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~Jessica~
Es war gerade mal 6 Uhr und ich war extremst müde.
Und nein, ich musste heute nicht in die Schule, es war Samstag, ich musste heute so früh aufstehen, weil wir umzogen.

Ich war von Anfang an gegen diesen Umzug gewesen, da der neue Ort gute zehntausend Kilometer entfernt von allem war, was ich kannte.
Naja vielleicht hatte ich da ein bisschen übertrieben, aber trotzdem.
Immerhin musste ich meine Freunde und meine Schule, die eigentlich ganz in Ordnung war, zurücklassen.

Das einzige was mich da ein bisschen tröstete, als ich von dem Umzug erfuhr, war, dass meine Eltern und ich in ein richtig großes Haus ziehen würden. Kein Vergleich zu unserer wirklich kleinen zwei Zimmer Wohnung mitten in einer Großstadt.
Das Haus selbst war schon uralt, musste laut dem Makler aber nur nach Bedarf renoviert werden, also nichts Notwendiges was viel Geld kosten würde.
Dazu kam, das ich es nicht weit hatte bis zu meiner neuen Schule, die auf den Bildern ehrlich gesagt ein bisschen zu snobisch wirkte mit ihrer riesigen Eingangshalle, Marmorboden, Säulen und Deckenmalereien.
Nicht das es mir nicht gefiel, aber war halt schon anders im Vergleich zu meiner vorherigen Schule mit dem total normalem Foyer, den total normalen Klassenräumen und so weiter, ich glaubte es war klar was ich damit sagen wollte.

Ich schlurfte durch mein fast ganz ausgeräumtes Zimmer zum Bad und machte mich startklar für fünf Stunden Autofahrt.
Unten hörte ich meine Mutter mit meinem Vater über irgendwas, was mit Tanken und Raststätten zu tun hatte reden.
Hoffentlich würde ich ihren berühmten Stress vor einem Aufbruch gut überstehen. Gäbe es für Stress schieben eine Sportart, wäre ich die Tochter zweier Spitzensportler und vielleicht sogar Nachwuchstalent.
Ich ließ mich nämlich immer gerne von Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen, aber nur dann wenn es für mich von Bedeutung war.
Das hieß, dass das was meine Eltern beschäftigte, mich meistens gar nicht juckte.
Oh wenn mich dann aber was juckte sollte man nicht versuchen zu kratzen, das machte es nicht gerade besser.

"Jess komm runter! Wir wollen los!"
Ha.. meine Mutter. Ich hörte sie genauso gut wenn sie nicht durch die Badtür schrie, sondern ganz normal mit mir redete.

"Jaa ich komm ja schon."
Ich band meine dunkelbraunen Haare schnell zu einem Zopf zusammen und zog mich um, in die bequemsten Sachen die ich hatte.
Einen übergroßen Pulli und 'ne Jogginghose, es gab nichts besseres.
Als ich aus dem Bad kam stand meine Mutter immernoch vorne dran und verzog ihr Gesicht als sie mich sah:

"Und so willst du ernsthaft rausgehen?"

"Ja? Ich sitze doch eh die ganze Zeit im Auto."

"Irgendwann kommen wir aber auch an und der erste Eindruck zählt in der neuen Nachbarschaft."

"Als ob es die interessiert das wir dort aufkreuzen."

"Jess bitte, du siehst aus wie einer dieser asozialen Mädchen auf deiner Schule!"

"Wie bitte?! So sehe ich zu Hause immer aus!"

"Ich weiß."

Stille um uns herum.
Meine Kinnlade könnte jetzt offen gestanden haben, dafür war ich mir aber zu stolz.
Immernoch totenstill, ich hörte meinen Vater nur irgendwas leise vor sich hin singen, während er Koffer verlud.
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"Boah okay, ich zieh mich um."

AidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt