♢.7.♢

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~Jessica~
Endlich war der große Moment gekommen:
Ich durfte endlich hochgehen.

Die lange Treppe machte meine Neugierde nur umso größer.
Als ich den Punkt, wo der Mann vorhin stand, erreichte, überkam mich ein Schauer. Sobald meine Füße den Marmor berührten schienen sie zu gefrieren und um mich herum blieb die Luft stehen.
Ich konnte mich nur schwer von der Stufe weg bewegen und wäre fast bei dem Versuch mich los zureißen rückwärts herunter gefallen.
Mein Fuß löste sich schlagartig von dem Punkt und ich spürte wie ich das Gleichgewicht verlor.
Wie in Zeitlupe bewegte sich mein Körper in Richtung Gravitation und mein Blick glitt an die hohe, dunkle Decke.
Mich überkam dieses unangenehme Gefühl von Panik, aufzukommen.
Doch auf einmal schien mich etwas daran zu hindern weiter zu fallen. Mit aufgerissenen Augen, immer noch auf die Decke gerichtet blieb ich in der Luft stehen und auf einmal war ich wieder in der Gegenwart, dieses Gefühl der Unendlichkeit war vergangen.
Trotz allem schien mich die Luft nicht loszulassen und ich konnte mich nicht bewegen. Naja das ich erstarrt war, konnte man sich ja denken.

Langsam und vorsichtig versuchte ich mich aus dem Griff zu lösen und schaffte es tatsächlich mit zitternden Beinen zurück auf die Treppenstufen. Mal davon abgesehen, das ich gerade in der Luft stecken geblieben bin ohne mich auch nur irgendwo festzuhalten, war ich circa fünf Stufen nach unten "gefallen" und sozusagen einen Meter zu weit oben um aufzukommen.

Auch wenn ich gerade gerne wieder in meiner Heimatstadt sein würde, wollte ich da die Treppe hoch.
Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde ich würde gerade nicht das Dümmste meines Lebens tun.
Aber was kann jetzt noch groß passieren?
Immerhin bin ich gerade fast zu Tode gestürzt und habe vorhin einen fremden Mann gesehen, den ich mir hoffentlich eingebildet habe.

Zittern tat ich trotzdem noch und ich meidete dieses Mal diese eine Treppenstufe. Nicht das das gleiche nochmal passierte.

Als ich oben angekommen war, waren meine Beine nur noch Wackelpudding und ich zerlief bei dem Anblick der Treppenhöhe.
Es ging tatsächlich ganz schön weit runter, auch schon an dem Punkt von gerade eben war es zu hoch um überlebt haben zu können.

Schnell wendete ich den Blick von der Treppe und sah in den langen, schmalen Flur vor mir.
Die Wände waren schwarz und die Tapete hing teilweise runter. Der Holzboden knarzte bei jedem Schritt und war ebenfalls ganz schön dunkel. Ein großes Fenster am Ende des Ganges spendete aber enorm viel Licht und bildete aufgrund eines großen Baumes vor dem Fenster kleine Lichtsprenkel an den Wänden und Boden.
Ich brauchte einen Moment um alles einzufangen; es sah wirklich wunderschön aus.

Ich hatte mit Sicherheit den besten Teil des Hauses abbekommen und machte innerlich Luftsprünge.
Aber die Räume hatte ich mir noch nicht angeschaut, wer weiß was da noch alles zu machen war. Vor allem das Bad würde wahrscheinlich noch viel Arbeit machen mit den ganzen Leitungen und so. Und obwohl der Flur fast perfekt war hing Tapete herunter, die auch erneuert werden müsste. Ich glaube ich würde dann aber auch wieder schwarz nehmen, damit es so blieb wie es war.

Zwei Türen waren auf der linken, die andere auf der rechten Seite.
Ich entschloss mich mir zuerst die linke Seite vorzunehmen und ergriff die alte, goldene Klinke und drückte sie hinunter.

AidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt