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~Unbekannt~

Mein Blick streifte durch das leere Haus, indem ich mich seit Ewigkeiten aufhalten musste.
Viele Menschen habe ich hier schon eintreten und gehen sehen, glückliche und bittere Momente. Aber ich war nie ein Teil davon, ich war immer nur der Zuschauer.

Bis sie rein kam, in dieses Haus.
Ihre braunen Locken und die gelb gesprenkelten Augen würde ich nie wieder vergessen, das schwor ich mir.
Ich tanzte mit ihr in ihrem Zimmer, ich tröstete sie wenn sie traurig war und lachte über jeden Witz den sie machte, auch wenn er gar nicht witzig war.
Ich war ihr Schatten.
Aber wenn es kein Licht mehr gab, gab es auch keinen Schatten mehr.

Ich fand sie auf dem Dachboden, ihr fragiler Körper hang von der Decke, ein zartes Seidentuch umarmte ihren Hals und hielt sie davon ab, auf den Boden zu stürzen.
Ich sah sie an, nahm ihr Gesicht in meine Hände, aber ihre Haut vernahm nur einen leichten Windhauch.
Ihre blanken, erloschenen Augen starrten in meine zerrissene Seele, in meine Augen.
Das Licht in ihrer Iris war verschwunden und es blieb einzig und allein Dunkelheit zurück, ich.
Doch meine Liebe erlosch nie.
Ich vergaß nie ihren Blick, der mich genau dann traf als sie starb, als sie mich endlich sehen konnte.

Ich sah danach weitere Menschen ein und ausgehen, Jahr für Jahr, aber keiner konnte mich jemals mehr so berühren wie sie.

Hatte meine Dunkelheit, meine Schatten, ihr Licht verschlungen und sie getötet?
Konnte ich sie deshalb nicht vergessen, weil sie in mir weiterlebte?

Ich würde alles dafür geben um dieses Gefühl noch einmal zu empfinden, doch keiner der toten Mädchen schaute mir in die Augen.
Ich bin kein Mörder, immerhin brachten sie sich alle selbst um, auch wenn ich nicht wusste wieso ausgerechnet durch mich, wenn sie mich doch gar nicht sehen konnten.

Aber das interessierte mich sowieso wenig, denn irgendwann traute sich niemand mehr in dieses Haus.
Die Leute erzählten sich es wäre verflucht, da jedes Mädchen darin starb sobald es 18 Jahre alt wurde.

Somit begannen die einsamsten und zunehmenden verzweifelsten Jahrzehnte meines unsterblichen Lebens.
Der Liebeskummer friss mich regelrecht auf, das kleinste Geräusch einer jungen, weiblichen Stimme ließ mich hochfahren und verrückt werden.
Ich verbrachte mehr Tage auf dem Dachboden als ich jemals zählen könnte und streichelte die schon farblich verblassten Halstücher, die mir jedes Mädchen zurück gelassen hatte.
Doch mein Liebstes war das weiße, erste Tuch, ihr Tuch.

Die Zeit war schon längst Nebensache geworden, ein Jahr wurde zu einer Sekunde, schlafen unbedeutend und Liebe zu Hass.

Meine Wünsche wurden zu Flüchen und meine Träume zu Alpträumen.
Jegliche Freude wurde von meiner Dunkelheit erstickt und ich wurde finster.
Mich selbst erlösen konnte ich nicht, mir wurde Unsterblichkeit aufgebunden.
Toll oder etwa nicht? Selbst nicht sterben aber andere sterben sehen.

Ich schwor mir irgendwann, alles Gute in diesem Haus zu töten sobald es es betrat, denn warum sollte jemand anderes glücklich sein wenn ich es nicht sein durfte?

Und dann kam der Tag, an dem jemand seine Füße auf mein Grundstück tat und die Eingangstür energisch aufschwang.
Ein Ehepaar gefolgt von ihrer Tochter.
Sie lächelte als sie eintrat und schaute die große Treppe hinauf auf der ich stand und erstarrte als sie etwas sah, dieses etwas war ich.
Ich erstarrte auch, doch bevor ich es realisierte wendete sie ihren Blick ab und ging schnell weiter.

Ich musste grinsen, das könnte interessant werden.

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Willkommen zu einer neuen Geschichte :D
Ich werde täglich ein neues Kapitel veröffentlichen, also bleibt dran :)

Falls ich Rechtschreibfehler mache oder ihr Kritik äußern wollt dann halte ich euch nicht davon ab es mir zu sagen.

Über Kommentare und so freue ich mich natürlich auch, bis zum nächsten Kapitel!

AidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt