Kapitel 14

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Astoria sollte sich freuen. Es wurde gebaut. Ihr gemeinsames Projekt mit Hermine wurde langsam zum Leben erweckt. Mit Draco lief auch alles gut und in einer Woche würde sie nach New York fliegen. Portschlüssel gab es leider nicht nach Amerika. Was wohl dem magischen Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika zu verdanken war. Ihre Ansichten waren zwar nicht mehr so mittelalterlich gegenüber Muggel, aber sie waren viel zu misstrauisch. Zumindest sah das Astoria so. Aber sie konnte sich nicht wirklich auf die Reise nach New York freuen, obwohl sie sich ansonsten immer darauf freute. Sie machte sich Gedanken. Gedanken über den Plan ihres Vaters und Maxwell. Sie ignorierte beide jetzt schon seit drei Wochen. Solange nahm sie auch den Verhütungstrank nicht mehr.

Ihr Kopf schmerzte leicht. Sie hatte es Draco nicht gesagt. Weder den perfiden Plan von Maxwell und ihren Vater, noch dass sie den Trank abgesetzt hatte. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob es die richtige Entscheidung war. Nun es hatte auch noch nichts gebracht. Sie war nicht schwanger. Sie hatte es heute überprüft. Überprüfte es fast jeden zweiten Tag. Die Dame in der Apotheke in der Winkelgasse hielt sie vermutlich schon für irre, weil sie diese Schnelltests regelmäßig besorgte. Aber sie war nicht schwanger und das obwohl sie weiterhin viel Sex mit ihrem Mann hatte. Was wen etwas nicht stimmte? Was wen mit ihr etwas nicht stimmte? Was wenn sie nicht schwanger werden konnte? Sollte sie vielleicht zum Heiler gehen? Sich untersuchen lassen? Vielleicht wäre es sinnvoll einen Termin nach ihrer Reise zu vereinbaren. Nur zur Sicherheit. Nur um... Gewissheit zu haben.

„Astoria?", riss eine bekannte Stimme sie aus ihren Gedanken und Hermine blickte sie fragend an. Sie waren in Astorias Büro und blätterten Kataloge durch für die Einrichtung und das obwohl jetzt erst gebaut wurde. Es würde sicherlich noch ein Jahr dauern bis sie mit dem Einrichten anfangen konnten. „Ist alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend?"
Astoria lächelte und winkte mit der Hand ab. „Es ist alles gut. Ich habe nur... über etwas nachgedacht."
Hermine wirkte nicht überzeugt. „Bist du sicher?"
„Ja.", log Astoria authentisch. „Ich denke nur nach, was ich zu dem Ball anziehen soll, den meine Mutter organisiert."
Hermine seufzte auf. „Willkommen im Club."
Sie blickte die Ältere an. „Du wirst auch dort hingehen?"
„Wir... wir wurden schon öfters eingeladen. Aber ich fürchte immer die Presse. Im Gegensatz zu Ron. Er... er genießt das.", erklärte Hermine und schien leicht rot zu werden. „Und... nun ja... es werden alle wichtige Leute dort sein und deshalb werden wir dieses Mal auch hingehen."

Astoria grinste: „Warum fürchtest du die Presse? Du siehst toll aus. Du bist eine Kriegsheldin und gehörst zu dem goldenen Trio. Die lieben dich."
„Ja, das schon. Aber ich weiß immer nicht was ich bei solchen Festen anziehen soll. Vor einigen Jahren wurde mein Kleid regelrecht zerrissen von der Presse." Tori nickte verstehend. Sie kannte das nur zu gut. „Und deshalb bin ich eigentlich nicht scharf auf den Ball.", fügte Hermine hinzu.
„Also wenn es darum geht, kann ich dir sicherlich helfen. Ich kenne eine Menge Designer die dir sicherlich Kleider umsonst geben, nur damit du darin fotografiert wirst."
Hermine blinzelte erstaunt. „Ich... nein das könnte ich nicht annehmen."
„Hermine..."
„Nein. Nein das will ich nicht."
Astoria rollte vielsagend mit den Augen. „Gut, dann lass mich dir anders helfen."
Hermine sah sie misstrauisch an. „Mir gefällt das nicht, wie du das sagst."
Astoria lachte leise und stand auf. „Komm mit. Suchen wir dir ein Kleid aus."

Weasley folgte ihr zögerlich zu den Aufzügen und wurde noch skeptischer, als sie ins Untergeschoss fuhren.
„Wo gehen wir hin?"
Astoria sah sie nur kurz an. „In den Fundus."
„Fundus?", wiederholte sie und folgte Astoria, als sie aus dem Aufzug trat und ihr folgte.
Astoria öffnete die große Flügeltür und trat ein.
„Ja, Fundus.", bestätigte sie und Hermine keuchte auf, als sie Licht machte und zahlreiche Gänge mit Regalen sich erstreckten.
„Was ist das?"
Astoria schloss die Tür hinter ihnen. „Der Fundus. Hier landet alles, was nach einem Shooting nicht mehr gebraucht wird oder wir geschenkt bekommen von Designern und Herstellern." Hermine schüttelte fassungslos den Kopf und Astoria griff nach ihrer Hand. „Komm schon. Suchen wir für dich ein Kleid. Hier kannst du gedankenlos eins nehmen. Ansonsten verstaubt es nur. Lass uns dich auf stylen."

Es dauerte fast eine Stunde, bevor Hermine in das erste Kleid stieg. Ein dunkelgrünes Kleid, das farblich schön aussah, aber nicht wirklich passte. Es war zu eng. Das rote Kleid war eindeutig zu aufreizend und das vorletzte Abendkleid in Rose stand Hermine wunderbar, aber die Farbe machte sie blass. Nun probierte sie ein dunkelblaues Kleid und Astoria sah nach den passenden Schuhen.
„Ich weiß nicht, Astoria. Ist das wirklich in Ordnung?", hörte sie Hermine Fragen, die sich in einer Kabine umzog, die dazu diente, damit sich Models umziehen konnten.
„Wenn ich sage, dass es in Ordnung ist, ist es in Ordnung. Brauchst du Hilfe?"
„Nein... ich denke nicht."
Astoria griff nach schwarzen High Heels und trat vor die Kabine.
„Komm schon raus. Ich will sehen, ob es passt."
Hermine zog den Vorhang zur Seite und Astoria lächelte.
„Was?", fragte die Ältere leicht aufgebracht.
„Du siehst unglaublich aus."
„Hör auf.", wehrte Hermine ab und Astoria nahm sie bei der Hand und zog sie vor die Spiegelwand. Hermines braunen Augen wurden groß. „Verdammt..."
Astoria lachte. „Siehst du. Du siehst unglaublich aus."

Das Kleid lang eng an ihren Oberkörper und hielt über den bestickten Nackenträger. Es wirkte schlicht und doch sehr edel. Es stand Hermine perfekt. Astoria stellte ihr die Schuhe vor die Füße.
„Zieh die hier an.", wies sie Hermine an und sah sich bereits um. „Wir brauchen nur noch die richtigen Accessoires."
Sie schritt die Regale entlang.
„Astoria, denkst du nicht, dass das hier zu viel wird?"
„Unsinn.", murmelte sie knapp und griff nach einer silberne Clutche und einem Samtkästchen mit Schmuck. Astoria drückte Hermine die Tasche in die Hand, als sie wieder bei ihr ankam. „Halte mal."
Sie tat es und Astoria öffnete die Schatulle und griff nach dem Collier. Hermines Stimme war schrill.
„Du meine Güte. Sind die echt?"
Astoria schmunzelte. „Sie sehen echt aus, aber nein. Denkst du wir lassen Diamantencolliers einfach hier herumliegen?"
Sie legte Hermine die Kette um und schloss sie. Ihre Fingerspitzen fuhren darüber.
„Sie sehen aus wie echt."
Nun das sollten sie wohl auch. Täuschend echt.

Sie nahm Hermine die Tasche ab und reichte ihr schlichte dazugehörige Ohrenstecker, die sie ansteckte, während Astoria sie umrundete.
„Du solltest die Haare hochstecken lassen."
Hermine wandte sich zu ihr. „Ich... ich kann das nicht annehmen."
„Natürlich kannst du.", erwiderte sie hartnäckig und legte ihr die Hände auf die Schultern, um sie zum Spiegel zu drehen. „Du siehst unglaublich aus. Wenn du so dort auftauchst, wirst du in jeder Zeitschrift landen und ich wette mit dir, danach bekommst du Angebote, Kleider von Designer zu tragen, per Post zugeschickt."
„Du bist irre."
Sie grinste breit. „Danke, das weiß ich."
Sie keuchte auf, als ihr Hermine kurz um den Hals fiel und sich dann wieder im Spiegel bewunderte.
„Das Kleid ist unglaublich. Es sieht so... schön aus."

Hermines braunen Augen wanderten zu dem grünen Kleid.
„Ginny würde das grüne Kleid nehmen."
„Warum?", hakte Astoria nach.
„Weil es von dieser Christie Moore ist. Es ist ihre Lieblingsdesignerin."
„Du kennst Christie Moore?", hakte Astoria amüsiert nach und Hermine schmunzelte.
„Nein. Ich kenne den Namen nur, weil Ginny andauernd von ihr spricht."
Astoria nahm das Kleid und steckte es in eine Schutzhülle. „Dann nimm es für Mrs. Potter mit. Weil vielleicht ihr das Kleid passt und wenn nicht, soll sie sich melden. Ich kenne eine Schneiderin, die kann es ändern."
„Astoria..."
Sie unterbrach sie scharf. „Und wenn du jetzt noch einmal sagst, du kannst das nicht annehmen, dann muss ich dich vermutlich umbringen. Und dann würden wir eine Kettenreaktion auslösen, weil dann dein Mann mich umbringt und mein Mann deinen umbringt."
Sie lachten beide.
„Gut. Dann vielen lieben Dank, Astoria. Du bist die Beste."







Sie würde wegfahren und das in wenigen Tagen. Weswegen er nicht wirklich begeistert war heute hier zu sein bei Blaise. Er hatte gute Karten und konnte sich darauf nicht konzentrieren. Sie würde nicht da sein und obwohl es nur ein paar Tage waren, konnte Draco es jetzt schon nicht leiden. Und er machte sich Sorgen. Sie benahm sich seltsam. Er konnte nicht wirklich sagen wieso, aber es... fühlte sich einfach so an. Sie wirkte irgendwie... in sich gekehrt. Er fragte sich ob irgendetwas passiert war, aber danach sah es nicht aus. Ihr Schulprojekt mit Granger, alias Mrs. Weasley, lief gut. Der Bau ging voran und wenn alles gut lief, würde man in einem Jahr die Schule ausstatten und beziehen können. Ihre Arbeit lief auch gut, sie bereitet sich auf die Reise nach New York vor und schien sich darüber zu freuen, ihre alten Freunde wieder zu sehen.

Die Ehe lief unübertrefflich. Sie vertrugen sich und der Sex war wie immer ausgezeichnet. Es lief wunderbar und doch spürte er einfach, dass irgendetwas nicht stimmte. Er fuhr sich über die Stirn. Ob es wirklich am Stress lag, wie sie zurzeit vorschob? Er kaufte es ihr nicht ab.
„Draco.", ertönte Blaise Stimme und Draco sah auf. „Gehst du mit oder nicht?"
Er legte nach. Natürlich ging er mit. Nott stieg fluchend aus und Draco sah sich um.
„Wo bleibt dein neuer bester Freund?", hakte Draco kühl nach.
Blaise gluckste. „Mein neuer bester Freund?"
Ja, sein neuer bester Freund. Draco war nicht dumm.
„Jeder weiß doch, dass du und Carter ständig abhängt."
Jeder wusste darüber Bescheid.
„Im Gegensatz zu dir, hat Maxwell Zeit und hängt nicht ständig mit seiner Frau rum."
Goyle lachte leise. „Was wohl logisch ist, wenn er keine Frau hat."
Was ihn nicht hinderte offenbar Dracos Frau Briefe zu schreiben. Er hatte zwei weitere Briefe geschickt mit der Bitte um ein Treffen. Draco hatte sie vernichtet. Wer wusste schon, wie viele von diesen Dingern noch angekommen waren?

War das die Lösung? Hatte Maxwell-Schleimbeutel damit was zu tun? Aber was hatte er mit Astoria zu tun? Sie schien den Kerl genauso wenig zu leiden wie er selbst.
„Nun vielleicht hat Astoria zu Hause die Hosen an.", lachte Flint und Dracos Augen verengten sich.
„Im Gegensatz zu dir, Arschloch, teilt meine Frau sich gerne mit mir unser Bett."
Flint schnaubte, während die anderen lachten. Blaise nippte an seinem Glas.
„Er trifft sich mit einer alten Freundin." Draco sah Blaise an. „Max, meine ich.", fügte dieser hinzu. „Zumindest hat er das heute gesagt, als er abgesagt hat. Dass er sich mit einer alten Freundin treffen möchte, um etwas zu klären."
Draco horchte auf. Einer alten Freundin? Astoria war eine alte Freundin und Maxwell versuchte seit Tagen sich mit ihr zu verabreden. Was wenn sie sich gerade trafen, während er hier saß? Als wäre er der letzte Vollidiot.

Er schmiss seine Karten auf den Tisch.
„Ich bin raus.", verkündete er und stand auf.
„Was?", brach Blaise verwirrt hervor und sah zu ihm hoch. „Was soll das?" Blaise griff nach seinen Karten. „Ist das ein Witz?", hörte Draco ihn fragen, als er das Zimmer verließ. Er ging zielsicher auf den Kamin zu und wandte sich um, als Blaise seinen Namen aussprach und ihm offenbar folgte. „Wo willst du hin? Du hättest gewinnen können."
Ja vermutlich.
„Ich gehe nachhause."
„Wieso?", fragte Blaise aufgebracht.
„Darum.", sagte Draco entschieden und griff nach Flohpulver.
Er hatte keine Lust Blaise irgendetwas zu erklären. Er trat in sein Arbeitszimmer und blieb verwundert stehen, als Astoria auf dem Teppich saß und zu ihm aufsah.
„Du bist schon hier?", fragte sie und er sah irritiert auf den Boden.
Zahlreiche Blätter und Pläne schienen dort vor ihr zu liegen, während sie im Schneidersitz am Teppich saß.
„Ja.", sagte er ruhig und zog seine Schuhe aus.
Sie war hier und das offenbar die ganze Zeit.
„War es nicht lustig bei Blaise?"

Er ließ sich neben sie fallen.
„Nein. Eher langweilig.", log er und küsste sie kurz auf den Mund. Sie war da. Bei ihm. Nein, in ihrem gemeinsamen Zuhause. Er war ein Idiot. Wie konnte er glauben, dass Astoria sich hinter seinem Rücken mit diesem Bastard traf? „Was tust du da?", fragte er interessiert und sie griff nach einem Plan.
„Ich mache mir ein paar Skizzen, wie die Grünanlagen auf dem Gelände aussehen sollen. Schau."
Sie reichte ihm zwei Blätter. Man sah, wie das Gebäude von außen aussehen würde.
„Ich mag diese modernen Elemente mit dem altem Ziegelwerk.", sprach er.
„Wir wollen es einfach halten. Auch im Garten. Aber schön soll es trotzdem werden.", erklärte sie und er schmunzelte.
„Du wirst noch einen zweiten Karriereweg einschlagen. Das sehe ich schon kommen."
Sie stieß ihn leicht in die Rippen und schüttelte den Kopf. „Ach Unsinn. Ich habe ohnehin viel zu wenig Zeit."
Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und er musterte die Skizzen wieder, bevor er diese senkte.
„Musst du wirklich nach New York?"
„Es sind nur vier Tage, Draco.", sagte sie sanft und er atmete schwer aus.
„Ich weiß."
Es würde ihm trotzdem wie eine halbe Ewigkeit vorkommen.

Hass und Liebe nähren sich von LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt