tori, ich bitte dich. Dich bedrückt doch etwas. Was ist den los? Du kannst es mir ruhig sagen."
Konnte sie das?

Sie sahen auf, als sie Schritte hörten und Astoria setzte ein gelassenes Gesicht auf, als Amber kam mit ihrer Tochter auf den Arm, die weinte.
„Wie ich sehe, schläft deine kleine Maus nicht.", sprach Ashley und Amber seufzte.
„Sie ist heute so aufgedreht. Hier." Bevor Astoria reagieren konnte, drückte Amber den wenigen Monate alten Säugling in Astorias Arme. Die Kleine hörte sofort auf zu Schreien und musterte sie mit ihren großen Kugelaugen, während Astoria sie etwas von sich weghielt. Unsicher und leicht verängstigt. „Das ist ein Baby. Kein Sack spinnen.", erklärte Amber. „Ashley pass auf, dass sie sie nicht fallen lässt. Ich mache das Fläschchen warm."
Ashley gluckste, während Amber das Wohnzimmer verließ und Astoria atmete stockend aus.
„So ist sie immer mit der Kleinen. Robustes kleines Ding."
Astoria setzte das Mädchen vorsichtig auf ihren Schoss, während sie den Rücken des Babys etwas stützte.

Es fühlte sich seltsam an, so ein kleines Wesen zu halten. Seltsam, aber schön.
„Willst du sie...", fing Astoria unsicher an und Ashley winkte mit der Hand ab.
„Oh nein. Sie schreit bei mir immer. Sie hasst mich."
Astoria sah wieder auf Ambers Kind. Sie hatte schon etwas Haar und ihre Augen wirkten blau-grau.
„Na du.", flüsterte sie fast ehrfürchtig und musste lächeln, als sich das Kind ihre Faust etwas in den Mund steckte. „Sie ist ein Goldstück."
„Sie ist ein Baby. Alle Babys sind schön anzusehen. Nun zumindest die meisten.", erwiderte die Rothaarige. Astoria musste noch mehr Lächeln, als die Kleine zu ihr aufsah und ebenfalls grinste. „Du meine Güte, die Kleine mag dich.", amüsierte sich Ashley und Astoria war es egal, dass sie sich lustig über sie machte. „Denken Draco und du schon über Kinder nach? Jetzt wo du offenbar verliebt in ihn bist?"
„Wir reden ab und zu darüber. Aber es gibt keine konkreten Pläne.", antwortete Astoria.
Es war gelogen. Sie hatte Pläne, aber es klappte offenbar nicht. Sie würde zum Heiler gehen und sich untersuchen lassen. Würde Gewissheit haben, wenn sie wieder in England war, ob irgendetwas mit ihr nicht stimmte.







Er fluchte auf, als er spürte, wie die Wunde über seiner Stirn heilte.
„Lassen Sie das. Mir geht es gut.", schimpfte er und der etwas ältere Heiler ließ von ihm ab, während Draco vor seinem Schreibtisch saß in seinem Büro in der Firma seines Vaters.
Sein Vater musterte ihn besorgt und ebenfalls Potter, der da war in seiner Funktion als Auror. Zu dritt waren sie hier aufgetaucht. Die anderen beiden Auroren hatten den älteren Herren, der sicher älter war als sein Vater selbst, in Gewahrsam genommen und ihn ins Ministerium gebracht. Der Mann der wie ein Verrückter plötzlich in Dracos Büro gestanden war und ihn angegriffen hatte.
„Du solltest das im Mungo untersuchen und dokumentieren lassen.", wies Potter ihn an und Dracos Augen richteten sich auf ihn gefährlich.
„So ein Unsinn. Es ist ein verdammter Kratzer."
„Es war ein Schneidefluch, Malfoy. Wenn er nicht so ein verdammt schlechter Schütze wäre, hätte er dich ernsthaft verletzten können.", erklärte Potter.

„Hat er aber nicht.", wehrte Draco ab. „Und mal ehrlich. Der Kerl wirkt eher verwirrt als gefährlich. Oder nicht?", fragte Draco gegen.
Es fehlte ihm noch, dass irgendwo in der Zeitung erschien, dass er angegriffen worden war in der Firma seiner Familie.
„Er ist gefährlich.", sprach sein Vater mit todernster Stimme. „Er bedroht die Familie schon seit einer Weile."
Draco sah seinen Vater fassungslos an. „Was?"
Er hatte keine Ahnung davon.
„Seit wann, Mr. Malfoy?", hakte sofort Potter nach und Lucius schien darüber nachzudenken.
„Das erste Mal nach den Verhandlungen und seitdem immer wieder ein paar Mal im Monat. Er schickt Briefe und Heuler mit Drohungen gegen meine Familie."
Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Er spürte so etwas wie Wut aufkeimen.
„Haben Sie die Briefe noch?"
Der Ältere schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe sie alle vernichtet. Ich... habe die Sache nicht ernst genommen. Was..." Er seufzte. „... nun, offenbar ein Fehler war."
Ja, offenbar.

Draco platzte „Du wirst bedroht und sagst nichts?" Sein Vater wandte sich ihm zu. „Bist du noch bei Sinnen? Was wenn er Astoria angegriffen hätte oder Mutter? Hast du daran schon einmal gedacht?"
Wie naiv war dieser Mann überhaupt, der sich sein Vater schimpfte. Zur Hölle nochmal.
„Die Drohungen richten sich immer nur gegen uns. Nicht gegen deine Mutter oder deine Frau. Denkst du wirklich, ich würde ihr Leben aufs Spiel setzen?", erwiderte sein Vater störrisch.
„Was will dieser Kerl überhaupt?", wollte Draco aufgebracht wissen.
Er hatte das Geschreie und Geschimpfe kaum verstanden.
„Rache.", atmete sein Vater schwer aus und sah zwischen Potter und ihm hin und her. „Er ist der Meinung, dass wir nicht gut genug bestraft worden sind."
Das verstand Draco nicht.
„Dieser Mann.", fing Potter an. „Ist Joshua Smith. Seine Familie wurde während des Krieges von Todessern ausgelöscht. Er ist bekannt dafür, dass er... nun, Todesser und Kriegsverbrecher anprangert in der Öffentlichkeit." Draco setzte sich langsam wieder. Potters Augen wanderten zu Lucius. „Aber er hat noch nie jemanden körperlich angegriffen."

Es war leise, bevor Draco seinen Vater ins Auge fasste. „Hast du etwas mit dem Tod seiner Familie zu tun?"
„Nein.", wehrte sein Vater ab.
„Hast du?!", fragte Draco schärfer und die Stimme seines Vaters war laut.
„Nein zum Teufel. Ich schwöre es."
Draco presste seine Lippen fest zusammen und Potter räusperte sich, was ihn wieder ansehen ließ.
„Du solltest ihn anzeigen."
Davon hielt Draco gar nichts.
„Nein."
„Draco...", fing sein Vater an. „Du solltest wirklich..."
„Ich sagte, nein.", unterbrach ihn Draco scharf. „Denkst du, ich will wieder in der Presse stehen. Den Namen wieder mit dieser verdammten Todessersache zusammen in jeder englischen Zeitung sehen?" Jetzt, wo Astorias Schulprojekt anlief und sie gerade positive Schlagzeilen in den Vereinigten Staaten machte. Nein, das würde er nicht zerstören. „Außerdem hat der Mann offensichtlich genug verloren."
Seine Familie. Wenn Draco sich vorstellte Astoria zu verlieren, wurde ihm ganz bang ums Herz.

„Du kannst nicht einfach nichts tun.", widersprach sein Vater.
„Doch das kann ich. Und kein Wort zu Mutter oder Astoria. Die beiden würden sich nur aufregen."
Potter schüttelte den Kopf. „Malfoy, ich halte das wirklich für eine bescheuerte Idee."
„Das ist mir egal. Es ist meine Entscheidung und ich werde diesen Mann nicht anzeigen."
„Er wird so oder so für einige Wochen ins Mungo eingeliefert und von uns verwahrt. Wir können das nicht einfach ignorieren.", erklärte Potter aufgebracht.
„Schön für euch. Ich werde ihn trotzdem nicht anzeigen.", antwortete Draco ausdruckslos, obwohl es ihm nicht gleichgültig war.
Potter seufzte. „Wie du meinst. Ich kann es dir vermutlich ohnehin nicht ausreden."
Nein konnte er nicht. Draco hatte seine Entscheidung getroffen.

Hass und Liebe nähren sich von LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt