Kapitel 28

1.1K 62 0
                                    

Umwege

/Ich muss stark sein, ich darf jetzt nicht aufgeben! /

Mit neuem Mut richtete er sich auf und nahm Levi hoch, spannte seine Arme an und sah Levi nochmals an.

"Alles wird gut...", flüsterte er behutsam und machte sich auf den Weg.
Er hatte keine Ahnung wo es lang ging, doch aufgeben kam ihm nicht in den Sinn, ganz bestimmt nicht. Er wollte kämpfen, schließlich schwebte Levi in Gefahr. Würde ihm ernsthaft etwas zustoßen, könnte Eren sich das nie verzeihen. Mühevoll stapfte er durch das Gestrüpp und kämpfte sich immer weiter durch den Wald. Es wurde bereits dunkel und Eren fluchte innerlich schon. Stunden hatte er sich die Füße abgelaufen und novh immer keinen Ausweg gefunden. Doch das war nicht die Hauptsorge. Ihm war klar, das irgendetwas nicht mit Levi nicht stimmen konnte. Er war erschöpft und entschloss sich, einen kurze Pause einzulegen. Mit letzter Kraft stützte er seinen kleinen Partner vorsichtig an sich ab und nahm ihn fest in den Arm, um sich mit ihm zu Boden zu begeben. Als auch er sich gesetzt hatte und mit dem Rücken an einem Baumstamm lehnte, streichte er Levi besorgt über die Schulter.

/Was ist nur mit dir? /

Dass er sich große Sorgen machte war keine Frage, doch desto länger er ausharren musste, desto bewusster wurde ihm, dass es ihn unter Stress setzte.
Dieser Stress war alles andere als entlastend und machte ihm zusätzlich zu schaffen.
Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte er seinen Schmerz zu unterdrücken, schluchzte einmal und entschloss sich dazu, Levi genauer unter die Lupe zu nehmen. Auf die Unterlippe beißend hielt er die Luft an, um sich selbst zu beruhigen. Vorsichtig lehnte er sich näher an den Schwarzschopf und zog etwas nervös  das Shirt ein Stück hoch. Sein muskulöser Bauch war mit Schürfwunden und Schnitten überseht. Der Anblick tat Eren weh.  Levi war noch immer nicht aufgewacht, sein Herzschlag war recht langsam, wie Eren ermittelte.
Die Sorgen, dass er es vielleicht nicht schaffen konnte, stiegen immer weiter.

/Verdammt! Wie zur Hölle kommen wir aus diesem Wald?! Du darfst nicht draufgehen! Das lasse ich nicht zu Levi, halt durch! /

Verzweifelt von allem begann Eren erste Hilfe Maßnahmen zu ergreifen. Er hatte keine Ahnung was nun noch sinnvoll war und was nicht, doch er versuchte sich daran, die Situation zu ändern - somit auch Levi's Zustand. Mit einigen Anstrengungen schaffte er es Levi in die Seitenlage zu bringen und zu stabilisieren.

/Wie auch immer das helfen soll... Ach scheiße! /

Er krallte sich nachdenklich durch die Haare. Bald war er mit seiner Selbstbeherrschung dahin. All das konnte ja nicht wagr sein! War er etwa verflucht? Womit hatte er das nur verdient?

"Hilfe!", rief er nochmals laut, doch nichts, niemand, reine Leere um sie herum.

"So Bitte!", flehte er erneut, doch nichts als Stille und das Geräusch von Tieren hallte zu seinen Ohren zurück.
Was hatte er sich auch erhofft?
Einige Vögel zwitscherten noch immer, Tiere in der Ferne, die so unantastbar wirkten, ein Rascheln. Eren durchzog eine Gänsehaut. Seine Nackenhaare stellten sich auf und hektisch sah er sich um.
Ein Stock!
Ein Stock?
Ein Stock, so spitz, dass er abgebrochen oder gar abgenagt worden war. Ein Stock, der ihm gerade recht kam und neben einem Baum lag.
Ein Stock halt. Ein Stock der Natur.
Zügig sprang er auf und krallte sich diesen Stock, die perfekte Waffe!

/Hätte schlimmer kommen können... Oder?/

Rasch drehte er sich um und hielt seine unfassbare Waffe mit zitternden Händen. Erneut pochte das linke Handgelenk, doch er versuchte den Schmerz zu unterdrücken.
Er machte keinen Mucks. Das Einzige, was er tat, war dastehen und abwarten. Abwarten auf das, was wohl sehr bald auf ihn zukommen würde.

Stille.

Ein eisiger Windzug machte sich breit, keiner regte sich. Es war, als wären sie gefesselt, als sei die Welt stehen geblieben - unantastbar und dennoch da.
Unsicher sah Eren zwischen dem Gestrüpp her, seine Stirn legte sich bereits in Falten, doch er erkannte nichts. Es war bloßes Gestrüpp. So üblich, dass es den Anschein machte, als sei nichts. Doch man konnte sich irren, wo war es nur? Vorallem, was war es? Die Frage ließ sich durch bloßes Herumstehen wohl nicht beantworten.
Welche Entscheidung sollte man nun treffen?
Eren ließ den Stock etwas sinken und drehte sich nervös um, da ertönte das Geraschel erneut und das Wesen erfasste ihn. Der Ausdruck war kühl und ernst, Eren hingegen war verwirrt.

"Kein Mucks!"

My everything<3 EreRirenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt