♢.5.♢

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~Jessica~
Meine Mutter schloss die dunkle Eingangstür auf.
Insgesamt war das ganze Haus relativ düster, aber ich fand solche Dinge schon immer faszinierend. Allein die Vorstellung im Winter bei Schnee dort drinnen eingekuschelt auf meinem Bett zu sitzen, machte mich schon glücklich.

Ich folgte meinen Eltern in die, zu meiner Überraschung große Eingangshalle. Warum zur Hölle war dieses Anwesen so günstig?

Doch bevor ich mich in der Halle großartig weiter umsehen konnte blieb mein Blick an einer Gestalt auf der ebenfalls großen Treppe hängen.
Es war so als wäre die Zeit plötzlich eingefroren, meine Sicht wurde verzerrt, aber dieses etwas blieb deutlich zu erkennen.
Es, nein, er trug einen langen schwarzen Mantel, welcher an den Enden zerfledderte, seine Haut war unglaublich blass und seine rabenschwarzen Haare glänzten im fahlen Licht schon fast blau. Doch das war nicht das Unglaublichste an seiner Gestalt. Zwischen seinen dunklen Haaren ragten zwei, nach oben gebogene Hörner in die Luft.
Auch er starrte mich an, so als wäre ich hier die Merkwürdige, aber sogleich zogen sich seine Mundwinkel nach oben, zu einem unheimlichen Grinsen.

Ich wendete meinen Blick schnell ab und alles um mich herum bewegte sich auch wieder. Zur Treppe zu schauen traute ich mich nicht mehr.
Hatte ich gerade den Teufel persönlich gesehen oder was war das gerade? Es waren vielleicht nur zwei Sekunden gewesen, aber ich war verstört. Ich glaubte ich konnte mir die Frage über den Preis des Hauses jetzt selbst beantworten.

Sollte ich meinen Eltern davon erzählen?
Ich glaubte lieber nicht, später denken sie noch ich wäre verrückt geworden. Vielleicht hatte ich mir das auch nur eingebildet? Immerhin waren wir lange unterwegs gewesen und ich wurde regelrecht aus dem Schlaf gerissen. Ja, das muss es gewesen sein. Ich meinte, wenn ich ihn nochmal sehen sollte war ich entweder total verrückt geworden oder es gab ihn wirklich. Aber warum hatten ihn meine Eltern dann nicht gesehen? Sie waren die ersten im Haus. Ich musste es mir wirklich eingebildet haben.

In der Küche fand ich meine Mutter wie sie sich alles ganz genau anschaute und mit meinem Vater schon Pläne für Möbel und so weiter machte.
Immernoch aufgewühlt hörte ich ihnen nicht zu und schaute mich auch um. Aber nur in der Küche, weil sie dort auch waren. Und nein, ich war keine Memme nur weil ich gerade einen gehörnten Mann in unserem neuen Haus gesehen hatte, hunderte Kilometer entfernt von allem was ich kannte.

Dafür, dass dieses Haus schon seit Ewigkeiten nicht renoviert worden war, sahen die Schränke und die Möbel insgesamt noch sehr gut aus. Nur ein paar Macken und Kratzer, aber das hatte doch seinen Scharm, oder?

"[...] genau, das muss alles raus hier. Viel zu veraltet."

Ich wurde hellhörig und schaute meine Eltern empört an.

"Euer Ernst? Das ist doch noch alles gut oder nicht? Klar, sowas wie 'ne Spülmaschine brauchen wir schon und neue Leitungen, aber dann machen wir das Haus doch kaputt. Hier würde es dann so aussehen wie überall auch. Modern, aber nackt und kalt."

Die beiden setzten so einen "Du-hast-hier-nichts-zu-sagen"-Blick auf und gaben mir dementsprechend eine Antwort:

"Jess, du willst doch nicht ernsthaft das wenn Leute hier vorbei kommen denken wir wären Hinterwäldler?"

"Nein natürlich nicht, aber-"

"Kein Aber. Ende der Diskussion."

In meinem Kopf äffte ich sie nach. "Ende der Diskussion", war klar. Hatte ich hier denn gar nichts zu sagen? Nur weil ich das Kind war. Noch. Ich war immerhin schon siebzehn hehe.

AidenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt