Kapitel 12

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Er ging die Treppe nach oben in den ersten Stock. Eines der Hausmädchen hatte gesagt, dass Astoria schon da war und das seit gut zwei Stunden. Er war so in seiner Arbeit vertieft gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass sie nachhause gekommen war. Nun es war Nachmittag. Normalerweise kam sie am Abend nachhause während der Woche oder sogar noch später. Sie musste offensichtlich früher gegangen sein, um ihre Eltern zu besuchen. Zumindest war das heute ihr Plan gewesen. Außer sie war nicht bei ihnen gewesen. Er war sich sicher, dass sie dagewesen war. Sie würde es nicht riskieren, dass ihre Mutter hier auftauchte.
„Astoria?", fragte er und klopfte an ihre Zimmertür nur kurz, bevor er eintrat. „Tori?", fragte er verwundert, als er sitzend auf ihren Sessel saß. Sie war blass und ihre Augen gerötet. Sie hatte offenbar geweint. Sie trug einen Bademantel. Hatte sie geduscht? Ihre Haare sahen danach aus. „Geht es dir nicht gut?", fragte er besorgt und ging vor ihr in die Hocke.

Sie atmete tief ein und aus und schien nach Worten zu suchen.
„Hey.", sagte er bedachtsam und strich ihr sanft über die Wange. „Was ist los?" Sie sagte nichts, senkte nur die Lider. „Ist etwas passiert?" Er umfasste ihr Gesicht, als neue Tränen über ihre Wangen rollten. „Tori, sag mir was los ist? Was ist mit dir?" Er kippte fast um, als sie sich in seine Arme warf. Sie zitterte unter ihren Schluchzern und er schloss vorsichtig seine Arme um sie fester. „Tori....", murmelte er. Sie machte ihm regelrecht Angst. „Was ist denn?" Sie sagte nichts und er stand auf und hob sie dabei vorsichtig hoch, nur um sie auf ihrem Bett runter zu lassen. Sie wischte sich energisch über ihre Wangen und er setzte sich neben sie und musterte sie aufmerksam. Was war passiert?
Er hatte sie noch nie so erlebt. Niemals. Was war denn nur los?

„Es ist nichts.", sprach sie schwer und er zog seine Brauen nach oben.
Es ist nichts? War das ihr verdammter ernst? Sie sah aus, als hätte sie gerade erfahren, dass sie sterben muss. Er strich ihr über den Rücken.
„Astoria, du kannst mit mir über alles reden."
Er sah erneut neue Tränen und sie legte ihre Hand kurz auf ihre Augen und atmete tief ein uns aus.
„Es war nur... ein anstrengender Tag." Er glaubte ihr nicht. Kein einziges Wort. Nie und nimmer. Sie atmete erneut tief ein und aus. „Es geht gleich wieder."
Er strich ihr wieder über den Rücken. „Soll ich dir etwas zum Essen machen lassen? Oder Tee?"
Irgendetwas, damit sie sich nicht nur beruhigt, sondern rausrückte was passiert war.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Nein ich glaube, ich lege mich hin. Ich habe das Gefühl mein Kopf platzt gleich."
„Warte.", warf er ein und stand auf.
Dagegen hatte er etwas. Er ging in sein Zimmer und holte das Fläschchen mit den gelben Kügelchen. Sie sah ihm dabei zu, als er wieder zu ihr kam, wie er es öffnete und nach ihrer Hand griff. Er ließ drei Kügelchen auf ihre Handfläche fallen.
„Einfach zergehen lassen im Mund. Dann hört der Schmerz auf und du kannst besser einschlafen.

Sie tat es und rutschte auf ihr Bett. Er zog die Decke zurück, nur um sie über sie zulegen und beugte sich dann leicht über sie, während sie seitlich dalag und ihr Kissen fester umklammerte.
„Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?"
Sie lächelte milde und in ihren Augen lag etwas... Verletzliches.
„Ja. Ich denke, es wird mir besser gehen, wenn ich geschlafen habe."
Das hoffte er. Er küsste sie sanft auf den Mund und strich ihr zärtlich ein paar Strähnen hinters Ohr. Er würde sie nicht drängen, das würde absolut nichts bringen. Das wusste er genau. Er stand auf und zog die Vorhänge zu. Als er gehen wollte, sprach sie seinen Namen aus und er trat wieder ans Bett.
„Kannst du noch ein wenig hierbleiben? Nur bis ich eingeschlafen bin?", fragte sie fast kindlich. Er nickte verwundert und setzte sich wieder auf den Rand des Bettes.
„Danke.", murmelte sie und griff nach seiner Hand.
Er drückte ihre Finger leicht. „Schon gut.", antwortete er sanft und strich mit seinem Daumen über ihren Handrücken.

Es dauerte nicht einmal fünf Minuten, bis sie schlief und doch er blieb er fast zwanzig Minuten bei ihr sitzen. Was war nur geschehen? Er hatte sie oft emotional erlebt. Überdreht. Verärgert und tobend vor Wut. Auch verletzt und beleidigt. Aber niemals so wie heute. Er dachte darüber auch noch im Arbeitszimmer nach. Er hatte es aufgegeben seine Unterlagen fertig durchzuarbeiten. Seine Gedanken kreisten um seine aufgebrachte Frau. Er nippte an dem Kristallglas mit der goldenen Flüssigkeit darin. Was war nur los gewesen? Ein anstrengender Tag? Er hatte schon Arbeitstage von ihr erlebt, an denen sie beinahe durchgearbeitet hatte und nur nachhause gekommen war, um sich umzuziehen und frisch zu machen. Er kaufte ihr diese Ausrede nicht ab. Er blickte auf, als sich die Flammen verfärbten und senkte das Glas, als Elizabeth Greengrass Kopf erschien.
„Hallo?", fragte sie deutlich und Draco näherte sich dem Kamin. „Oh Draco.", sagte sie freundlich, als sie ihn entdeckte. „Ist Astoria zu sprechen?"

„Nein.", antwortete er gelassen. „Sie hat sich gerade hingelegt."
„Am Nachmittag?", fragte Astorias Mutter pikiert und Draco zuckte die Schultern.
„Sie fühlt sich nicht gut. Ich schätze Migräne."
Gelogen. Es war wohl besser so. Das letzte was er brauchen konnte war jetzt eine aufgebrachte Elizabeth Greengrass hier in seinem Haus und Astoria brauchte ihre Mutter noch weniger. Die Ältere schnalzte mit der Zunge.
„Das kommt nur von dieser Streiterei. Sag ihr bitte, dass ich es ungeheuerlich finde, dass sie einfach gegangen ist, ohne mich zu begrüßen, geschweige zu verabschieden."
„Streiterei?", hakte er irritiert nach und fügte hinzu. „Sie war also heute bei euch?"
„Natürlich war sie das und dann hat sie sich mit ihrem Vater in die Haare bekommen. Wie üblich.", erwiderte sie augenrollend.
„Um was ging es den in dem Streit?"
„Eine Banalität. Völlig Sinnlos. Aber Astoria war schon immer über dramatisch."

Über dramatisch? Astoria war vielleicht immer gleich Feuer und Flamme für etwas. Sie war stur und dickköpfig, aber mit Sicherheit nicht über dramatisch. Elizabeth seufzte.
„Wie soll dieser Ball reibungslos stattfinden, wenn sie schon wieder so ein Theater macht? Und es ist so wenig Zeit. Ich wollte doch mit ihr unbedingt ihre Garderobe besprechen."
Draco rollte mit den Augen. „Elizabeth, ich bin mir sicher, dass Astoria ein passendes Kleid anziehen wird und ich auch nicht wie der letzte Penner auftauchen werde."
Astoria war immer gut gekleidet. Astorias Mutter lachte gekünstelt.
„Du bist immer so witzig, Draco." Das wäre ihm neu. „Na schön. Dann richte Astoria gute Besserung aus, ich werde mich die Tage nochmals melden. Guten Abend, Draco."
Und bevor er noch etwas erwidern konnte, war sie verschwunden, seine Schwiegermutter.

Er trank erneut aus seinem Glas und ging gemächlich hinüber zum Schreibtisch. Edward und Astoria hatten also gestritten. Aber war das Grund genug, dass Astoria verheult in ihrem Zimmer hockte? Astoria und ihr Vater stritten oft. Sie waren eigentlich nie gleicher Meinung. Das größte Streitthema waren wohl die Geschäfte von Mr. Greengrass. Er verspekulierte Unmengen an Gold und ließ sich nicht einmal von Draco unter die Arme greifen, obwohl er eine Ahnung von der Materie hatte. Draco konnte es egal sein und eigentlich auch Mr. Greengrass. Hatte er doch alleine wegen der Hochzeit von Astoria und Draco ein Vermögen bekommen, das ihn wahrlich bis ans Lebensende reichen würde. Selbst wenn Edward Greengrass es mit beiden Händen zum Fenster hinauswarf. Und das trotz der Tatsache, dass nach der Zahlung des Brautpreises erst ein Berg von Schulden getilgt worden war.

Ja, Edward Greengrass hatte mit seinen seltsamen Geschäften und Investments dafür gesorgt, dass die Familie vor Astorias Hochzeit vor dem finanziellen Ruin stand. Draco hatte das erst von seinem Vater erfahren, als er die Verträge unterzeichnet hatte und mit Lucius über die lächerlich hohe Summe gestritten hatte. Viel zu viel seiner Meinung nach. Er fühlte sich plötzlich schlecht, wenn er daran dachte, dass er zu seinem Vater gesagt hatte, dass Astoria Greengrass auf gar keinen Fall so viel Gold wert sei. Er war ein Idiot. Sie war unbezahlbar. Aber das spielte momentan keine Rolle. Weswegen hatten sie gestritten und warum war Astoria deshalb so am Boden zerstört? Er setzte sich an seinen Schreibtisch und leerte sein Glas. Er wandte sich dem Fenster zu mit dem ledrigen Bürostuhl als es draußen grollte. Der Himmle zog zu und kaum einen Wimpernschlag später begann es zu regnen. Wunderbar. Passend zur Stimmung, dachte er bitter.

Als er das Glas geleert hatte, packte er seine Unterlagen weg und begann mit der Post. Das war etwas triviales, was auch so erledigt werden konnte. Meistens zumindest. Die meisten Briefe waren Rechnungen oder Einladungen. Rechnungen, für die Draco Zahlungsanweisungen ausstellte für Gringrotts. Einladungen zu Dinners, Tees oder irgendwelchen anderen Festen, die er ohnehin erst mit Astoria besprechen musste. Sie tauchten immer zu zweit auf und gaben das perfekte Paar ab. Was sie nicht wirklich waren. Oder doch? In letzter Zeit war er der Meinung gewesen, dass sie das gut hingebracht hatten und nun sprach Astoria nicht das aus, was sie wirklich umtrieb. Was wiederum dafür sorgte, dass Draco umgetrieben wurde von seinen Gedanken. Ob es etwas Schlimmes war? Er wandte den Kopf, als es am Fenster klackerte und erkannte eine Waldohreule. Eine, die er noch nie gesehen hatte.

Er öffnete das Fenster und die Eule flog herein. Draco fluchte auf, als das Federvieh sich auf den Schreibtisch niederließ und sich schüttelte. Einige Briefe bekamen Wasserflecken. Sie streckte ihr Bein ihm entgegen und er nahm ihr den Brief ab, nur damit der Vogel sofort wieder aus dem Fenster flatterte.
„Scheiß Ding.", schimpfte er und schloss das Fenster wieder, bevor er sich wieder setzte.
Er griff nach dem Brief und hielt inne. Auf den Brief stand mit schwarzer Tinte geschrieben: An Astoria. Und in der Ecke gut lesbar: Maxwell Carter. Draco stand auf und tigerte unruhig umher. Maxwell schrieb Astoria Briefe. Seit wann? Er sollte ihn weglegen, dachte er und blieb vor dem Kamin stehen. Er wandte den Brief, nur um das Siegel der Familie Carter in dunkelblau zu sehen. Ein rundes Siegel mit zwei Löwen, die sich gegenüber standen auf ihren Hinterbeinen und in der Mitte ein geschwungenes C.

Dracos Kiefer spannte sich an und bevor er wusste, was er tat, brach er das Siegel und entfaltete den Brief. Ein Brief, der eindeutig kein Brief war. Es war ein Satz.
Astoria, ich muss dich sehen und mit dir sprechen, dringend. Maxwell.
Dracos Finger umklammerten den Brief fester. Warum musste er sich mit Astoria treffen und war Draco nicht deutlich genug gewesen, das er nicht wollte, dass sie Kontakt hatte? Er hasste diesen Kerl. Traf sie sich mit ihm? Hatte sie das schon öfters getan, ohne dass er es mitbekommen hatte? Nein. Nein auf gar keinen Fall. Oder? Die letzten Tage hatten sie ständig ihre freie Zeit gemeinsam verbracht. Was musste dieses Arschloch mit Astoria, seiner Frau, besprechen?

„Was tust du da?", fragte ihre Stimme sanft und Draco wandte überrascht den Kopf.
Sie stand in der Tür. Ihre Haare offen. Der Bademantel geöffnet und darunter offenbar ein etwas längeres weißes Nachthemd, dass viel zu sehr von ihrer schönen Figur zeigte. Er zerknüllte den Brief.
„Ich habe mich verschrieben.", erwiderte er und schmiss den Brief in die Flammen.
Sie lächelte schief. „Du verschreibst dich? Darf ich das rot markieren im Kalender?"
Er konnte nicht anders, er musste grinsen, bevor sein Blick besorgt wurde und sie die Tür hinter sich schloss.
„Was tust du hier?"
Sie fuhr sich durch ihre Haare. Er mochte es wenn sie offen waren. Wenn er seine Finger darin vergraben konnte. Sie roch immer so himmlisch gut.
„Ich konnte nicht schlafen und du warst nicht im Bett.", erklärte sie. Sie war also in seinem Schlafzimmer gewesen?
„Hast du schlecht geträumt?", fragte er besorgt und sie schüttelte stumm den Kopf. „Hast du mich vermisst?", fragte er amüsierter nach und sie boxte ihn, als sie bei ihm war.
„Hör auf mich zu ärgern. Mir geht es nicht gut."

Ja und Draco würde gerne wissen wieso. Was wenn nicht ihr Vater etwas damit zu tun hatte, sondern Maxwell? Sie streckte sich ein wenig und küsste ihn sanft. Merlin, sie war wunderbar. Er teilte ihre Lippen mit seinen und sein Verstand schaltete sich langsam ab. Vergessen war, dass Astoria vorhin ein Häufchen Elend war. Dass ihre Mutter erzählt hatte, dass sie gestritten hatte mit ihrem Vater oder der dämliche Brief von Maxwell Carter, der inzwischen nur noch verdammte Asche war. Er gab einen Dreck auf Maxwell. Schwachsinn, auf die gesamte fucking Welt. Sie war seine Frau. Die Frau die er begehrte und Punkt. Niemand würde ihm das Kaputtmachen oder wegnehmen. Er war Draco Malfoy verdammt nochmal.

Er vergrub seine Finger in ihren Haaren und sie keuchte auf, als er sie fest gegen sich presste. Er schob sie Richtung Schreibtisch, während er ihren Bademantel abstreifte. Den Schreibtisch, den sie damals in ihrer dritten Woche ihrer Ehe schon eingeweiht hatten. Er konnte sich noch gut an dieser Nacht erinnern. Er hob sie mit Leichtigkeit hoch, während er gleichzeitig den Tisch abräumte und sie ihm dabei half. Verdammt, seine Erektion pochte hart. Sie löste sich von ihm und öffnete seine Hose, während seine Finger ungeduldig das Nachthemd nach oben zerrten und er den simplen schwarzen Slip zerriss. Er half ihr wieder bei seinem Hemd, während seine Hose samt seinen Shorts in seine Kniekehlen rutschte. Zum Teufel, er würde die gesamte Welt vernichten, wenn das bedeuten würde, dass er nur so sie behalten konnte.

Er küsste wieder ihre roten Lippen und sie beide stöhnten gedämpft auf, als er nach vorne stieß in ihre Hitze. Verflucht, sie war so feucht, dass es schon wieder verboten gehörte. Ihre Finger krallten sich in seine Schultern, als er sich zurückzog, nur um härter in sie zu stoßen, während er sie fester gegen sich presste. Er riss sich von ihrem wunderbaren Mund los und schmiss sie regelrecht um, auf dem riesigen Schreibtisch. Seine Lippen legten sich auf ihre Brustwarzen, als er den Stoff etwas nach unten zog und damit ihre Brüste freigab. Ihre perfekten Brüste. Merlin, sie war ein verdammter Traum. Ihre Finger krallten sich in seine Haare und sie zog ihn wieder zu sich, um ihn zu küssen, während ihre Beine sich fest um seine Hüfte schlangen. Er hatte einen Augenblick lang Angst ihr wehzutun, während er sie auf dem Schreibtisch fickte. Der angenehmste Ort war es womöglich nicht. Aber das war ihm in dem Moment egal.

Es war ein berauschendes Gefühl, während er immer wieder in sie glitt und sie sich seinem Rhythmus anpasste. Nein, er würde sich das definitiv nicht wegnehmen lassen. Er spürte, dass er kam, weshalb er sie noch inniger küsste und sich fester an sie drückte. Sie sprangen beide gleichzeitig über die Klippe. Er pinnte sie regelrecht fest zwischen sich und dem Schreibtisch, als er kam und sich heiß in ihr ergoss. Sie beide atmeten schwer und als er spürte, dass ihre Beine lockerer wurden und die Welle des Wohlseins langsam abebbte, zog er sich aus ihr zurück, nur um nach ihren Armen zu greifen und sie hochzuziehen in eine sitzende Position. Ihre Wangen glühten. Ihre Augen wirkten dunkel und ihre süßen roten Lippen wirkten wund. Sie wirkte in dem Moment einfach nur anziehend und vollkommen. Ganz sanft verschloss er ihre Lippen erneut, während er ihr Gesicht umfasste und liebkoste kurz ihre Stirn, als er ihren Mund wieder freigab. Dann zog er seine Hose hoch, verschloss sie und Astoria schnappte nach Luft, als er sie mit Leichtigkeit hochhob, um sie nach oben zu tragen. Sie war seine Frau. Seine Zukunft. Scheiß auf Maxwell und den Rest der Welt.

Hass und Liebe nähren sich von LeidenschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt